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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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directer Verbindung, so daß er vor dessen Ankunft nicht abfahren durfte. Offenbar hätte nun zu Yokohama bereits eine Verspätung um vierundzwanzig Stunden stattgefunden; die ließ sich jedoch während der zweiundzwanzig Tage der Fahrt durch's Stille Meer leicht wieder einbringen. Diese vierundzwanzig Stunden abgerechnet, befand sich also Herr Fogg, fünfunddreißig Tage nach seiner Abfahrt aus London, in Uebereinstimmung mit seinem Programm.
    Da der Carnatic erst um fünf Uhr des folgenden Tages abfuhr, so hatte Herr Fogg sechzehn Stunden Zeit für seine Geschäfte, d.h. in Betreff der Mrs. Aouda. Beim Aussteigen bot er der jungen Frau seinen Arm und führte sie zu einem Palankin. Die Träger bezeichneten ihm das
Hôtel
des
Club
zum Einkehren. Passepartout ging hinter dem Palankin drein, und nach zwanzig Minuten kamen sie im Gasthofe an.
    Es wurde für die junge Frau eine Wohnung genommen, und Phileas Fogg sorgte dafür, daß ihr nichts mangelte. Hierauf sagte er ihr, er wolle [116] unverzüglich ihre Verwandten aufsuchen, deren Obhut er sie zu Hongkong überlassen sollte. Während dessen mußte Passepartout im Hôtel seine Rückkehr abwarten, um die junge Frau nicht allein zu lassen.
    Der Gentleman ließ sich auf die Börse führen, wo ein Mann, wie der honorable Jejech, der zu den reichsten Kaufleuten der Stadt gehörte, unfehlbar gekannt sein mußte.
    Der Sensal, an welchen Herr Fogg sich wendete, kannte auch wirklich den parsischen Kaufmann. Aber seit zwei Jahren wohnte derselbe nicht mehr in China. Nachdem er sich ein Vermögen gemacht, hatte er sich in Europa etablirt, – in Holland, glaubte man, weil er während seiner kaufmännischen Thätigkeit in zahlreichen Verbindungen mit diesem Lande gestanden hatte.
    Als Phileas Fogg in's Hôtel zurückkam, ließ er sich sogleich bei Mrs. Aouda zum Besuch anmelden, und theilte ihr dann mit, daß der honorable Jejech nicht mehr zu Hongkong, vermuthlich in Holland wohne.
    Mrs. Aouda antwortete darauf nicht sogleich. Sie strich mit der Hand über ihre Stirne, und besann sich eine kleine Weile. Nachher sprach sie mit sanfter Stimme:
    »Was soll ich nun anfangen? Herr Fogg.
    – Das liegt auf der Hand, sagte der Gentleman. Mit nach Europa gehen.
    – Aber das wäre Mißbrauch ...
    – Kein Mißbrauch, und Ihre Anwesenheit stört mein Programm durchaus nicht. – Passepartout?
    – Zu dienen, mein Herr.
    – Gehen Sie auf den Carnatic und nehmen Sie drei Cabinen.«
    Passepartout war höchlich erfreut, daß die Reise in Gesellschaft der jungen Frau, die gegen ihn sehr freundlich war, fortgesetzt wurde, und ging sogleich seinen Auftrag auszurichten.
[117]

Neunzehntes Capitel.
Passepartout nimmt zu lebhaften Antheil an seinem Herrn.
    Hongkong ist nur ein Inselchen, das im Vertrag von Nanking nach dem Kriege von 1842 den Engländern als Eigenthum eingeräumt wurde. In einigen Jahren schuf dort das Colonisationsgenie Großbritanniens eine bedeutende Stadt mit dem Hafen Victoria. Die Insel liegt an der Mündung des Cantonflusses, nur sechzig Meilen von der portugiesischen Stadt Macao, die auf dem andern Ufer sich befindet. Es konnte nicht fehlen, daß Hongkong in einem Handelswettkampf über Macao den Sieg davon trug, und bereits ist der chinesische Transithandel zum größten Theil über die englische Stadt geleitet. Docks, Spitäler, Werfte, Lagerhäuser, eine gothische Kathedrale, ein Regierungsgebäude, macadamisirte Straßen, alles giebt der Colonie das Aussehen, als sei eine der Handelsstädte der Grafschaft Kent oder Surrey, über den Erdball wandernd nach China, hierhin, fast zu den Antipoden, verpflanzt.
    Passepartout schlenderte, die Hände in den Taschen, nach dem Hafen Victoria zu und besah sich die Palankin, Schubkarren mit Segeln, die im himmlischen Reiche noch beliebt sind, und diese ganze Masse von Chinesen, Japanesen und Europäer, welche sich in den Straßen drängte.
    Fast fand er auf seinem Gange noch einmal Bombay, Calcutta oder Singapore. So giebt's eine Kette von englischen Städten rings um die Erde herum.
    Passepartout kam im Hafen Victoria an, bei der Mündung des Cantonflusses. Da war ein Gewühl von Schiffen aller Nationen, Engländern, Franzosen, Amerikanern, Holländern, Kriegs- und Handels-Fahrzeugen, Japanischen oder chinesischen Barken, Jonken, Sempa's, Tanka's und sogar schwimmende Blumenbeete.
    Beim Weitergehen bemerkte Passepartout eine Anzahl Eingeborener in gelber Kleidung, alle schon hochbetagt. Als er in eine chinesische Barbierstube

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