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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Herrn Fogg bei Seite nehmen zu müssen, und sagte zu ihm:
    »Mein Herr ...«
    Dies Wort kam ihm schwer über die Lippen, und es kostete ihn Ueberwindung, diesen Herrn nicht am Kragen zu fassen!
    »Mein Herr, Sie haben die Gefälligkeit gehabt, mir einen Platz auf Ihrem Boot anzubieten. Aber, obwohl meine Mittel mir nicht so reichlich fließen, wie Ihnen, so will ich meinen Antheil bezahlen ...
    – Reden wir nicht davon, mein Herr, versetzte Herr Fogg.
    – Aber doch, es ist mir ...
    – Nein, mein Herr, wiederholte Herr Fogg in einem Tone, der eine Erwiderung ausschloß. Es gehört das zu den Gesammtkosten!«
    Fix verneigte sich, er hätte bersten mögen; er begab sich auf's Vordertheil des Schiffes und sprach den ganzen Tag kein Wort weiter.
    [136] Indessen kam man rasch vorwärts, und John Bunsby machte sich gute Hoffnung. Er sagte einigemal zu Herrn Fogg, man werde noch zu rechter Zeit nach Schangai kommen, worauf Herr Fogg nur erwiderte, er rechne darauf.
    Auf hoher See. (S. 133.)
     
    Uebrigens ließ es die ganze Mannschaft an Eifer nicht fehlen; die Prämie spornte sie. Man hätte bei einem Wettschiffen des Royal-Yacht-Clubs nicht strenger manövrirt.
    Am Abend zeigte das Log, daß man von Hongkong aus zweihundertundzwanzig [137] Meilen zurückgelegt hatte, und Phileas Fogg konnte sich Hoffnung machen, daß er bei seiner Ankunft in Yokohama keine Verspätung in sein Programm werde einzutragen haben. So sollte denn auch das erste ernstliche Hinderniß, worauf er seit seiner Abfahrt aus London gestoßen, ihm wahrscheinlich keinen Schaden bringen.
    Im Seesturm. (S. 139.)
     
    Während der Nacht, gegen Morgen, fuhr die Tankadere frisch in die Straße Fo-Kien hinein, welche die große Insel Formosa von der chinesischen Küste scheidet, und durchschnitt den Wendekreis des Krebses. In dieser [138] Straße war das Meer sehr aufgeregt, voll Wirbel, welche die Gegenströmung veranlaßte. Die Goelette hatte viel mit den gebrochenen Wellen zu schaffen, welche ihren Lauf hemmten. Es hielt sehr schwer, sich auf dem Verdeck aufrecht zu halten.
    Mit Tagesanbruch wurde der Wind noch stärker, und am Himmel ergaben sich Vorzeichen eines Windstoßes. Uebrigens kündigte der Barometer eine bevorstehende Luftveränderung an; er bewegte sich unregelmäßig, und das Quecksilber gerieth in launische Schwankungen. Man sah auch südöstlich das Meer in hochgehenden Wellen aufgeregt, was auf Sturm hindeutete. Am Abend zuvor war die Sonne in rothem Nebel untergegangen unter phosphorescirendem Funkeln des Oceans.
    Der Pilot nahm lange dieses schlimme Aussehen des Himmels in Erwägung und brummte unverständliche Worte zwischen den Zähnen. Einmal, da er neben seinem Passagier stand, sprach er leise zu ihm:
    »Man kann mit Ew. Gnaden offen reden?
    – Ja wohl, erwiderte Phileas Fogg.
    – Nun, wir werden einen Windstoß bekommen.
    – Von Norden oder Süden her? fragte Herr Fogg.
    – Von Süden. Sehen Sie, eine Trombe wird's geben.
    – Von Süden her mag der Windstoß immer kommen, er wird uns richtig vorwärts befördern, erwiderte Herr Fogg.
    – Nehmen Sie's so, versetzte der Pilot, so hab' ich nichts weiter zu sagen.«
    Die Ahnungen John Bunsby's täuschten nicht. Zu einer weniger vorgerückten Jahreszeit würde die Trombe, nach dem Ausspruch eines berühmten Meteorologen, wie eine mit elektrischen Flammen erleuchtete Cascade zerfließen, aber im Winter-Aequinoctium war zu befürchten, daß sie heftiger losbrach.
    Der Pilot traf seine Vorkehrungen. Er ließ alle Segel der Goelette einziehen, und die Stangen auf dem Verdeck herabnehmen. Die Lucken wurden sorgfältig verwahrt, so daß kein Tropfen Wasser in's Innere dringen konnte. Ein einziges dreieckiges Segel, ein Focksegel von starkem Zeug, wurde aufgehißt, um die Goelette beim Treiben des Windes zu halten. So wartete man ab.
    John Bunsby hatte die Passagiere aufgefordert, sich in die Cabine hinab [139] zu begeben; aber in dem engen Raum, fast ohne Luft und bei den Wellenstößen, hatte diese Einsperrung nichts Angenehmes. Weder Herr Fogg, noch Mrs. Aouda, selbst Fix mochten sich nicht dazu verstehen.
    Gegen acht Uhr brach ein Unwetter mit Regen und Windstößen aus; so daß die Tankadere, hätte sie mehr Segel aufgespannt gehabt, wie eine Feder in die Lüfte gewirbelt worden wäre. Wollte man die Schnelligkeit eines solchen Windes mit der vierfachen einer Locomotive bei vollem Dampf vergleichen, so bliebe man noch hinter der Wahrheit zurück.
    Während des ganzen Tages flog so

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