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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie allemal ein Auskunftsmittel, sich nicht zu langweilen.
    – Ich wäre wahrlich neugierig, sagte Altamont, zu wissen, wie sie das angefangen haben; es gehören sehr erfindungsreiche Geister dazu, um einer solchen Lage noch erheiternde Seiten abzugewinnen. Sie gaben sich, denk’ ich, nicht Räthsel zu lösen auf!
    – Nein, es fehlte aber nicht viel, versetzte der Doctor; sie hatten in diese hochnördlichen Länder zwei mächtige Zerstreuungsmittel eingeführt: die Presse und das Schauspiel.
    – Wie? Sie hatten ein Journal? fragte der Amerikaner.
    – Sie spielten Komödie? rief Bell.
     

    Ein Bericht über Parry’s Nordpolfahrt. (S. 348.)
     
    – Allerdings, und sie fanden auch ein wahrhaftes Vergnügen dabei. So schlug der Commandant Parry bei Gelegenheit der Ueberwinterung auf der Insel Melville seinen Leuten diese beiden Arten Vergnügungen, und zwar mit bestem Erfolge vor.
    – Nun, offen gestanden, meinte Johnson, ich hätte wohl dabei sein mögen, das muß merkwürdig gewesen sein.
    – Merkwürdig und unterhaltend, mein braver Johnson; der Lieutenant Beechey wurde Theaterdirector, und der Kapitän Sabine Hauptredacteur der ›Winter-Chronik‹, oder ›Zeitung für Nord-Georgia.‹
    – Schöne Titel, sagte Altamont.
    – Diese Zeitung erschien vom 1. November 1819 bis 20. März 1820 jeden Montag. Sie berichtete Alles, was auf die Ueberwinterung Bezug hatte, über die Jagden, kleine Vorkommnisse, Unfälle, über Witterung und Temperatur; sie enthielt eine mehr oder weniger ergötzliche Chronik; zwar durfte man den Geist eines Sterne nicht darin suchen, oder etwa die schönen Artikel des ›Daily-Telegraph‹; aber doch half man sich immerhin damit fort und zerstreute sich; die Leser waren weder zu peinlich noch blasirt und niemals, glaub’ ich, wird die Aufgabe eines Tagesschriftstellers eine angenehmere gewesen sein.
    – Wahrlich, sagte Altamont, ich wäre wohl begierig, Auszüge aus dieser Wochenschrift zu kennen, mein lieber Doctor; ihre Artikel müssen doch vom ersten Wort bis zum letzten von Frost gestarrt haben.
     

    (S. 350.)
     
    – Gott bewahre, entgegnete der Doctor; was jedenfalls der Philosophischen Gesellschaft in Liverpool oder dem Literarischen Institut in London etwas naiv vorgekommen wäre, das genügte doch den im Schnee vergrabenen Mannschaften vollkommen. Wollen Sie selbst darüber urtheilen?
    – Was? Sie hätten das im Gedächtniß behalten …?
    – Das zwar nicht, aber Sie hatten Parry’s Reisen an Bord des Porpoise, und ich brauche nur seine eigenen Berichte vorzulesen.
    – Ja, thun Sie es! riefen die Gefährten des Doctors.
    – Nichts leichter als das.«
    Der Doctor suchte das betreffende Werk in dem Schranke des Salons, und fand leicht die einschlagende Stelle.
    »Seht, sagte er, da haben wir einige Auszüge aus der ›Zeitung für Nord-Georgia.‹ Hier ist ein an den Hauptredacteur gerichtetes Schreiben:
     
    ›Mit wahrer Befriedigung wurde in unserer Mitte Ihr Vorschlag zur Begründung einer Zeitung aufgenommen. Ich bin der Ueberzeugung, daß sie unter Ihrer Leitung uns manches Vergnügen bereiten und die Last unserer hundert finsteren Tage wesentlich erleichtern wird.
    Bei dem Interesse, welches ich persönlich daran nehme, habe ich den Eindruck Ihrer Anzeige auf die ganze Gesellschaft zu ermitteln gesucht, und ich kann Sie versichern, daß, um die der Londoner Presse geläufigen Ausdrücke zu gebrauchen, die Sache bei unserem Publicum eine tiefe Sensation hervorgerufen hat.
    Am Tage nach dem Erscheinen Ihres Prospectes entstand an Bord eine ganz ungewohnte, noch nie dagewesene Nachfrage nach Tinte. Die grünen Decken unserer Tische hatten sich bald mit einer wahren Sündfluth von Federabschnitzeln bedeckt, zum großen Verdrusse eines unserer Diener, der sich beim Abschütteln einen davon unter den Nagel stach.
    Ich weiß endlich aus guter Quelle, daß der Sergeant Martin nicht weniger als neun Federmesser zu schleifen hat. All’ unsere Tische kann man unter der ungewohnten Last der Schreibepulte sich beugen sehen, die seit zwei Monaten nicht das Tageslicht gesehen hatten, und man sagt sogar, daß man aus den Tiefen des Schiffsraumes manches Ries Papier, das nicht so bald aus seiner Ruhe gestört zu werden glaubte, hervorgeholt habe.
    Vergessen will ich nicht, Ihnen mitzutheilen, wie ich einigen Verdacht habe, daß man versuchen wird, in Ihren Briefkasten einige Artikel schlüpfen zu lassen, welche, da sie jeder Originalität entbehren und keineswegs noch

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