Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
ungedruckt sind, Ihrem Plane nicht entsprechen dürften. Ich kann versichern, daß schon gestern Abend ein Autor zu sehen war, der in der einen Hand einen aufgeschlagenen Band des »Spectators« hielt, während er mit der anderen seine Tinte an der Lampenflamme aufthaute! Es wird unnütz sein, Ihnen zu empfehlen, daß Sie sich vor solcher Arglist hüten; wir wollen nicht das in der »Winterchronik« wieder erscheinen sehen, was unsere Vorfahren, vielleicht vor einem Jahrhundert, beim Frühstück lasen.‹
     
    – Gut, sehr gut, sagte Altamont, als der Doctor zu Ende gelesen hatte, darin ist wirklich gesunder Humor, und der Verfasser des Briefes muß ein rechter Schlaukopf gewesen sein.
    – Schlaukopf, das ist das rechte Wort, antwortete der Doctor. Doch halt, da ist noch eine Anzeige, der es auch nicht an Humor fehlt:
     
    ›Gesucht wird eine gut beleumundete Frau in mittleren Jahren, um den Damen der Truppe des königlichen Theaters im nördlichen Georgia bei der Toilette behilflich zu sein. Neben angemessenem Salär gewährt man ihr Thee und Bier nach Belieben. Adressen werden an das Theater-Comité erbeten. –
NB.
Eine Witwe erhielte den Vorzug.‹
     
    – Meiner Treu’, sagte Johnson, unsere Landsleute waren für den Spaß noch nicht verdorben.
    – Aber die Witwe, fragte Bell, hat diese sich gefunden?
    – Man sollte es wohl glauben, erwiderte der Doctor, denn hier findet sich auch eine an das genannte Comité gerichtete Antwort:
     
    ›Meine Herren, ich bin Witwe und sechsundzwanzig Jahre alt. Für mein Verhalten und meine Geschicklichkeit kann ich unwiderlegliche Zeugnisse beibringen. Bevor ich aber die Toilette der Künstlerinnen an Ihrer Bühne in die Hand nehme, möchte ich wissen, ob dieselben ihre Hosen beibehalten wollen, und ob man mir zum Schnüren und Binden der Corsets zwei handfeste Matrosen zur Hilfe giebt. Wenn das der Fall ist, meine Herren, so zählen Sie auf Ihre ergebene Dienerin
     
    A. B.
     
    Nachschrift. Könnten Sie nicht Branntwein statt des Halbbieres liefern?‹
     
    – Ah, bravo! rief Altamont, ich sehe nun schon Kammerfrauen, die mit der Schiffswinde zusammenschnüren. Aber wahrlich, lustig waren sie, die Begleiter des Kapitän Parry.
    – Wie alle diejenigen, welche je ihr Ziel erreicht haben«, versetzte Hatteras.
    Hatteras warf diese Bemerkung mitten in die Unterhaltung dazwischen, dann verfiel er wieder in sein gewohntes Schweigen. Der Doctor, der auf diesen Punkt nicht weiter eingehen wollte, las unverweilt weiter.
    »Hier findet sich nun, fuhr er fort, ein Gemälde der Leiden im hohen Norden; man könnte es in’s Unendliche vervielfältigen; aber einige Beobachtungen sind gar zu treffend. Urtheilen Sie selbst:
     
    Morgens ausgehen, um frische Luft zu schöpfen und beim ersten Schritt aus dem Schiffe ein unfreiwilliges kaltes Bad in dem Wasserloche des Kochs nehmen.
    Auf die Jagd gehen, einem prächtigen Rennthier begegnen, anlegen und Feuer zu geben versuchen, und dann den abscheulichen Fehler begehen, von der Pfanne blitzen zu lassen, weil die Ladung feucht war.
    Sich mit einem weichen Stück Brod auf den Weg begeben, und wenn man Appetit fühlt, es so hart zu finden, daß man wohl die Zähne zerbrechen kann.
    Plötzlich die Tafel verlassen, da man hört, ein Wolf sei in Sicht des Fahrzeugs, und bei der Rückkehr sein Essen von der Katze verzehrt finden.
    Vom Spaziergang heimkehren, sich tiefen und nützlichen Grübeleien hingeben und plötzlich durch die Umarmung eines Bären wieder herausgerissen werden.«
     
    – Sie sehen, meine Freunde, wir würden nicht verlegen sein, dem noch mehrere andere polare Unannehmlichkeiten hinzuzufügen; aber wenn man diese einmal ertragen mußte, war es doch ein Vergnügen, sie zu constatiren.
    – Das ist wahrlich eine unterhaltende Zeitschrift, sagte Altamont, und es ist schade, daß wir sie nicht halten können.
    – Wenn wir nun versuchten, selbst eine zu gründen, bemerkte Johnson.
    – Wir, zu Fünf? erwiderte Clawbonny; wir würden höchstens die Redacteure dazu sein, und es bliebe keine hinreichende Zahl von Lesern.
    – Nicht mehr als Zuschauer, wenn wir uns in den Kopf setzten, Komödie zu spielen, fügte Altamont hinzu.
    – Was das betrifft, Herr Clawbonny, sagte Johnson, so erzählen Sie uns doch Etwas vom Theater des Kapitän Parry; gab man da neue Stücke?
    – Ohne Zweifel; anfangs wurden zwar zwei Bände mit solchen, die auf dem »Hekla« mit eingeschifft waren, benutzt; da aber alle vierzehn Tage eine Vorstellung

Weitere Kostenlose Bücher