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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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annehmen, daß sie den Kreis ihrer Nachforschungen immer enger um das Fort Providence ziehen werden.
    – Das werden wir wohl sehen, antwortete der Amerikaner.
    – Nun wollen wir unseren Weg fortsetzen, sagte der Doctor, aber wachsamen Auges!«
    Die Jäger lugten scharf aus; sie mochten fürchten, hinter irgend einem kleinen Eisberge lauere ein Bär; häufig hielten sie große Blöcke, die ungefähr die Form und Farbe derselben hatten, auch selbst für solche; aber zuletzt und zu ihrer großen Befriedigung war es immer eine Täuschung.
    Endlich kamen sie dem Bergkegel wieder nahe, von wo aus ihr Blick vergeblich vom Cap Washington bis zur Insel Johnson streifte.
    Sie sahen Nichts; Alles war unbeweglich und weiß; kein Geräusch, kein Krachen des Eises war hörbar.
    So kehrten sie in das Schneehaus zurück.
    Hatteras und Johnson wurden mit dem Vorgefallenen bekannt gemacht, und man beschloß mit angestrengtester Aufmerksamkeit zu wachen. Die Nacht kam; Nichts störte ihre Ruhe, Nichts ließ sich hören, was die Nähe einer Gefahr verrathen hätte.
    Am folgenden Tage machten sich Hatteras und seine Begleiter schon mit der Morgendämmerung wohlbewaffnet auf, den Zustand der Schneefläche nachzusehen; sie entdeckten Spuren, die denen des vorigen Tages vollkommen entsprachen, aber näher waren. Offenbar machten die Feinde Anstalt, das Fort Providence zu belagern.
    »Sie haben ihre zweite Parallele eröffnet, sagte der Doctor.
    – Sie haben sogar einen Posten vorgeschoben, erwiderte Altamont; sehen Sie dort diese Fährte, sie gehört einem gewaltigen Thiere an.
    – Ja, sagte Johnson, diese Bären kommen nach und nach heran; es ist augenscheinlich, daß sie uns angreifen wollen.
    – Das unterliegt keinem Zweifel, entgegnete der Doctor, darum vermeiden wir, uns sehen zu lassen. Wir sind nicht stark genug, um mit Erfolg einen offenen Kampf aufzunehmen.
    – Aber wo mögen diese verdammten Bären sein? rief Bell.
    – Hinter irgend einem Schollenhaufen im Osten, von wo aus sie uns beobachten; wir wollen uns keinem unklugen Abenteuer aussetzen.
    – Und die Jagd? warf Altamont ein.
    – Werden wir einige Tage aufschieben; wir wollen auf’s Neue die nächsten Fährten verlöschen, und morgen nachsehen, ob sie wieder da sind. So werden wir uns bezüglich der Manoeuvres unserer Feinde auf dem Laufenden erhalten.«
    Des Doctors Rath ward befolgt, und man zog sich wieder in das Fort zurück. Die Anwesenheit dieser furchtbaren Thiere machte jeden Ausflug unmöglich. Man überwachte aufmerksam die Umgebungen der Victoria-Bai. Der Leuchtthurm wurde gelöscht, er hatte jetzt keinen thatsächlichen Nutzen und erregte eher die Aufmerksamkeit der Thiere; die Laterne und die Leitungsschnüre wurden in das Haus hereingenommen; ferner begab sich Einer nach dem Anderen zur Umschau auf das obere Plateau.
    Nun hatten sie auf’s Neue die Unlust der Abschließung auszuhalten; aber konnten sie anders handeln? In einen so ungleichen Kampf konnte man sich nicht einlassen, und das Leben jedes Einzelnen war zu kostbar, um es unklug auf’s Spiel zu setzen. Wenn die Bären Nichts mehr sahen, gaben sie vielleicht das Spüren auf, und traf man sie bei einem Ausfluge einzeln, so waren sie schon mit Erfolg anzugreifen.
     

    Diese Unthätigkeit wurde indeß auch durch ein neues Interesse belebt; es galt zu wachen, und Keiner bedauerte, ein wenig Vorposten stehen zu müssen.
    Der 28. April verging ohne ein Lebenszeichen der Feinde.
    Am anderen Tage suchte man mit lebhafter Neugierde die Fährte wieder auf, und war nicht wenig erstaunt, keine zu finden. Weit und breit sah man nur die unberührte Schneefläche.
    »Gut! rief Altamont, die Bären haben ihr Spüren aufgegeben, sie hatten keine Ausdauer und wurden des Wartens müde. Sie sind fort! Glückliche Reise! Und nun auf, zur Jagd!
    – Halt! Halt! wendete der Doctor ein, wer weiß? Zu größerer Sicherheit, meine Freunde, verlange ich noch einen Tag Ueberwachung; sicher ist nur, daß der Feind diese Nacht nicht zurückgekehrt ist, mindestens nicht von dieser Seite her …
    – So umgehen wir das ganze Plateau, sagte Altamont, dann wissen wir gleich, woran wir sind.
    – Recht gern!« erwiderte der Doctor.
    Aber mochte man auch noch so achtsam den ganzen Raum innerhalb zwei Meilen absuchen, es war unmöglich, nur die geringste Fährte zu entdecken.
    »Nun, gehen wir nun jagen? fragte ungeduldig der Amerikaner.
    – Warten wir bis morgen, entgegnete der Doctor.
    – Also bis morgen«, versetzte

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