Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
Stunde lang fort, als er zwei bis drei Meilen unter dem Winde einen heftigen, deutlichen Knall hörte.
»Schön! sagte der alte Seemann, sie haben Etwas gefunden, und ohne weit zu gehen, da man den Schall so deutlich hört. Zudem ist die Atmosphäre sehr rein!«
Ein zweiter Knall und ein dritter folgten sich Schlag auf Schlag.
»Nun, sagte Johnson, die sind an einem guten Platze.«
Da fielen noch, offenbar näher, drei weitere Schüsse.
»Sechs Schuß! stutzte Johnson, nun haben sie keine Ladung mehr in den Gewehren, das muß heiß hergegangen sein. Oder sollten etwa gar …..«
Johnson erblaßte bei dem Gedanken, der ihm kam; schnell sprang er aus dem Hause und klomm in wenigen Augenblicken den kleinen Abhang bis zum Gipfel des Kegels empor. Was er sah, machte ihn erzittern.
»Die Bären!« rief er aus.
Die drei Jäger kamen, gefolgt von Duk, in vollem Laufe daher, verfolgt von fünf gewaltigen Thieren; ihre sechs Kugeln hatten jene nicht abzuwehren vermocht; die Bären liefen schneller als sie; Hatteras, der zurück war, verlor an Zwischenraum zwischen sich und den Thieren, und konnte diesen nur dadurch, daß er seine Mütze, seine Hacke und sogar seine Flinte wegwarf, erhalten. Die Bären hielten ihrer Gewohnheit gemäß an, um jeden ihrer Neugierde preisgegebenen Gegenstand zu beschnüffeln, und verloren so etwas an Terrain, während sie sonst das schnellste Pferd überholt hätten.
So kamen Hatteras, Altamont und Bell, außer Athem vom Laufen, bei Johnson an und ließen sich mit ihm die Böschung nach dem Schneehaufe hinabgleiten.
Die fünf Bären waren ihnen dicht auf dem Nacken, und der Kapitän mußte noch mit seinem Messer einen Tatzenschlag pariren, der kräftig nach ihm geführt wurde.
In Zeit von einem Augenblicke waren Hatteras und seine Genossen im Hause eingeschlossen. Die Bären waren zunächst auf dem durch die Abstumpfung des Kegelberges gebildeten Plateau zurückgeblieben.
»Endlich, rief Hatteras, werden wir uns nun besser vertheidigen können, Fünf gegen Fünf!
– Nur Vier gegen Fünf, sagte Johnson voll Schrecken.
– Wie das? fragte Hatteras.
Der Angriff der Eisbären. (S. 366.)
– Der Doctor! antwortete Johnson nur, auf das leere Zimmer zeigend. – Nun?
– Er ist nach der Insel zu gegangen!
– Der Unglückliche! rief Bell aus.
– So können wir ihn nicht verlassen, meinte Altamont.
– Nein, machen wir uns auf!« sprach Hatteras.
Schnell öffnete er die Thür, aber konnte sie kaum rechtzeitig wieder schließen; ein Bär hätte ihm beinahe mit einem Tatzenschlage den Schädel zertrümmert.
»Sie sind da! schrie er.
– Alle? fragte Bell.
– Alle!« erwiderte Hatteras.
Altamont sprang nach den Fenstern, deren Oeffnungen er mit Eisstücken aus den inneren Wänden verrammelte; seine Genossen thaten dasselbe; durch Nichts ward das Schweigen unterbrochen, als durch Duks verhaltenes Bellen.
Das muß man jedoch den Männern nachsagen, daß sie nur Ein Gedanke beseelte: sie vergaßen die eigene Gefahr und dachten nur an den Doctor; an ihn, nicht an sich. Der arme Clawbonny! So gut, so ergeben, die Seele der kleinen Colonie! Zum ersten Male war er nicht da; die größten Gefahren, vielleicht gar ein schrecklicher Tod warteten sein, denn nach Beendigung seines Ausflugs würde er ruhig nach Fort Providence zurückkehren und plötzlich vor den wilden Bestien stehen.
Und es gab kein Mittel, das zu verhüten!
»Jedoch, wenn ich mich nicht sehr täusche, sagte Johnson, wird er auf seiner Hut sein; Ihr wiederholtes Feuern muß ihn aufmerksam gemacht haben und ihn glauben lassen, daß irgend etwas Außergewöhnliches vorgehe.
– Wenn er aber zu fern von hier war, antwortete Altamont, und es nicht gehört hätte? Mit der Wahrscheinlichkeit von acht zu zehn wird er ohne Ahnung einer Gefahr zurückkehren. Die Bären sind durch den Wall des Forts verdeckt, so daß er sie vorher nicht sehen kann.
– Wir müssen uns also von diesen gefährlichen Gästen vor seiner Rückkehr befreien, erwiderte Hatteras.
– Aber wie?« fragte Bell.
Die Antwort hierauf war nicht leicht. Ein Ausfall erschien unausführbar. Man hatte Mühe gehabt, den Verbindungsgang zu verbarrikadiren, aber die Bären konnten, wenn es ihnen einfiel, dieser Hindernisse leicht Meister werden; sie wußten recht gut, wie sie bezüglich der Zahl und der Stärke ihrer Gegner daran waren, welche ohne Schwierigkeit bis zu ihnen gelangen konnten.
Die Gefangenen vertheilten sich in alle Räume von
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