Reisestipendien
Gin berauschte Gefangene verschiedene Frachtstücke in Brand gesetzt. Schon hörte man das Holzwerk im Raume knisternd und krachend zerspringen.
War diese Feuersbrunst noch zu löschen?… Vielleicht… wenn man die Luken öffnete und den Frachtraum überschwemmte. Damit wäre aber Harry Markel mit seiner Bande befreit worden und hätte sich des »Alert« wieder bemächtigen können. Statt die Flammen zu unterdrücken, hätten die Schurken die Passagiere abgeschlachtet und ins Meer geworfen.
Inmitten zunehmenden Geschreis wälzten sich immer dickere Rauchwolken über das Verdeck, dessen ausgepichte Fugen schon auseinander zu weichen anfingen. Gleichzeitig donnerten einige Explosionen, mehr unter dem Vorderteile, wo verschiedene Tonnen mit Alkohol lagerten. Die Gefangenen mußten in dem von der Luft abgeschlossenen Frachtraum schon halb erstickt sein.
»Will, Will!« riefen John Howard, Tony Renault und Albertus Leuwen, indem sie diesem die Arme entgegenstreckten.
Es schien fast, als ob sie ihn um Erbarmen für Harry Markel und dessen Leute anflehen wollten.
Doch nein… das Wohl aller duldete hier keine Schwäche, kein menschliches Mitleid!
Außerdem war auch kein Augenblick zu verlieren gegenüber einer Feuersbrunst, die man nicht mehr bewältigen konnte und die in kurzer Zeit das ganze Schiff zu verzehren drohte. Jetzt galt es nur noch, den »Alert« zu verlassen, dessen frühere Besatzung mochte mit ihm zu Grunde gehen.
Das zweite Boot und die sonst am Heck hängende Jolle waren vom Sturm entführt worden; nur das an Steuerbord untergebrachte große Boot war noch übrig.
Will Mitz warf einen Blick auf das Meer, das sich schon etwas beruhigt hatte. Dann sah er auf den von züngelnden Flammen umringten »Alert«… noch ein Blick auf die von Schreck erstarrten jungen Leute, und dann rief er:
»Sofort… alle ins Boot!«
Dreizehntes Kapitel.
Aufs Geratewohl hinaus.
Diesmal handelte es sich nicht mehr darum, ein Schiff aufzusuchen, das einige Kabellängen oder wenige Seemeilen entfernt läge. Jetzt galt es nur, ein über und über brennendes Schiff zu verlassen. Mit der unsicheren Hoffnung, auf dem weiten Meere von einem anderen Fahrzeuge aufgenommen zu werden, sollte ein gebrechliches Boot allen etwaigen Gefahren zu trotzen versuchen.
Will Mitz traf in größter Eile alle Vorbereitungen zur Abfahrt und half das letzte Boot über Bord zu schaffen und aufs Wasser zu setzen.
Im Frachtraum ertönte das Wut-und Angstgeschrei der zum Tode Verurteilten. Unaufhörlich hämmerten und rüttelten sie an den Luken und der Treppenkappe des Volkslogis. Es war auch nicht ausgeschlossen, daß die Gefangenen die Hindernisse doch noch durchbrechen oder sich durch eine Öffnung am Schiffsrumpfe ins Meer stürzen und dann wieder das Deck erklimmen könnten.
Was die Ursache der Feuersbrunst betraf, so mochte diese darin zu suchen sein, daß ein Faß mit Alkohol geborsten war und Morden oder ein anderer, der nicht recht bei Sinnen war, den Inhalt aus Unvorsichtigkeit entzündet hatte. Jetzt loderte das Feuer schon im ganzen Frachtraume vom Vorderteile bis zu der Scheidewand, die diesen vom Hinterteile trennte. Selbst wenn diese Wand nicht durchbrannte, mußte das Schiff doch soweit zerstört werden, daß von ihm nur noch verkohlte Trümmer auf dem Wasser umherschwammen.
Als das Boot niedergefiert und längs der Schiffswand angeseilt war, ließ Will Mitz alles hineinschaffen, was bei einer vielleicht längeren Irrfahrt gebraucht werden konnte. Louis Clodion und Albertus Leuwen, die schon hinuntergestiegen waren, reichte man zwei Kisten mit Konserven und Schiffszwieback aus der Kambüse zu, ferner das letzte Fäßchen Alkohol, zwei Tönnchen Süßwasser, einen tragbaren Kochofen, zwei Säcke Steinkohle, eine kleine Menge Tee, einige Waffen nebst Munition, und endlich wurden noch verschiedene Geräte aus der Küche und der Zeugkammer ins Boot verladen.
Gleichzeitig schafften Tony Renault und die anderen dessen Ausrüstung herbei, nämlich einen Mast mit Trissen, ein Segel mit der dazugehörigen Stange, ein Klüversegel, vier Ruder, ein Steuer, einen Kompaß und eine Übersichtskarte der Antillen. Dazu kamen noch mehrere Angelschnüre, da ja der Fall eintreten konnte, den vorhandenen Proviant durch den Fischfang zu ergänzen.
Nun stieg Patterson als erster in das Boot ein. Der arme, durch so viel Ungemach ganz zusammengebrochene Mann dachte nicht mehr an seine Trigonocephale, die von den Flammen vernichtet werden sollte, und
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