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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seine Müdigkeit und hielt den »Alert« bei den furchtbaren Schwankungen, die ihn quer gegen die Wellen zu werfen drohten.
    Gegen Mitternacht bäumte sich eine Sturzwelle fünf bis sechs Fuß hoch über die Schanzkleidung auf und schlug mit solcher Gewalt auf das Deck, daß dieses zu bersten drohte. Weiter riß sie das am Heck hängende kleine Boot weg und zertrümmerte alles, was sie traf, mehrere Baljen ebenso, wie die am Großmaste befestigten Wassertonnen. Dann riß sie das zweite Boot aus seinen Davits und schleuderte es weit aufs Meer hinaus.
    Nun war nur noch ein einziges Boot übrig, das, in dem die Passagiere das erstemal zu entfliehen versucht hatten. Auch das hätte ihnen jetzt nichts nützen können, da es doch von dem Wogenschwalle im ersten Augenblick verschlungen worden wäre.
    Bei den Stößen, die das Schiff bis zu den Mastspuren erzittern machten, stürmten Louis Clodion und einige andere wieder auf das Verdeck hinaus.
    Da übertönte aber noch die Stimme des jungen Seemannes das Geheul des Sturmes.
    »Zurück!… Zurück! rief er.
    – Ist denn keine Aussicht mehr auf Rettung? fragte Roger Hinsdale.
    – O, mit Gottes Hilfe doch noch, antwortete Will Mitz. Aber er allein kann uns jetzt retten!«
    In diesem Augenblick ließ sich ein kreischendes Geräusch vernehmen. Eine weißliche Masse flatterte gleich einem Riesenvogel zwischen der Takelage. Das kleine Marssegel war von seiner Raa abgerissen worden und nur noch seine Leiken waren davon übrig.
    Der »Alert« war hiermit in der Hauptsache ohne Segel, und da auch sein Steuer nicht mehr wirkte, wurde er, ein Spiel des Windes und der Wellen, mit entsetzlicher Geschwindigkeit nach Osten hin fortgerissen.
    In welcher Entfernung von den Antillen mochte sich nun der »Alert« beim Tagesgrauen befinden? Da er vor dem Sturme hatte fliehen müssen, war diese gewiß auf mehrere hundert Seemeilen zu schätzen. Und wenn jetzt auch der Wind nach Osten umschlug und man Reservesegel setzen konnte, mußten doch viele Tage vergehen, ehe diese Strecke wieder zurückgelegt werden konnte.
    Der Sturm schien indes nachlassen zu wollen. Der Wind räumte auch so unvermittelt, wie man das nur in Tropengegenden beobachtet hat.
    Will Mitz schien anfänglich erstaunt über das Aussehen des Himmels. In den letzten Stunden war der Horizont im Osten reingefegt worden von den dicken Wolkenmassen, die ihn seit dem vorigen Tage bedeckt hatten.
    Louis Clodion und seine Kameraden erschienen wieder auf dem Verdeck. Der Sturm schien offenbar seinem Ende nahe. Das Meer war freilich noch gewaltig aufgeregt und es mochte wohl kaum ein Tag hinreichen, die jetzt noch mit weißem Schaum bedeckten, brodelnden Wellen zu beruhigen.
    »Ja… ja… endlich erlöst!« sagte Will Mitz.
    Voll Vertrauen und neuer Hoffnung hob er dabei die Hände gen Himmel, und die jungen Leute folgten dankerfüllt seinem Beispiele.
    Jetzt galt es, sofort den geraden Weg nach Westen wieder einzuschlagen. Wo das Land auch lag, es mußte doch gefunden werden. Übrigens war der »Alert« ja nur von der Zeit an weiter hinausgetrieben worden, wo er bei der Unmöglichkeit, noch länger zu kreuzen, hatte vor dem Sturme fliehen müssen.
    Gegen Mittag war der Wind so weit gemäßigt, daß ein Schiff die Reffe losbinden und seine Marssegel nebst den unteren Segeln führen konnte.
    Gleichzeitig mit dem Abflauen lief er mehr nach Süden um und begünstigte damit die Fahrt des »Alert«.
     

    Gegen Mitternacht bäumte sich eine Sturzwelle hoch über die Schanzkleidung. (S. 375.)
     
    Daraufhin wurden nun das kleine und das große Marssegel, das Brigg-und das Focksegel sowie die Klüversegel von neuem gehißt.
    Damit verstrich die Zeit bis fünf Uhr nachmittags, denn es war keine leichte Arbeit, für das vom Sturm zerrissene Segel ein neues einzulegen, das man der Segelkoje auf dem Hinterdeck entnommen hatte.
    In diesem Augenblick hörte man aus dem Frachtraume gellende Schreie, und gleichzeitig dröhnten Schläge gegen die Luken und die Wände des Volkslogis, als wollten Markel und seine Spießgesellen noch einmal einen Durchbruch nach außen zu erzwingen sachen.
    Die jungen Leute eilten nach ihren Waffen und hielten sich bereit, sie gegen jeden zu gebrauchen, der etwa sichtbar werden würde.
    Fast gleichzeitig rief aber auch Louis Clodion:
    »Feuer im Schiffe!«
    Wirklich drang schon aus dem Inneren Rauch empor, der bald das Deck einhüllte.
    Jedenfalls hatten – wahrscheinlich aus Unvorsichtigkeit – einige von Brandy und

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