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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vorderkastell hinaus und wendete den Kopf nach links und nach rechts, als ob er etwas zu sehen suchte.
    Harry Markel und die übrigen hatten sich auf den Bänken des Bootes wieder hingestreckt. Wenn der Matrose dann auch sie selbst nicht bemerkte, konnte das Boot seinen Blicken doch nicht entgehen, er rief dann jedenfalls seine Kameraden aufs Deck und wäre es nur, um ein weggetriebenes Boot einstweilen anzulegen. Diese würden es dann beim Weitergleiten aufzufangen suchen, und an eine Überrumpelung des Schiffes war damit nicht mehr zu denken.
    Auch in diesem Falle wollte Harry Markel jedoch auf seine Pläne nicht verzichten. Sich des »Alert« zu bemächtigen, war für seine Spießgesellen ebenso wie für ihn zur Lebensfrage geworden. Sie versuchten also gar nicht. sich wieder davonzuschleichen, im Gegenteil, jetzt galt es, das Messer in der Hand, das Verdeck zu erklettern, und da der Angriff von ihnen ausging, waren sie zu Anfang voraussichtlich im Vorteil.
    Die Umstände sollten sie sogar noch weiter begünstigen. Nachdem der Matrose kurze Zeit auf dem Vorderkastell geblieben war, kehrte er nach dem Deck zurück. Man hörte ihn auch nicht rufen. Offenbar hatte er nicht einmal das im Dunkel herangleitende Boot gesehen.
    Eine Minute später streifte dieses den Rumpf des Schiffes in der Gegend des Großmastes und hielt nun still, da die Rüsten der Wanten hier das Aufentern der Verbrecher erleichterten.
    Der »Alert« reichte übrigens nur sechs Fuß über seine Schwimmlinie empor, die wiederum kaum über dem Kupferbeschlag der unteren Rumpfhälfte lag. Wenn sie sich mit Hilfe der Hände und Füße emporschnellten, mußten Harry Markel und seine Genossen auf das Deck springen können.
    Sobald das Boot fest angelegt war, so daß es durch die Flut nicht wieder nach der Bai zurückgetrieben werden konnte, wurden in die Gürtel die Faschinenmesser gesteckt, die die Flüchtlinge nach ihrer Entweichung gestohlen hatten. Corty war der erste, der sich über die Regeling schwang. Seine Kameraden folgten ihm so geschickt und vorsichtig, daß der Wachthabende sie weder sah noch hörte. Stumm schlichen sich die Eindringlinge nach dem Vorderkastell. Hier saß der Matrose, mit dem Rücken an das Gangspill gelehnt, halb im Schlafe. John Carpenter trat zuerst an ihn heran und stieß ihm das Messer in die Brust.
    Der Unglückliche gab keinen Laut mehr von sich und fiel, ins Herz getroffen, auf das Deck nieder, wo er nach einigen Zuckungen den letzten Seufzer aushauchte.
    Harry Markel nebst Corty und Ranyah Cogh waren nach dem Deckhause geschlichen und Corty sagte mit verhaltener Stimme:
    »Jetzt gilt’s dem Kapitän!«
     

    Auch Corty kam bald zurück… (S. 60.)
     
    Die Kabine des Kapitän Paxton lag unter dem Deckhause an der Backbordwand, mit dem Zugange von der gemeinsamen Kajüte aus. Ein nach dem Deck zu gelegenes Fenster gestattete das Eindringen des Tageslichtes, und durch dieses jetzt mit Gardinen verschlossene Fenster schimmerte der Schein der in doppelten Ringen hängenden Lampe.
    Um diese Stunde hatte sich der Kapitän Paxton wie gewöhnlich noch nicht niedergelegt. Er ordnete noch die Schiffspapiere im Hinblick auf die Abfahrt, die morgen, wenn seine Passagiere eingetroffen wären, beim Wechsel der Gezeiten erfolgen sollte.
    Da wurde plötzlich die Kabinentür aufgerissen, und ehe er recht zur Besinnung kommen konnte, röchelte er schon, von dem Messer Harry Markels durchbohrt, und rief nur noch:
    »Hierher!… Zu Hilfe!«
    Auf diese Rufe stürzten fünf oder sechs Matrosen aus dem Volkslogis hervor. – Corty und die andern erwarteten sie schon an dessen Ausgang, und sowie sie einzeln hervortraten, wurden sie meuchlings niedergestochen, ohne daß sie sich hätten verteidigen können.
    Nach wenig Augenblicken lagen sechs Matrosen hingestreckt auf dem Verdecke. Tödlich getroffen, stießen einige noch einen Schreckens-und Schmerzensschrei aus. Diese Schreie konnte aber niemand hören, und wie hätte ihnen Hilfe werden können hier in der Bucht, wo der »Alert« ganz allein, und jetzt von der Finsternis der Nacht verhüllt, vor Anker lag.
    Sechs Mann und der Kapitän bildeten nicht die ganze Besatzung. Drei oder vier mochten noch im Volkslogis sein, trauten sich aber nicht herauszukommen.
    Trotz ihres Widerstandes wurden sie jedoch hervorgezerrt, und in einem Augenblick rötete das Blut von elf Opfern der Mörder das Verdeck.
    »Die Leichen ins Meer!« rief Corty.
    Schon griff er mit zu, die Getöteten über Bord zu

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