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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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werfen.
    »Halt, halt! mischte sich Harry Markel ein. Die Flut würde sie jetzt nach dem Hafen hintragen. Warten wir die Ebbeströmung ab, dann schwimmen sie mit dieser ins offene Meer hinaus!«
    Harry Markel und seine Spießgesellen waren nun die Herren an Bord des »Alert«.

Sechstes Kapitel.
Als Herren an Bord.
    Der Streich war gelungen. Der erste Teil des Dramas hatte sich mit all seinem entsetzlichen Schrecken und infolge tollkühnster Waghalsigkeit schnell abgespielt.
    Früher der der »Halifax«, war Harry Markel jetzt der Herr des »Alert«.
    Niemand hätte eine Ahnung von dem hier Vorgefallenen haben, niemand ein Verbrechen zur Anzeige bringen können, das in einem der verkehrsreichsten Häfen Großbritanniens, am Eingange zur Bai von Cork begangen worden war, wo so viele Fahrzeuge vor Anker gehen, die die Verbindung Europas mit Amerika unterhalten.
    Jetzt hatten die Mordgesellen die englische Polizei nicht mehr zu fürchten, an Bord des »Alert« suchte diese sie gewiß nicht. Jetzt hinderte sie nichts mehr, ihre Seeräubereien auf den entfernten Gewässern des Großen Ozeans wieder aufzunehmen. Sie brauchten nur die Anker aufzuwinden, nach dem offenen Meer zuzusteuern und in wenigen Stunden hatten sie dann den Sankt-Georgskanal hinter sich liegen.
    Kamen freilich die Pensionäre der Antilian School an, um sich am Morgen des nächsten Tages einzuschiffen, so lag der »Alert« nicht mehr an seinem Ankerplatz und man würde vergeblich in der Bai von Cork und im Hafen von Queenstown nach ihm sachen.
    Wie hätte man sich sein Verschwinden wohl erklären sollen?… Welche Mutmaßungen wären da gehegt und erwogen worden? Wären der Kapitän Paxton und seine Mannschaft vielleicht gezwungen gewesen, unter Segel zu gehen, selbst ohne die angemeldeten Passagiere abzuwarten? Doch aus welchem Grunde? Schlechtes Wetter konnte es nicht gewesen sein, das den »Alert« genötigt hätte, die Farmarbucht zu verlassen. Der Seewind machte sich kaum in der Einfahrt zur Bai bemerkbar… Die Segelschiffe lagen auch alle regungslos still. Nur einige Dampfer waren seit achtundvierzig Stunden ein-oder ausgelaufen. Noch am vorigen Abend hatte man den »Alert« an seiner Stelle liegen sehen, und anzunehmen, daß er in der Nacht angesegelt worden und infolge eines solchen Zusammenstoßes untergegangen sei, ohne daß auch nur ein Trümmerstück von ihm zu entdecken wäre, das war doch gar zu unwahrscheinlich.
    Es lag also die Annahme nahe, daß die Wahrheit nicht so schnell und vielleicht überhaupt niemals an den Tag kommen werde, wenn nicht eine von den Leichen an den Strand getrieben wurde und das Geheimnis des furchtbaren Blutbades entschleierte.
    Für Harry Markel blieb es immerhin wichtig, den Ankerplatz in der Farmarbucht baldigst zu verlassen, den »Alert« also bei Tagesanbruch von seiner früheren Stelle weggeführt zu haben. Begünstigten ihn dann die Verhältnisse beim Austritte aus dem Sankt-Georgskanal, so würde er, statt nach Südwesten in der Richtung nach den Antillen, einen Kurs nach Süden einschlagen, und Harry Markel gedachte in diesem Falle darauf zu achten, daß der »Alert« niemals in Sicht eines Landes käme und sich so weit wie möglich von dem gewöhnlichen Wege entfernte, den die nach dem Äquator segelnden Schiffe fast alle einhalten. Dann mußte der Vorsprung, den er hatte, ihn dagegen sichern, wieder aufgebracht zu werden, wenn man etwa einen Aviso zu seiner Aufsuchung absendete. Übrigens konnte vorläufig kein Mensch auf den Gedanken kommen, daß der Kapitän Paxton mit seinen Leuten nicht an Bord des von Mrs. Kathlen Seymour gemieteten Schiffes wäre. Warum er ausgelaufen sei, das würde sich ja später zeigen, und zunächst erschien es gewiß angezeigt, wenigstens einige Zeit auf die Aufklärung des seltsamen Vorfalls zu warten.
    Harry Markel hatte ohne Zweifel also die günstigsten Aussichten. Seine neun Mann mußten vollkommen für die vorkommenden Arbeiten auf dem »Alert« ausreichen. Alle waren ja, wie erwähnt, tüchtige Seeleute, die ihrem Kapitän ein unbegrenztes und auch verdientes Vertrauen entgegenbrachten.
    Alles stimmte also überein, den Erfolg des verbrecherischen Unternehmens zu sichern. War das Schiff nach einigen Tagen in der Bai von Cork nicht wieder erschienen, so mußte das Seeamt glauben, daß es nach der aus unbekannten Gründen erfolgten Abfahrt im Atlantischen Meere mit Mann und Maus untergegangen sei. Jedenfalls konnte niemand der Gedanke kommen, daß sich die aus dem

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