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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Landungsbrücke zu finden.
    Corty schlich sich nur mit größter Vorsicht weiter. Er glitt, auf das geringste Geräusch lauschend, längs der Hausmauern hin; jeden Augenblick konnte ja eine Konstablerpatrouille auftauchen. Nach vergeblicher Durchsuchung der Schenken setzte die Polizei ihre Nachforschungen im Hafen fort und besichtigte alle Boote, die dort angeseilt lagen.
    Gerade in diesem Augenblicke wurden Harry Markel und die andern aufgestört und mußten glauben, daß das bisherige Glück sich gegen sie wenden werde.
    Am Ausgange der Straße, worin der »Blaue Fuchs« lag, entstand nämlich ein lautes Getümmel. Unter Schreien und Stoßen wich die Volksmenge zurück. Eine Gaslaterne beleuchtete die Ecken der nächsten Häuser, und der Ort des Gedränges war also weniger dunkel.
    Harry Markel, der am Rande des Kais stehen blieb, konnte sehen, was dort vorging. Auch Corty kam bald zurück, da ihm doch nichts daran gelegen war, in den Tumult hineinzugeraten, wo er ja vielleicht erkannt werden konnte.
    Aus der aufgeregten Menge hatten die Konstabler zwei Männer verhaftet, die sie fest gepackt hielten und nach der anderen Seite des Kais abführten.
    Die beiden Burschen wehrten sich heftig und setzten den Polizisten den ärgsten Widerstand entgegen. Zu dem Geschrei, das sie ausstießen, kam noch das von zwanzig andern, die für oder gegen die Verhafteten Partei nahmen. Daß diese der Obersteuermann und der Koch wären, eine solche Vermutung lag ja nicht gerade fern.
    Dasselbe glaubten auch die Genossen Harry Markels, denn einer von diesen rief wiederholt:
    »Sie sind abgefaßt… sind verhaftet worden!
    – Und wie könnten wir sie aus der Schlinge ziehen? fragte ein anderer.
    – Legt euch platt nieder!« befahl Harry Markel..
    Das war eine kluge Maßregel, denn im Falle daß sich John Carpenter und der Koch in der Gewalt der Polizisten befanden, würden diese vermuten, daß die übrigen auch nicht fern sein könnten; jedenfalls mußten sie annehmen, daß auch die anderen die Stadt noch nicht verlassen hätten und dann suchten sie nach ihnen den ganzen Hafen ab. Sie visitierten ohne Zweifel alle auf der Reede verankerten Schiffe, nachdem ein allgemeines Verbot des Auslaufens erlassen war. Kein Boot, keine Fischerschaluppe würde dabei übergangen werden, und die Entdeckung der Flüchtlinge war also so gut wie gewiß.
    Harry Markel verlor aber deswegen den Kopf noch nicht.
    Als seine Genossen sich im Boote ausgestreckt hatten, so daß sie bei der herrschenden Dunkelheit kaum jemand sehen konnte, verliefen einige Minuten, die den Verbrechern freilich sehr lang erschienen. Das Getöse auf dem Kai wurde noch lauter. Die Gefangenen leisteten noch immer Widerstand. Aus der Volksmenge erschallten höhnende Zurufe, von denen anzunehmen war, daß sie Leuten wie denen aus der Räuberhorde Harry Markels galten. Zuweilen glaubte Markel auch die Stimmen John Carpenters und Ranyah Coghs herauszuhören. Da fragte es sich doch, ob diese nach der Landungsbrücke zu geführt würden und ob die Konstabler wüßten, daß deren Spießgesellen unten an dieser in einem Boote lagen. Dann würden freilich alle abgefangen und ins Gefängnis geschleppt, woraus sie ein zweites Mal gewiß nicht entweichen konnten.
    Endlich legte sich der Lärm ein wenig. Die Gruppe der Polizisten entfernte sich mit den in der Straße des »Blauen Fuchses« ergriffenen Burschen und führte diese die andere Seite des Kais hinaus. Harry Markel und die sieben anderen waren augenblicklich nicht weiter bedroht.
    Doch was sollten sie nun beginnen? Ob verhaftet oder nicht: der Obersteuermann und der Koch waren jedenfalls nicht zur Stelle. Mit noch zwei Leuten weniger konnte Harry Markel, der überhaupt nur über eine Minderzahl verfügte, seine Absicht, den »Alert«, so lange dieser still vor Anker lag, zu überfallen, doch nicht auszuführen wagen, da es schon tollkühn genug war, zu zehn Mann einen Kampf gegen zwölf zu versuchen. Jedenfalls mußte er sich dann aber des Bootes bedienen, um fort und nach einer Stelle der Bai zu kommen, von der aus sich alle im Lande zerstreuen konnten.
    Vor jeder Entscheidung stieg Harry Markel noch einmal auf die Landungsbrücke. Da er auf dem Kai niemand erblickte, wollte er schon wieder hinuntergehen und abfahren, als zwei Männer am Ausgange der rechts gelegenen Straße erschienen, der Corty und Harry Markel gefolgt waren.
    Das waren John Carpenter und Ranyah Cogh, die raschen Schrittes auf die Landungsbrücke zugingen. Kein

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