Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Polizei erfolglos sein würden. Später einmal konnte dann vielleicht ein ähnlicher Handstreich unternommen werden. Vielleicht konnten sie auch, in einem Einschnitt des hohen Ufers versteckt, das Wiederaufleben des Windes abwarten und mit Anbruch der Nacht doch noch wieder an Bord zurückkehren. Trafen freilich die Passagiere am kommenden Morgen an dem verlassenen Schiffe ein, so begaben sie sich unzweifelhaft nach Queenstown zurück, und von da schickte man dann Leute aus, den »Alert« zu besetzen und ihn in den Hafen zurück zu schleppen.
    Das waren die verschiedenen Fragen, die Harry Markel, der Obersteuermann und Corty eingehend erörterten, während die übrigen auf dem Vorderkastell beisammen saßen.
    »Verwünschter Wind! rief John Carpenter wiederholt, wenn man ihn nicht braucht, hat man davon zu viel, und wieder gar keinen, wenn man ihn wie jetzt so dringend nötig hat!
    – Und wenn die Flut keinen mitbringt, sagte Corty, dann wird mit dem Eintritt der Ebbe etwas Landwind kommen.
    – Aber das Boot, das morgen früh schon seine Ladung Passagiere hierher bringen soll… müßten wir denn diese abwarten?
    – Ja, wer weiß, John, wie sich das gestaltet.
    – Übrigens sind es zusammen nur zehn, erklärte John Carpenter, und dazu nach dem, was in den Zeitungen zu lesen war, sehr junge Leute mit ihrem Lehrer. Sapperment, wir sind doch mit der Mannschaft des »Alert« fertig geworden, da kann es doch kein so großes Kunststück sein…«
    Corty schüttelte mit dem Kopfe, wenn er auch John Carpenters Gedankengang nicht mißbilligte. Er glaubte jedoch hinzusetzen zu müssen:
    »Was in der Nacht leicht genug gewesen ist, wird das nur nicht am hellen Tage sein. Die Passagiere könnten auch von Personen aus dem Hafen begleitet werden, von Leuten, die den Kapitän Paxton persönlich kannten. Was sollen wir zur Antwort geben, wenn diese dann fragen, warum er nicht an Bord sei?
    – O, man sagt ihnen, er hätte sich ans Land begeben, erwiderte der Obersteuermann, sie fahren dann mit ihrem Boote nach Queenstown zurück, und später…«
    Hier in der ziemlich ganz verlassenen Farmarbucht und zu einem Zeitpunkte, wo gerade kein anderes Schiff in Sicht war, mußten die Elenden ja ihre Passagiere ohne Zweifel bald überwältigen können, und vor diesem neuen Verbrechen schreckten sie gewiß nicht zurück. Patterson und seine jungen Begleiter wären ermordet worden, ehe sie an eine Verteidigung denken konnten… ganz wie es der Besatzung des »Alert« ergangen war.
    Seiner Gewohnheit gemäß ließ Harry Markel die Leute reden. Er überdachte, was in dieser sehr bedrohlichen Lage notwendig wäre, in die sie durch die Unmöglichkeit, in See zu gehen, versetzt waren. Zögern würde er ja auf keinen Fall, vielleicht empfahl es sich aber doch, noch bis zum nächsten Abend, etwa noch zwanzig Stunden, zu warten. Dabei bestand freilich noch eine erschwerende Tatsache: der Kapitän Paxton war jedenfalls einem oder dem andern persönlich bekannt, und wie hätte man sein Fernsein an dem Tage, ja in der Stunde, die für die Abreise bestimmt war, irgendwie glaubwürdig erklären sollen?
     

    Queenstown.
     
    Nein, das wünschenswerteste blieb es doch, daß ein aufspringender Wind gestattete, die Segel zu benutzen und sich im Laufe der Nacht so einige zwanzig Seemeilen von Irland zu entfernen. Offenbar hatten sie, wie das Volk sagt, Pech, sich der Verfolgung durch die Polizei nicht sofort entziehen zu können.
    Alles in allem blieb aber doch nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen. Noch war es nicht elf Uhr, und ein Umschlag der atmosphärischen Verhältnisse vor Sonnenaufgang ja recht wohl möglich, obwohl Harry Markel und seine Leute trotz ihrer Erfahrungen über den Witterungsverlauf noch keine Anzeichen dafür wahrnahmen. Der anhaltende Nebel verursachte ihnen eine gerechtfertigte Unruhe. Er deutete auf eine völlig elektrizitätslose Atmosphäre, auf eine »verrottete Witterung«, wie die Seeleute sagen, von der nichts zu hoffen ist und die sich zuweilen gleich auf mehrere Tage ausdehnt.
    Doch wie gesagt, hier gab es nichts anderes, als das weitere abzuwarten, und darauf beschränkte sich auch die Antwort Harry Markels. Zur gegebenen Zeit würde man darüber schlüssig werden, ob es angezeigt sei, den »Alert« zu verlassen und nach einer geeigneten Uferstelle der Farmarbucht zu gehen, um von da aus in das Hinterland zu flüchten. Für jeden Fall versorgten sich die Raubgesellen gleich mit Nahrungsmitteln, nachdem

Weitere Kostenlose Bücher