Reisestipendien
waren.
Binnen wenigen Minuten hatten Harry Markel und Corty das andere, noch freie und obendrein nur dürftig beleuchtete Ende der Straße erreicht. Dann schlüpften sie durch ein winkeliges Gäßchen, das diese mit einer Parallelstraße verband und trabten nachher nach dem Hafen hinunter.
Unterwegs entgingen ihnen da die Bemerkungen nicht, die in den überall versammelten Menschenhaufen laut wurden, und obwohl diese hauptsächlich aus der ambulanten Bevölkerung des Hafenquartiers bestand, klangen jene Bemerkungen doch recht ungünstig für die Verbrecherrotte, die reichlich den Strick um den Hals verdient hatte. Natürlich bekümmerten sie sich aber um die öffentliche Meinung blutwenig. Ihre Sorge ging nur dahin, allen Polizisten aus dem Wege zu gehen, ohne den Anschein von Flüchtenden zu erwecken, und vor allem, den Ort des Zusammentreffens zu erreichen.
Beim Austritt aus der Schenke waren Harry Markel und Corty einzeln gegangen, da sie wußten, daß sie nur die Straße weiter zu verfolgen hatten um zum Kai zu gelangen. Am Ende der Straße schlossen sie sich wieder zusammen und schritten nach der Landungsbrücke hin.
Der Kai war fast menschenleer und nur durch wenige Gasflammen matt beleuchtet. Jetzt und auch vor Ablauf mehrerer Stunden kam kein Fischerboot vom Fange herein. Die Flut machte sich noch kaum bemerkbar. Das Boot lief also nicht Gefahr, bemerkt zu werden, wenn es über die Bai von Cork dahinglitt.
»Dorthin!« sagte Corty, und wies nach der linken Seite, wo das Hafenlicht sichtbar war und auf einer Anhöhe weiter draußen der Leuchtturm, die Einfahrt nach Queenstown bezeichnend, seine glänzenden Strahlen hinaussandte.
»Ist es weit? fragte Harry Markel.
– Fünf-bis sechshundert Schritte.
– Ich sehe aber weder John Carpenter noch Ranyah Cogh…
– Vielleicht haben sie am unteren Ende der Straße nicht herausgekonnt und sind nicht auf den Kai gekommen…
– Dann werden sie haben einen Umweg machen müssen und wir erleiden eine Verzögerung.
Cork. Patrick Street.
– Wenigstens wenn sie nicht bereits an der Landungsbrücke sind, meinte Corty.
– Nun, jedenfalls vorwärts!« sagte Harry Markel.
Beide nahmen ihren Marsch wieder auf, immer bedacht, den wenigen Vorüberkommenden auszuweichen, die der Gegend des »Blauen Fuchses« zustrebten, von wo noch immer das Lärmen der Volksmenge herüberdrang.
Eine Minute später machten Harry Markel und sein Begleiter auf dem Kai Halt.
Die sechs andern waren zur Stelle; sie saßen in dem Boote, das sie auch beim tiefsten Ebbestand schwimmend erhalten hatten. Für die neuen Ankömmlinge war noch genügend Platz vorhanden.
»Habt ihr denn John Carpenter und Ranyah Cogh nicht gesehen? fragte Corty.
– Nein, antwortete einer der Matrosen, der sich an der Fangleine haltend aufstand.
– Sie können nicht mehr fern sein, erklärte Harry Markel. Wir wollen hier auf sie warten.«
Die Stelle war in Dunkel gehüllt, sie liefen also kaum Gefahr, bemerkt zu werden.
Fünf bis sechs Minuten verstrichen. Weder der Obersteuermann noch der Koch wurde sichtbar. Das erregte einige Beunruhigung. Sollten sie etwa schon verhaftet sein?… Man konnte sie doch unmöglich im Stich lassen. Übrigens hatte Harry Markel von seinen Leuten auch nicht zu viele beisammen, das Unternehmen zu wagen und vielleicht ernsthaft gegen die Mannschaft des »Alert« zu kämpfen, wenn sich diese nicht überraschen ließ.
Schon war es fast neun Uhr… ein dunkler Abend mit einem Himmel, den schwere, fast stillstehende Wolken bedeckten. Wenn es auch nicht regnete, rieselte doch ein feuchter Nebel auf die Bai nieder, ein günstiger Umstand für die Flüchtlinge, wenn er ihnen auch die Auffindung des »Alert« erschwerte.
»Wo liegt das Schiff? fragte Harry Markel.
– Dort,« antwortete Corty, nach Südwesten weisend.
Wenn das Boot mehr in seine Nähe kam, mußte man ja die am Stag des Fockmastes hängende Laterne erkennen.
Voller Ungeduld und Unruhe ging Corty noch einmal ein halbes hundert Schritt längs der den Kai begrenzenden Häuserreihe hin, wo verschiedene Fenster erleuchtet waren. Er kam damit in die Nähe der Straßen, aus deren einer John Carpenter und der Koch herauskommen mußten. Wenn da nur ein Mensch auftauchte, fragte sich Corty, ob es nicht einer der Beiden wäre, die sich ja vielleicht hatten trennen müssen. Dann hätte der Obersteuermann auch noch den andern abgewartet, der ja nicht wußte, wohin er sich wenden sollte, das Boot am Fuße der
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