Reisestipendien
wärmsten Dank aus, ebenso dem Kommandanten des »Essex« und dessen Offizieren, wie der vortrefflichen Mrs. Kathlen Seymour und Seiner Exzellenz dem Generalgouverneur der englischen Antillen.
Harry Markel glaubte jedoch bemerken zu sollen, daß eine Verspätung um achtundvierzig Stunden solche Besorgnisse doch keineswegs zu erwecken brauchte, daß man sogar einen Aviso zur Aufklärung aussendete.
»Die Besorgnisse waren gerechtfertigt infolge eines anderen Umstandes, über den ich Sie noch aufklären werde,« antwortete der Leutnant.
John Carpenter und Corty sahen einander etwas verdutzt an; sie bedauerten wahrscheinlich, daß Harry Markel mehr als nötig gefragt hatte.
»Es war also am Abend des dreißigsten Juni, wo der ›Alert‹ unter Segel gegangen ist?
– Ganz richtig, versicherte Harry Markel, der seine volle Kaltblütigkeit bewahrte. Gegen halb acht Uhr haben wir den Anker aufgewunden. Als wir draußen waren, schlief der Wind gänzlich ein und der ›Alert‹ mußte noch den ganzen nächsten Tag unter dem Lande, dicht bei Roberts-Cove, still liegen bleiben.
– Nun, Kapitän Paxton, nahm der Leutnant wieder das Wort, am nächsten Tage hat man ebenda einen Leichnam gefunden, der von der Strömung an die Küste getragen worden war. Aus den Knöpfen seiner Jacke erkannte man, daß er zu den Matrosen des ›Alert‹ gehört hatte.«
John Carpenter und die anderen durchrieselte bei dieser Mitteilung ein kalter Schauer. Der Tote konnte kein anderer sein, als einer der Unglücklichen, die am Abende vorher hingeschlachtet worden waren, und wahrscheinlich handelte es sich daher um den, den auch die Passagiere nahe dem Ankerplatze bei Roberts-Cove gesehen hatten.
Der Offizier vom »Essex« erklärte weiter, daß die Behörden auf Barbados von diesem Vorfalle telegraphisch in Kenntnis gesetzt worden seien, und daß man sich deshalb auch wegen des längeren Ausbleibens des »Alert« beunruhigt habe. Dann setzte er noch hinzu:
»Sie haben also einen von Ihren Leuten verloren, Herr Kapitän?
– Ja, Herr Leutnant, den Matrosen Bob. Der Mann stürzte schon ins Meer, als wir noch bei der Farmarbucht festlagen, und trotz aller Bemühungen war er nicht mehr zu erspähen und konnte also auch nicht gerettet werden.«
Diese Erklärung erregte keinerlei Verdacht, vorzüglich weil sich daraus gleichzeitig ergab, warum an der Mannschaft des »Alert« ein Matrose fehlte.
Den Passagieren mußte es natürlich seltsam erscheinen, daß sie von dem Unglückssalle gar nichts erfahren hatten: einer der Leute war nach ihrem Eintreffen an Bord ertrunken, und sie, sie wußten gar nichts davon?…
Auf eine Frage, die Horatio Patterson deshalb an Harry Markel richtete, antwortete dieser aber, er habe das Unglück den jungen Preisträgern nur verschwiegen, damit diese ihre Seereise nicht gleich mit einem traurigen Eindruck belastet antreten sollten.
Diese recht annehmbare Antwort schnitt auch jeden weiteren Einwand ab.
Es erregte deshalb nur einige Überraschung, der sich freilich eine gewisse Erregung beimischte, als der Leutnant weiter hinzusetzte:
»Die von Queenstown in Barbados eingetroffene Depesche erwähnte auch, daß der an der Küste gefundene Leichnam – also wahrscheinlich der des Matrosen Bob – eine Wunde mitten in der Brust gehabt habe.
– Eine Wunde?« fuhr Louis Clodion auf, während Patterson dastand wie einer, der von der ganzen Sache nichts begriffe.
Harry Markel wollte und konnte eine Antwort nicht schuldig bleiben.
»Ja, erwiderte er ruhig, Bob war von der Mars des Fockmastes auf das Gangspill gestürzt, woran er sich schwer verletzt haben wird, dann erst prallte er von da ab und hinaus ins Meer. Über Wasser hat er sich deshalb natürlich nicht halten können, und das machte wohl unsere Ausschau nach ihm nutzlos.«
Diese Worte hätten den Unfall ebenso glaubhaft erklärt wie die früheren Antworten, wenn der Leutnant seine Mitteilung nicht noch weiter vervollständigt hätte.
»Die an dem Kadaver klaffende Wunde, sagte er nämlich, rührte aber unmöglich von einem Falle her, sondern von einem Dolchmesser, das ins Herz gedrungen war.«
John Carpenter und seine Kameraden ängstigten sich jetzt natürlich aufs neue, wußten sie doch nicht, wie die Sache noch ausgehen würde. Hatte der Kommandant des »Essex« vielleicht Befehl, den »Alert« aufzubringen und ihn nach Barbados zu führen, wo dann eine weitere Untersuchung stattfand, die für sie doch traurig auslaufen mußte?… Jedenfalls würden
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