Reisestipendien
sie dabei ja identifiziert und darauf nach England zurückgeschafft werden, wo sie der Bestrafung für ihre Schandtaten gewiß nicht noch einmal entgehen konnten. Jedenfalls war es ihnen aber unmöglich, das Verbrechen zu begehen, das sie für die Zeit geplant hatten, wo der »Alert« die Gewässer Westindiens wieder verlassen haben würde.
Da kam ihnen, als auch Harry Markel für jenen Dolchstich keine Erklärung abgeben konnte, unerwartet der Zufall zu Hilfe.
»Herr mein Gott, hatte Horatio Patterson mit zum Himmel erhobenen Händen gerufen, der Unglückliche wäre einem mörderischen Stahle durch die Hand eines Verbrechers zum Opfer gefallen?
– Die Depesche sagte weiter, fuhr der Leutnant ruhigen Tones fort, daß der Matrose die Küste wohl noch lebend erreicht haben werde. Dort trieb sich aber eine Bande aus dem Gefängnisse in Queenstown entwichener Verbrecher umher, in deren Hände er gefallen und von denen er ermordet worden sein werde.
– Da kann es sich, fiel jetzt Roger Hinsdale ein, doch nur um die Seeräuberrotte von der ›Halifax‹ handeln, von der wir bei unserer Ankunft in Queenstown hörten, daß sie aus dem Kerker ausgebrochen wäre.
– Diese elenden Schurken! rief Tony Renault. Und man hat sie noch nicht eingefangen, Herr Leutnant?
– Nach den letzten Mitteilungen, antwortete der Offizier, hat man ihre Fährte noch immer nicht entdeckt. Jedenfalls erscheint es unmöglich, daß sie Irland verlassen haben könnten, und früher oder später wird man sie schon verhaften.
– Das wäre sehr wünschenswert, Herr Leutnant,« sagte Harry Markel noch mit demselben ruhigen Tone, den er von Anfang an beibehalten hatte.
»Ein Hauptkerl, unser Kapitän, flüsterte John Carpenter dem Corty zu, als er mit diesem bald darauf auf dem Vorderdeck zusammentraf.
– Ja… mit dem gehen wir bis ans Ende der Welt!« versicherte Corty.
Die Offiziere richteten nun an Patterson und die Preisträger die Grüße aus, die Mrs. Kathlen Seymour ihnen für die Gesellschaft aufgetragen hatte. Die Dame freue sich ungemein darauf, die Reisenden zu empfangen, und es sei ihr lebhafter Wunsch, sie recht lange auf Barbados bei sich zu sehen, wenn sie nicht länger als unbedingt nötig auf den anderen Antillen verweilten, wo die jungen Leute ja auch sehnsüchtig erwartet würden.
Im Namen seiner Kameraden antwortete Roger Hinsdale dem Offizier, den er gleichzeitig bat, der Mrs. Kathlen Seymour ihren innigsten Dank für das zu übermitteln, was sie für die Antilian School getan hätte. Nachher beendigte Horatio Patterson das Gespräch durch einen der wortreichsten und salbungsvollen Speechs, die seine Eigentümlichkeit waren, und schloß diesen mit einem, für einen Mann seines Schlages recht ungewöhnlichen Schnitzer indem er einen Vers des Horaz mit einem solchen Virgils verwechselte.
Die Offiziere wurden endlich, nach kurzer Verabschiedung vom Kapitän und den Passagieren, nach der Falltreppe geleitet und bestiegen sofort ihr Boot. Doch ehe dieses abstieß, rief der Leutnant noch herauf:
»Ich nehme an, Kapitän Paxton, daß der ›Alert‹ morgen vor Sankt-Thomas eintreffen wird, denn bis dahin sind’s nur noch fünfzig Meilen.
– Ich hoffe das ebenfalls, antwortete Harry Markel.
– Dann werden wir Sie, nach unserer Ankunft in Barbädos, sofort mittels Depesche anmelden.
– O, ich danke bestens, Herr Leutnant, und ersuche Sie, dem Kommandanten des ›Essex‹ meine Empfehlung zu überbringen.«
Das Boot stieß von der Bordwand ab, und in weniger als einer Minute hatte es die kleine Strecke bis zum Aviso zurückgelegt.
Harry Markel und die Passagiere salutierten noch den Kommandanten, der auf der Brücke seines Schiffes stand, und der Gruß wurde angemessen erwidert.
Inzwischen war das Boot aufgehißt worden, die Dampfpfeife ertönte schrill und der »Essex« setzte sich mit Volldampf in Gang. Er steuerte dabei nach Südwesten und eine Stunde später sah man von ihm nichts mehr als eine lange Rauchsäule, die sich am Horizonte hinzog.
Der »Alert« schlug aber mit so gebraßten Raaen, daß er backstags segeln konnte, und mit Steuerbordhalfen die Richtung nach Sankt-Thomas ein.
Charlotte-Amalia, die Hauptstadt der Insel Sankt-Thomas.
Harry Markel und seine Spießgesellen konnten also, soweit der Besuch des »Essex« in Frage kam, vollkommen beruhigt sein. Weder in England noch auf den Antillen hegte jemand den Verdacht, daß sie hätten auf einem Schiffe entfliehen können, und obendrein, daß
Weitere Kostenlose Bücher