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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Wohnzimmer mit einem Erkerfenster, das auf das Meer blickt. Die Fensterrahmen erstrahlen schneeweiß. Ein kleines Gärtchen mit einer Teakholz-Terrasse lädt zum gepflegten Afternoon Tea ein. Im oberen Stockwerk sind mehrere kleine Schlafkämmerchen. Mein Lieblingszimmer hat ebenfalls einen Meeresblick. Es gibt nichts schöneres, als in diesem Zimmer schlafen zu dürfen und aus der kuschelweichen Wärme seines Bettes nachts die Lichter der Schiffe beobachten zu können, die wie einsame Wölfe über das schwarze Meer streichen.
    Gut. Also Aldeburgh. Vielleicht gar keine schlechte Idee. Mein Vater kann sich unterdessen beruhigen und so ganz allmählich daran gewöhnen, dass er demnächst „meine Tochter, die Köchin“ sagen muss.
     
    Zwei Wochen später, es ist nun Anfang Juni, holt mich Tante Clara mit ihrem kleinen weißen Golf am Flughafen nahe London ab.
    Clara ist eigentlich eine hübsche Frau, um die 66 Jahre alt, blond, stets sehr gepflegt, aber leider viel zu dick. In der Empfangshalle von Standstead reißt sie mich sofort an ihren üppigen Busen, in dem ich fast versinke.
    In einem Anfall von Panik, wie ich ihn immer an ihrem Busen bekomme, drücke ich sie von mir weg und schnappe nach Luft. Als Kind habe ich einmal geträumt, ich wäre an Claras Brust erstickt. Schweißgebadet war ich wach geworden und stellte fest, dass mein Daunenkissen in der Nacht auf mein Gesicht gewandert war.
    „Na, freust du dich gar nicht, mich zu sehen?“, fragt Clara sofort gekränkt.
    „Aber ja, natürlich Tante Clara“, erwidere ich flink und greif nach meinem Koffer, „wo steht dein Auto?“
    „Direkt vor der Tür der Empfangshalle“, erwidert Clara zufrieden.
    Typisch Clara. Alle anderen Fahrer parken artig an den ausgewiesenen Flächen, aber Clara steht mit ihrem Wagen absolut verkehrswidrig so ziemlich in der Eingangshalle.
    „Clara!“
    Ich verdrehe empört meine Augen. Ein Taxifahrer hupt und gestikuliert finster.
    „Ging nicht anders“, sagt Clara nur, „mit diesen Schuhen hätte ich es nie vom Parkplatz hierher geschafft.“
    Sie zeigt stolz auf ihre Füße. Clara hat eine Passion für teure, handgemachte italienische Pumps. Diese sind rot, haben extrem hohe Absätze und laufen vorne so spitz zu, dass mir Claras Zehen auf das Tiefste Leid tun.
    „Wie kannst du nur deine armen Füße so foltern?“, frage ich.
     Immerhin presst das nicht unbeträchtliche Gewicht von – wie viel? - 80 ? - 90? - Kilo auf sie ein.
    „Zur Zeit 85“, sagt Clara, ohne dass ich die entscheidende Frage ausgesprochen hätte.
    „Glaube ich nie. Bestimmt mehr.“
    Clara hat sich inzwischen hinter ihren Lenker gequetscht, den Sitzgurt bis zum Knacken herausgerissen und ächzend um ihren Leib geschnallt.
    „Egal. Die Schuhe sind aus Mailand. Die habe ich mir dort bei meinem letzten Besuch genehmigt. Toll, nicht?“
    Ich schüttele nur missbilligend meinen Kopf.
    „Wenn man sich auf Lebzeiten verkrüppeln will, meinetwegen.“
    Das Auto macht einen plötzlichen Satz, als Clara die Spitze ihrer High Heels auf das Gaspedal drückt, und die Fahrt geht los.
    „Du mit deinen verdammt vernünftigen kontinentalen Modevorstellungen“, brummelt sie,
    „du trägst immer nur deine blöde 'Funktionskleidung'. Hässlich aber praktisch.“
    Sie wirft einen abschätzigen Blick auf meine Sneakers.
    „Wenigstens werde ich mit 90 noch gut zu Fuß sein“, gebe ich zurück, „während du wahrscheinlich schon nächstes Jahr im Rollstuhl sitzt.“
    Clara hat nun den Motorway erreicht und tritt weiter auf das Gaspedal ein. Ich schließe meine Augen, hoffe, dass sie uns mit ihren blöden Pumps nicht an die nächste Leitplanke katapultieren wird, und denke an zu Hause.
    Mein Vater ist von meiner - nein eigentlich Mamas - Idee, nach England zu reisen, nicht überzeugt gewesen. Er meinte, ich sollte lieber etwas Nützliches mit mir anfangen. Ich könnte doch gleich an die Uni und schon einmal in die Veranstaltungen hineinschnuppern. Ich müsste mich nach einem Studienort umsehen. Eine Studentenbude organisieren. Wie eine große, unsichtbare Kralle legen sich seine Forderungen um meinen Hals und drohen, mir die Luft abzudrücken. Auch wenn Aldeburgh nicht mein Traumziel ist, wenigstens bin ich weg.
    Ich öffne wieder die Augen und sehe zu, wie die sanften Hügel der Grafschaft Suffolk vorbeirollen. Schafe stehen wie kleine Wattebäusche auf grünen Weiden. Kleine Dörfer mit buntgetünchten Häusern und Steinkirchen erscheinen am Straßenrand und

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