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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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ein ausgestoßener, unglücklicher Mann ist.
    Er singt eine lange, herzzerreißende Arie, in der er sich wünscht, dass er die Zeit zurückdrehen und seine Fehler ungeschehen machen könnte: „To turn back the skies“.
    Ich bin völlig ergriffen. Genauso geht es mir auch. Genauso wie Peter Grimes wünsche ich, dass ich mich noch einmal in der Zeit vor dem Unglück mit Chris' Vater befände. Dann würde ich anders, besser entscheiden, so dass es nicht zu der Katastrophe gekommen wäre. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich suche nach einem Taschentuch und presse es auf meine Augen.
    Wie Peter Grimes muss ich nun damit leben, dass die Konsequenzen meiner Fehlentscheidungen mich gnadenlos anstarren, wie eine hässliche Fratze.
    Ich merke gar nicht, dass inzwischen mein Blick auf Chris hängen geblieben ist.
    Er hat gerade eine Notenpause und sieht auf sein Pult.
    Mit einem Mal hebt er seinen Kopf und schaut mich genau an. Ich fahre zusammen. Unsere Augen treffen sich in einem langen Blick.
    Da geschieht etwas, auf das ich überhaupt nicht vorbereitet bin.
    Chris steht kurzerhand auf, nimmt seine Tuba und verlässt den Orchestergraben.
    Ich schluchze auf und vergrabe meine Augen in meinen Händen.
    Wie sehr muss er mich hassen und verabscheuen, denke ich, wenn er mitten in der Premiere, für die er so lange geübt hat, aufsteht und geht, bloß weil er mich im Publikum entdeckt hat?
    Gregory fasst an meinen Arm. „Ist alles in Ordnung?“, fragt er. „Ist dir der Sekt nicht bekommen?“
    Ich schüttele nur meinen Kopf und sehe nicht auf. Am liebsten würde ich hier und jetzt sterben.
    Die Musik klingt weiter. Peter Grimes singt eine lange Arie alleine auf der leeren Bühne. Er ist verzweifelt. Ebenso verzweifelt fühle ich mich auch.
    Da hört man auf einmal das Nebelhorn. Peter Grimes singt im Duett mit dem Nebelhorn, das hinter der Kulisse ertönt. Dazu hört man außerdem den Chor, ebenfalls von hinter der Kulisse.
    Gregory stupst mich mir dem Ellenbogen. „Das ist Chris“, flüstert er mit leuchtenden Augen, „Chris spielt das Nebelhorn von hinter der Kulisse.“
    Da richte ich meinen Kopf auf und lausche angespannt. Tatsächlich: das Nebelhorn, das so echt und überzeugend aus dem Off tönt, wird eindeutig von der Tuba gespielt, von meinem Chris.
    Ein Gefühl der Erleichterung erfüllt mich.
    So ist das also. Chris hat den Orchestergraben verlassen, weil die Partitur es verlangt. Das hat mit mir überhaupt nichts zu tun.
    Am liebsten hätte ich laut aufgelacht, aber ich beiße mir nur auf die Lippen.
     
    Die Oper ist zu Ende. Das Publikum klatscht begeistert. Die Sänger kommen auf die Bühne und verbeugen sich.
    Ich wache auf aus einem seltsamen, verwirrten Traum.
    Gregory steht auf und huscht hinaus. Ich bleibe sitzen und versuche nachzuvollziehen, was diese Oper mit mir gemacht hat. So habe ich Musik noch nie erlebt. Ich fühle, dass ich am ganzen Leib zittere. Ich muss erst einmal in Ruhe zu mir kommen, bevor ich mich unter die Menschen begebe.
    „Hier ist sie“, sagt jemand hinter mir.
    Meint man mich?
    Plötzlich umfangen mich zwei kräftige Arme und ziehgen mich auf meine Füße. Mein Kinn wird von einer starken Hand berührt und angehoben. Ein wunderbarer Kuss wird auf meine Lippen gedrückt.
    Es ist Chris.
    Neben ihm steht Gregory.
    „Chris“, sage ich, als der herrliche Kuss zu Ende ist, „Wo kommst du her?“
    „Von hinter den Kulissen“, sagt er, „Gregory ist auf mich zugestürmt und hat mich hierher gezerrt.“
    Ich lege eine Hand auf jede seiner Wangen und sehe ihm tief in die Augen. „Der Kuss, heißt das, dass du nicht böse auf mich bist?“
    „Böse? Auf dich? Wie kommst du nur darauf? Ich könnte nie böse auf dich sein.“
    „Aber, wegen der Geschichte mit deinem Vater doch.“
    „Anna, mein armes Herz, dafür kannst du doch nichts. Du konntest doch nicht wissen, dass er so weit gehen und so eine Riesendummheit machen würde.“
    Ich lasse den Kopf hängen. „Doch. Ich hätte wissen müssen, dass er es nicht verkraften würde, so in seinem Stolz gekränkt zu werden.“
    Chris drückt mich jetzt in meinen Konzertsessel und setzt sich neben mich. „Anna, wer redet dir denn so einen Unfug ein? Du hast doch nur das getan, was vernünftig und lobenswert war. Du hast versucht, sein Restaurant zu retten und hättest es ja sogar fast geschafft. Er war nur zu Stolz, um das zu erkennen.“
    Ich merke, wie ein kleines Fünkchen in mir wächst. Hat Chris etwa Recht? Bin ich wirklich

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