Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
sein.“
Unwirsch schob Anna die Hände ihres Vaters weg. „Papa, du verstehst aber auch gar nichts!“
In diesem Moment fragte eine dünne Stimme. „Streitet ihr etwa wegen mir?“ Nora stand im Türrahmen und blickte Anna und ihren Vater mit großen Augen an.
Zornig rannte Anna an Nora vorbei die Treppe hinauf und fegte in ihrem Zimmer die Sachen, die sie für das Turnier zurechtgelegt hatte, mit einer Hand vom Stuhl. Sie atmete ganz tief durch, ihr Herz schlug heftig. Es war ihr jetzt schnurzegal, dass Nora zum ersten Mal gesprochen hatte! Kurz entschlossen donnerte sie die Treppe wieder hinunter und brüllte im Hinausrennen: „Ich schlaf heute bei Luisa!“ Dann krachte die Haustür ins Schloss, dass die kleinen Glasscheiben leise schepperten. Sollten die doch ruhig zerspringen, das interessierte Anna überhaupt nicht!
„Ich hab jetzt Lust auf einen Tee. Willst du auch einen?“, fragte Luisa und drückte Anna auf die Bettkante. Anna nickte automatisch, dabei fiel ihr ein, dass ihre Cornflakes noch in der Küche auf der Anrichte standen. Die waren inzwischen bestimmt Matsche. Anna sprang sofort wieder auf. Sie fühlte sich wie ein Ballon kurz vorm Platzen. Keine Minute länger wollte sie warten, um Luisa zu berichten, welche Ungeheuerlichkeit ihre Eltern sich erlaubt hatten. „Ich komm mit dir in die Küche.“
Während Luisa den Tee zubereitete, Tassen und Kandiszucker aus dem Schrank holte und alles auf ein Tablett stellte, erzählte Anna ihr, was vorgefallen war.
„Ist das nicht unglaublich?“, fragte Anna, als sie wieder in Luisas Zimmer waren und es sich, die Tassen mit dem dampfenden Tee in den Händen, auf Luisas breitem Bett gemütlich gemacht hatten. Luisas Zimmer war mit bunten Decken und Kissen dekoriert, und eine Wand zierte sogar ein indianischer Teppich.
„Kann mal wohl sagen.“ Luisa pustete in den heißen Tee. „Wie rücksichtsvoll von dir, dass du überhaupt noch Bescheid gesagt hast, dass du zu mir gehst. Ich hätte meiner Mum gar nichts gesagt. Hätte die doch suchen und sich Sorgen machen sollen.“
Anna grinste gequält. „Beim nächsten Mal denk ich dran.“ Luisa hielt ihr ein Schälchen mit Spekulatius unter die Nase, aber Anna hob angewidert die Hand. „Uah, ich kann das Zeug nicht mehr riechen, hab in der Weihnachtszeit viel zu viel davon gegessen.“
Luisa zuckte die Schultern und stellte das Schälchen weg. „Na ja, ich dachte, so nach gut drei Monaten könnte man wieder welche probieren. Ich befürchte übrigens, meine Mutter brauchen wir auch nicht zu fragen, ob sie Fee und dich zum Turnier bringen kann“, sagte sie. „Sie bricht morgen in aller Frühe zu einem Fortbildungsseminar auf und kommt erst spät wieder.“
Anna rümpfte die Nase. „Als hätten sich die Erwachsenen abgesprochen.“
„Und was willst du jetzt machen?“, fragte Luisa.
Anna fletschte wie ein Hund die Zähne. „Nora durch den Wolf drehen und meine Eltern hinterher.“
Luisa lachte. „Nein, jetzt mal im Ernst.“
Anna griff nach der Tasse und starrte in den Tee, als stünde dort die Antwort. „Na, nix. Das Turnier kann ich vergessen. So ein Mist. Ich hatte mich so drauf gefreut. Gerade jetzt sind Fee und ich super in Form. Eine Siegesschleife hätten wir sicher gehabt, das sag ich dir.“
Luisa nippte an dem immer noch heißen Tee. „Und wenn wir mit dem Fahrrad hinfahren und es uns wenigstens angucken?“, schlug sie vor.
Anna winkte ab. „Nee, das wäre dreimal blöd, zu sehen, wie andere die Schleifen angesteckt bekommen, die man selbst gern gehabt hätte.“
Luisa legte Anna den Arm um die Schultern. „Weißt du was? Wir denken uns einfach für morgen was anderes Tolles aus. Was hältst du davon?“
Plötzlich schreckte Anna hoch. Mit spitzen Fingern stellte sie die Tasse auf das Nachtschränkchen und schüttelte die Hand. „Der Tee ist ja immer noch verflucht heiß. Aber dein Vorschlag ist prima.“ Mit einem Mal musste sie grinsen. „Pass auf, meine Eltern haben jetzt bestimmt solch ein schlechtes Gewissen, dass sie mir mit Sicherheit etwas Geld geben, damit wir morgen Vormittag shoppen gehen können.“ Sie hielt Luisa die Hand hin.
Die Freundin schlug ein. „Also abgemacht. Und ich frag meine Mutter, ob sie uns ein Eis spendiert.“
Lange sprachen die Mädchen noch von dem entgangenen Turnier, von Nora und von den CDs, die sie sich morgen kaufen wollten. Als der Schlaf sie endlich in seine Traumwelt hinüberzog, war die Nacht schon weit fortgeschritten und
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