Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
Hoflichtes sah. Ihr Pony stand völlig entspannt in der gegenüberliegenden Ecke seiner Box und auf seinem Rücken kauerte die kleine Ausreißerin Nora. Da ist sie ja!, dachte Anna erleichtert, doch im selben Moment war da auch wieder dieses andere Gefühl: Eifersucht. Nun musste Anna nicht nur ihre Mutter mit Nora teilen und konnte nicht zum Turnier, weil Nora vorging, sie musste es auch noch zulassen, dass Nora von ihrem Pony getröstet wurde!
Luisa zog Anna am Ärmel aus dem Stall. „Besser, wir bleiben da nicht stehen. Wenn Fee sich in Bewegung setzt, um uns zu begrüßen, erschreckt sich Nora womöglich und fällt herunter. Das ist ja wirklich unglaublich! Da ist die Kleine einfach mal eben von den Strohballen in der Ecke aus auf Fee geklettert. Ziemlich mutig von ihr.“
Anna wollte sich losreißen. „Na und? Dann fällt sie eben runter. Ist sie doch selbst schuld. Was macht sie auch mitten in der Nacht solche Kunststücke!“, raunte sie wütend.
Aber Luisa löste ihren Klammergriff nicht und legte den Kopf schief. „Dir wäre es wohl lieber gewesen, wir hätten sie bei Mücke gefunden, nicht wahr?“
Anna schluckte. Konnte Luisa etwa Gedanken lesen? „Und wie kriegen wir Nora jetzt da herrunter? Ich meine, sie kann ja schlecht auf Fees Rücken übernachten, oder?“
Robert war es schließlich, der den beiden Mädchen zu Hilfe kam. Er hatte inzwischen auch mitbekommen, dass etwas geschehen war, und traf Anna und Luisa auf dem Hof. Gemeinsam schlichen sie wieder in den Stall zu Fees Box und öffneten vorsichtig deren Tür. Im selben Moment, als Anna zu ihrem Pony huschte, um zu verhindern, dass Fee sich bewegte, eilte Robert an die Seite der Stute. Tatsächlich schreckte Nora hoch und Fee machte einen Schritt vorwärts. Nora verlor prompt das Gleichgewicht.
„Vorsicht!“, rief Anna erschrocken. Doch Robert reagierte sofort und griff nach Nora, die sanft in den Armen ihres großen Cousins landete.
„Ich will zu Mama und Papa!“, schluchzte Nora und schlang Robert die Arme um den Hals.
Annas Bruder grinste verlegen und Anna hätte beinahe mitgeheult. Ihre Gefühle schlugen Purzelbaum. Einerseits war sie erleichtert, dass sie Nora endlich gefunden hatten und dass ihr nichts zugestoßen war, andererseits fühlte sie im Bauch einen riesigen Wutknoten. Wie konnte Nora nur so dumm sein und Fee in ihrer Nachtruhe stören? Und wenn ihr nun etwas passiert wäre? Wie lange sollte das eigentlich noch so weitergehen?
„Besser, du rufst sofort Mama an“, sagte Robert. „Mein Handy ist in der linken Hosentasche.“
Anna fischte das Mobiltelefon aus Roberts Jeans und wählte Isabels Nummer.
Als die Mutter wenig später eintraf, streckte Nora ihr sofort die Arme entgegen und Robert war froh, das kleine Bündel wieder los zu sein.
Anna biss sich auf die Lippe, als sie sah, mit welcher Kraft sich die Kleine an ihre Mutter klammerte. Da spürte sie Luisas Hand auf der Schulter. „Trags mit Fassung. Nora bleibt schließlich nicht ewig hier. So lange wirst du deine Mutter doch wohl mit ihr teilen können, oder?“
Anna seufzte und zischte durch die Zähne: „Ja, und wie du siehst, mein Pony gleich mit!“
Nun hielt der Frühling mit Macht Einzug und ein Duft nach frischem Grün und Erde wehte durch das Mühlental. Die Vögel zwitscherten herrliche Konzerte und das leise Platschen im Mühlbach verriet, dass auch die Frösche und Lurche wieder unterwegs waren. Was gab es da für Anna und Luisa Schöneres, als die letzten Ferientage auf den Rücken der Ponys zu verbringen?
Doch immer häufiger kam es vor, dass Anna eine Enttäuschung erlebte, wenn sie Fee aus dem Stall holen wollte. Meist war nämlich jetzt Nora dabei, an der Ponystute herumzupuzzeln, sie von vorn bis hinten ausgiebig zu bürsten, viel ausgiebiger, als es eigentlich notwendig gewesen wäre.
Isabel war froh über Noras Entwicklung, ob wohl sie sich immer noch wie ein Äffchen liegend an das Pferd klammerte, wenn sie durch den Zirkel getragen wurde. Und weil Nora nun einmal Fee zu ihrem Liebling auserkohren hatte, hatte Isabel ihre Tochter gebeten, ihnen das Pony für das Voltigieren zu überlassen.
„Das ist wirklich wichtig für Nora, um ihr Trauma zu überwinden“, bat Isabel ihre Tochter um Verständnis. „Ich habe alles mit ihrer Therapeutin abgesprochen. Dass sie Fee putzt, das gehört dazu. So können sie beide besser Kontakt zueinander aufnehmen, verstehst du? Außerdem tut Nora das systematische Arbeiten gut, sie muss sich auf
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