Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
ein feiner Sichelmond hing am tintenblauen Himmel. Anna wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Einen Moment lang lag sie still da und musste überlegen, wo sie überhaupt war, dann hatte sie die Orientierung wiedergewonnen. War es ein Traum gewesen, aus dem sie fliehen wollte? Anna lauschte. Außer Luisas regelmäßigem Atmen war nichts zu hören. Ein Blick auf die Leuchtziffern des Weckers verriet ihr, dass es fast drei Uhr war. Seufzend kuschelte Anna sich wieder in die Kissen.
Auf einmal war sie hellwach. Der Wind hatte durch den Fensterspalt ein Geräusch hereingetragen.
Sofort sprang Anna aus Luisas Bett. Auf Zehenspitzen schlich sie zum Fenster und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch der Blick auf den Hof war ihr durch die inzwischen dichter gewordenen Sträucher verdeckt. Dann zuckte sie zusammen und spürte das Blut in den Schläfen pulsieren. Da war der Schein einer Taschenlampe zu erkennen gewesen! Wie ein flüchtiges Insekt aus Licht war der Strahl durch die Dunkelheit geschwebt. Vorsichtig, um nirgendwo mit dem Fuß anzustoßen, kehrte Anna zum Bett zurück und rüttelte Luisa aufgeregt aus ihren Träumen. „Luisa, wach auf! Da draußen sind Einbrecher.“
Mit einem Ruck fuhr Luisa hoch. „Was sagst du da?“
„Ich glaub, es sind Einbrecher auf dem Hof!“, wiederholte Anna. „Da sind welche mit Taschenlampen unterwegs.“
Schnell schlüpften die Freundinnen in Jeans und Sweatshirt und schnürten hastig die Turnschuhe zu.
„Sollten wir nicht deine Mutter wecken?“, flüsterte Anna. Luisa schüttelte den Kopf. „Schauen wir erst mal nach. Mama können wir immer noch wach machen. Außerdem ist es so spannender.“
Die Mädchen rutschten auf dem Geländer hinunter, denn die alten Holzstufen knarrten so heftig, dass sie einen Höllenlärm verursachten. Luisa war so geistesgegenwärtig den kleinen Handscheinwerfer mitzunehmen, der immer griffbereit auf dem Garderobenbord lag.
Anna war froh, dass Luisa direkt vorneweg preschte. Sie hielt sich dicht hinter ihr. Es war gar nicht so leicht, durch die Dunkelheit zu laufen. Luisa hatte den Scheinwerfer schnell wieder ausgeknipst, weil sie Angst hatte, dass die Einbrecher dann sofort auf sie aufmerksam werden würden.
Hinter der Hecke gingen sie in Deckung. „Kannst du was sehen?“, zischte Luisa.
„Nichts“, antwortete Anna. „Keine Funzel. Absolut nichts. Aber ich hab mir das doch nicht eingebildet!“
„Vielleicht sind die im Stall und wollen Pferde klauen“, gab Luisa zu bedenken.
Anna bekam allmählich weiche Knie. „Wollen wir nicht lieber den Erwachsenen Bescheid sagen? Vielleicht haben wir es ja mit richtig gefährlichen Verbrechern zu tun.“
Aber Luisa gab keine Antwort, sondern huschte geduckt auf den Stalleingang zu.
Anna seufzte. Was blieb ihr anderes übrig, als ihrer Freundin zu folgen?
Kurz darauf standen die Mädchen dicht gedrängt an der Stallmauer.
„Ich glaub, ich hab was gehört“, wisperte Luisa.
Anna lauschte, aber in ihren Ohren hallte nur ihr aufgeregter Herzschlag wider.
In diesem Moment kam eine dunkle Gestalt um die Hausecke und richtete den Strahl einer Taschenlampe direkt auf die beiden Mädchen.
Anna und Luisa hoben die Hände vors Gesicht, denn das grelle Licht schmerzte in den Augen. Anna wurde es ganz schummerig und sie griff instinktiv nach Luisas Hand.
„Ach, ihr seid das“, sagte da eine wohlbekannte Stimme.
„Mama!“, schimpfte Anna. „Du hast uns vielleicht einen Schreck eingejagt.“
„Was treibt ihr hier draußen?“, fragte Isabel.
„Und du? Wir haben schon gedacht, hier wären Verbrecher unterwegs, da wollten wir mal nach dem Rechten sehen“, erwiderte Anna. „Kannst du jetzt bitte die Taschenlampe runternehmen?“
„Entschuldige“, stammelte die Mutter. „Habt ihr Nora gesehen?“
„Nora?“, fragte Anna. „Was ist denn jetzt schon wieder mit Nora?“ Dabei klang sie genervter, als sie eigentlich wollte, denn sie hatte aus der Stimme ihrer Mutter echte Besorgnis herausgehört.
„Sie ist verschwunden“, antwortete Isabel. „Als ich gerade nach ihr sehen wollte, war ihr Bett leer. Im ganzen Haus war sie nicht aufzufinden und dann haben wir entdeckt, dass auch ihre Gummistiefel fehlen. Die Kleine ist ausgebüchst.“
Der erste Gedanke, der Anna durch den Kopf ging, war, dass Nora es mal wieder geschafft hatte, im Mittelpunkt zu stehen. Doch sie sprach den Gedanken nicht aus.
„Ich hoffe nur, Nora meint nicht, sie könnte irgendwie
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