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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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große Freiheit.
    Und los ...
    Ankum braucht zuerst einige Sekunden, bis er sein barockes Friesengewicht in Schwung bringt. Aber dann, als er einen Gang höher geschaltet hat, fetzt er mit gewaltigen Galoppsprüngen an der Brandung entlang, dass die anderen kaum nachkommen.
    »Ist das super . . .«, schreit Rike gegen den Wind an. »Ankum ist ja der totale Wahnsinn.«
    Santana will dranbleiben. Luisa steht in den Steigbügeln, beugt sich nach vorn und stützt sich auf Santanas Hals. Mit einer Hand greift sie in die schwarze Mähne, als Santana immer flacher wird, immer gestreckter und schneller galoppiert.
    Was für ein Gefühl!
    Luisa bleibt direkt hinter Ankum, ganz nahe am Meer. Wasserzungen lecken an den Hufen. Der Wind reißt
    Fetzen von der Gischt ab und trägt sie herüber. Schaumflocken tanzen um Luisas Reitkappe, legen sich wie Schneeflocken auf Santanas hochwirbelnde Mähne. Luisas Gesicht glüht. Wind, Salz und tausend winzige Sandkörner peitschen ihr entgegen. Von rechts brennt die Sonne. Mit ganz anderer Kraft als vorhin hinterm Deich. Aber es ist himmlisch. Nur nicht aufhören mit dem Galopp. Geradeaus, Richtung Norden. Wo endet der Strand? In Dänemark? Oder noch weiter oben? »Allmählich Tempo zurücknehmen«, brüllt Rike und sieht sich kurz um.
    Es dauert noch eine ganze Weile, aber dann schaffen die Mädchen es, die Geschwindigkeit der Pferde zu drosseln. Ausgelassen lachend schnappen die Reiterinnen nach Luft und reiben sich mit den Ärmeln das Salz von den Lippen. Sie wenden und gehen im Schritt an den Wellen entlang.
    Alle sind außer Atem. Die Mädchen und erst die Pferde! Prustend schnäuzen sie sich den Flugsand aus den Nüstern.
    »... und dann hat Oie auf dem ganzen Rückweg glücklich vor sich hin geschnaubt«, erzählte Conny Clasen zwei Stunden später Kai Jensen.
    Die Pferde standen wieder in den Boxen und Conny war gerade mit dem Abwaschen von Oles Rücken fertig.
    Sie presste ihr Kinn auf die Brust, senkte ihre Stimme und machte es vor. »So ungefähr. Leise und glücklich.« »Glücklich? Woher weißt du das so genau?«, erkundigte der Reitlehrer sich schmunzelnd. Er zog Conny gern auf, wenn sie die Pferdesprache übersetzte. »Das war sicher normales Reflexschnauben, um den Sand loszuwerden. Wie kommst du darauf, dass es etwas mit Glück zu tun hatte?«
    »Ich weiß es eben«, beharrte Conny. »In mein Pferdebuch schreibe ich es auch. So«, sie stellte den Eimer beiseite, »und jetzt habe ich Hunger.«
    »Ich auch.«
    Luisa kam aus Santanas Box. Richtig braun war sie geworden bei dem Ausritt. Das ging schnell bei ihr, sie war ein dunkler Typ.
    »Luisa muss sich nur das Foto einer Urlaubsinsel angucken«, behauptete die hellhäutige Conny gerne, »dann sieht sie schon aus wie ein Schwarzafrikaner.« Heute glühte Luisa aber sogar von innen heraus.
    Sie hätte die ganze Welt umarmen können! Sie, die vorsichtige Luisa Steffen, hatte sich getraut am Meer zu galoppieren! Und alles war gut gegangen. Mehr als das - das war der stärkste Ausritt ihres Lebens gewesen.
    So wie sie waren, in vollem Reitzeug, stiefelten die sechs Mädchen durch den Vorgarten zum Deich.
    Im Mirabellenbaum am Hoftor hingen bunte Bonbonketten.
    Gegenüber, am Fuß des Deiches, stapelten sich Strohballen mit Thermoskannen und hohen Körben auf. Uber einem Ballen war eine blaue Lacktischdecke ausgebrei-tet. Schweres, helles Steingutgeschirr stand darauf. Auf jeder Deckenecke lag ein roter Mauerziegel. Die Steine sollten der Decke eine faire Chance gegen den Wind geben.
    Wirklich, Familie Harms und Kai Jensen hatten sich schwer angestrengt den Mädchen ein unvergessliches Picknick zu bereiten.
    Rike verteilte Zitronentee, angelte dann eine Waffel aus dem großen Angebot und riss die Folie auf.
    »Hat echt Superspaß gemacht mit eurem Ankum«, sagte sie und biss eine Ecke ab. »Wir hatten auch mal einen Friesen, aber nur kurz.«
    »Warum nur kurz?«, wollte Jule wissen und ließ sich auf einen Strohballen fallen.
    Rike winkte ab.
    »Viel zu sensibel. Der arme Kerl litt darunter, dass die Reitschüler so oft wechselten. Darum hat mein Vater ihn verkauft. Wie geht das denn bei euch mit Ankum?«
    Die drei Hamburger Mädchen wechselten rasche Blicke. Sie kannten sich schon so lange, dass sie sich ohne Worte verständigen konnten.
    Sollten sie die Harms-Töchter in das Ankum-Geheimnis einweihen? Den Drillingen von Ulrike Mühlberg erzählen? Und davon, dass sie versuchte Ankum zu besuchen? Und vielleicht zu

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