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Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen

Titel: Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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eigenen Augen gesehen hätte, wie Bastian das fremde Mädchen umgarnte ... sie hätte es niemandem geglaubt.
    Im Gutshaus herrschte absolute Leere, als Jule ankam.
    Ohne nach links und rechts zu sehen, lief sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Mit einem wütenden Tritt kickte sie die Turnschuhe von den Füßen und pfefferte sie in die Ecke. Dann warf Jule sich aufs Bett, voll angezogen, und hämmerte verzweifelt auf die Matratze ein.
    Als Conny und Luisa etwas später kamen, sagte Jule nur: »Bauchschmerzen«, und drehte sich zur Wand. Während ihre Freundinnen längst eingeschlafen waren, wälzte Jule sich im Bett hin und her. Je mehr sie über Bastian nachgrübelte, desto weniger war an Schlaf zu denken. Dieser Schuft! Spielte ihr den verliebten Reiterfreund vor. Basti fantasti! Rote Rose in der Putzbox, Kuss aufs Taschentuch ...
    Jule lachte bitter auf. So laut, dass Conny aufwachte. »Geht es dir schlecht?«, kam es verschlafen aus dem Bett über ihr.
    »Nein«, flüsterte Jule.
    »Na gut.« Conny gähnte und zog sich das Oberbett über die Ohren.
    Und bei der ersten Gelegenheit machte er sich an eine andere heran... Jule hing weiter ihren trüben Gedanken nach. Ausgerechnet eine Springreiterin. Dass die besser war als sie, machte die Sache noch schlimmer.
    Jule richtete sich auf und starrte durch das Fenster in die Dunkelheit. Was konnte sie dafür, dass sie mit Sally nicht trainieren durfte? Ach Sally ...
    Wenn sie doch nur bei ihr zu Hause wäre! Die Dülmener Wildpferde waren ihr plötzlich egal. Was interessierte sie der Vater von Mäuschens Fohlen? Mäuschen interessierte sie. Sonst nichts. Der Hengstvater konnte ihr gestohlen bleiben. Genau wie Bastian Bachmann. Jawohl! Morgens gegen vier Uhr hatte Jule noch kein Auge zugemacht. Im Gegenteil: Sie war wacher als vorher. Mittlerweile löste Wut ihre Traurigkeit ab. Jule steigerte sich so sehr hinein, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Ihr grauste davor, Bastian nachher beim Frühstück zu treffen. Wahrscheinlich würde sie ihm ins Gesicht springen.
    In einem plötzlichen Entschluss stand Jule auf. Leise tastete sie auf dem Teppich nach ihren Schuhen und zog sie an. Sie griff ihren Rucksack und verließ auf Zehenspitzen das Maiglöckchen-Zimmer. Ihr Ziel stand fest - mit dem ersten Zug nach Hamburg. Bloß weg von Bastian. Zurück zu Mäuschen.
    Der Hof lag in absoluter Ruhe. Einige Laternen brannten, die Jule den Weg zur Hauptstraße zeigten. Draußen war es stockfinster und feucht-kalt. Sie fröstelte. Unwillkürlich zog sie ihre Reitweste enger um die Schultern.
    Jule zögerte, als sie die lange Straße von Everswinkel nach Warendorf vor sich sah. Der dunkle Asphalt zog sich endlos hin. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie. Umkehren? Aber dann nahm Jule allen Mut zusammen und marschierte los.
    Wenn ein Auto auftauchte, duckte sie sich in den Straßengraben. Wer weiß, ob es nicht ein Streifenwagen war? Ein zwölfjähriges Mädchen, das nachts allein unterwegs war, kam der Polizei bestimmt verdächtig vor. Die Strecke bis nach Warendorf hatte sie unterschätzt. Fast eine Stunde brauchte Jule bis zum Ortsschild. Danach fror sie wenigstens nicht mehr.
    Im Zentrum verlief sie sich. Einmal endete Jules Weg vor dem Josephs-Hospital, ein anderes Mal vor dem Nordrhein-Westfälischen Landgestüt. Dann fand sie aber den Weg zum Bahnhof.
    Die Gleise liefen direkt neben der Straße. Ohne Sperre gelangte man auf den Bahnsteig. Noch immer herrschte tiefe Dunkelheit. Kein Mensch war zu sehen. Logisch. Wer trieb sich schon vor Sonnenaufgang auf Bahnhöfen herum? Außer ihr?
    Die Bahnhofsuhr zeigte fünf Uhr und zwölf Minuten. Das gelbe Licht über dem Fahrplan war defekt, es zuckte gespenstisch.
    Angestrengt versuchte Jule die klein gedruckten Abfahrtszeiten zu entziffern. Unmöglich. Egal. Von Helene wusste sie, dass von Warendorf aus Züge bis Münster fuhren. Und von dort gingen Intercitys nach Hamburg. Jule spähte der Gleise hinunter. Am Ende des Bahnsteigs stand ein Zug. Der würde sicher bald eingesetzt. Hoffentlich. Bevor Luisa und Conny aufwachten und sie vermissten.
    Vielleicht hätte sie eine Notiz hinterlassen sollen? Nein, Bastian sollte sich ruhig Sorgen machen. Es reichte, wenn sie von Münster aus auf dem Ponyhof anrief.
    Siedend heiß fiel Jule ein, dass sie nicht viel Geld dabeihatte.
    Sie zog ihre Geldbörse aus dem Rucksack und zählte nach. Das reichte nie für eine Fahrkarte nach Hamburg. »Na gut«, murmelte sie voller

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