Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
als »Testdieb« an der Reihe war.
Jensen blieb stehen und lief rot an.
»Herr Polizeihauptmeister«, knurrte er. »Wenn ich drei Sättel hätte, müsste ich diesen Zirkus nicht veranstalten. Vielleicht erinnern Sie sich, dass mir alle Sättel gestohlen wurden.« »Oh . . . Entschuldigung . . . natürlich«, brummte der Polizist und ärgerte sich über sich selbst. So etwas passierte ihm normalerweise nicht. Er sah sich nach einem schweren Gegenstand um, den die Männer ersatzweise tragen könnten, da meldeten sich die Gerlach-Zwillinge. »Wollen Sie unsere Sättel haben?«, schlug Mia-Mathilde vor. »Die sind ja noch da, wir waren doch ausgeritten.« »Prima«, sagte Karl Brammer.
Als jeder der Männer zwei Sättel trug, sah Luisa klarer. »Der Schwarzhaarige war so groß wie Bastian.«
»Ich bin 1,82«, sagte Bastian.
Dieser Albrecht Steinberg, den ich hinausgeworfen habe, der war genauso groß wie Bastian, dachte Jensen spontan. Und der beherrschte den Anbindeknoten für Pferde.
Aber konnte er Steinberg einfach beschuldigen? Nein. Kai Jensen verwarf den Verdacht wieder.
»Der Blonde mit der Tätowierung«, fuhr Luisa fort, »war etwas größer, ungefähr so viel.« Sie zeigte die Breite eines Striegels. »Aber nicht ganz so groß wie Dr. Teichmüller.«
Tierarzt Teichmüller maß 1,95 m und zog den Kopf ein, wenn er durch die Stalltür ging.
»Körpergröße ca. 1,90 m«, schrieb der Polizeihauptmeister auf. Die Polizisten steckten ihre Notizbücher ein. »Würdest du die Personen wieder erkennen?«, fragte Brammer Luisa.
»Den Blonden bestimmt.«
Brammer legte eine Karte gegen die Wand und füllte sie aus. »Gut, dann solltest du Einblick in die Lichtbildkartei nehmen.« Er steckte den Kuli ein und gab Luisa die Karte. »Mit dieser Vorladung kommst du morgen ins Polizeipräsidium. Adresse steht drauf, du musst an der U-Bahn-Station Alsterdorf aussteigen. Bring Mutter oder Vater mit...«
»Ich wohne bei meiner Oma«, unterbrach Luisa ihn. »Wenn ich morgen mit ihr komme, geht das auch?« »Das ist in Ordnung.«
Bastian mischte sich ein. »Morgen klappt das ja wohl nicht, Luisa. Deine Klasse besichtigt doch den Flughafen. Hast du mir zumindest erzählt.«
Luisa runzelte die Stirn. »Stimmt. Und übermorgen . . . nee, geht auch nicht. Meine Oma ist nicht da . . . können wir nicht sofort fahren, Herr Brammer? Sonst vergesse ich noch, wie die Gangster aussahen.« Die Polizisten Brammer und Beck beratschlagten kurz, gingen zu ihrem Streifenwagen und telefonierten von dort aus zweimal.
»Von uns aus gibt es keine Bedenken, sofort zu fahren«, erklärte Karl Brammer danach, »aber vorher muss deine Oma zustimmen.«
»Ach ... Oma erlaubt das bestimmt«, sagte Luisa ungeduldig. Sie brannte darauf, die Verbrecherfotos anzu-gucken und die Sattelbande zu entdecken. »Wir können zu Hause vorbeifahren, ich wohne ganz nah, am Buchengrund.«
Als der grün-weiße Polizeiwagen vor Steffens Haus am Buchengrund 39 anhielt, stand Hilla Steffen gerade am Fenster und nahm Gardinen für die Wäsche ab. Sie wäre fast von der Trittleiter gefallen, als sie Luisa mit zwei Polizisten aussteigen sah. Frau Steffen ließ die halb herunterhängenden Gardinen an der Stange hängen und lief zur Haustür.
Sie war außer sich vor Sorge, als sie von dem Überfall hörte. Frau Steffen bestand darauf, ausführlich mit Luisa darüber zu reden, unter vier Augen. Die beiden Polizisten setzten sich solange ins Auto.
Nach dem Gespräch war Hilla Steffen ruhiger, denn Luisa steckte die ganze Sache offensichtlich gut weg. »Vorher hatte ich viel mehr Angst, Oma.« Luisa strich Hilla Steffen beruhigend über den Arm, bevor sie wieder in den Streifenwagen einstieg. »Weil ich nie wusste, was noch im Stall passieren würde. Aber jetzt ist ja alles erledigt.«
Es stimmte, Luisa wirkte regelrecht erleichtert.
Hilla Steffen musste nicht mit aufs Präsidium. Aber sie nahm den Polizisten das Versprechen ab, ihre Enkelin bis vor die Haustür zurückzubringen.
»Das hätten wir sowieso getan, Frau Steffen«, sagte Karl Brammer, als Luisa endlich angeschnallt auf der Rückbank saß. »Meinen Sie, wir schicken ein Mädchen abends allein nach Hause?«
Sie kamen genau in den Berufsverkehr. Glücklicherweise war aber der Verkehr von Großmoorstedt in Richtung Hamburger City längst nicht so dicht wie umgekehrt. Eine endlose Schlange aus weißen Autoscheinwerfern kroch ihnen entgegen, während Luisas Streifenwagen auf der anderen Straßenseite gut
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