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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Allmählich packte ihn die Wut.
    »Ich fand es interessant zu sehen, daß in der Akte Ihrer Frau das Treuhandvermögen gar nicht erwähnt wird. Nur in Ihrer eigenen Akte. Gibt es dafür einen Grund?«
    »Ja, den gibt es!« blaffte Lambert. »Es wird deshalb nicht in der Akte meiner Frau erwähnt, weil sie nichts davon weiß!«
    Die Aktenordner waren leer. Vollkommen leer. Ungläubig starrte Fleur sie an, klappte ein paar andere auf, suchte nach versprengten Dokumenten, Bankauszügen, irgend etwas. Als sie ein Geräusch vernahm, schob sie die Schubladen des metallenen Aktenschranks rasch zu und eilte zum Fenster hinüber. Als Richard den Raum betrat, lehnte sie sich hinaus und atmete verzückt die Londoner Luft ein.
    »Was für eine herrliche Aussicht!« rief sie aus. »Ich liebe den Regent’s Park. Gehst du oft in den Zoo?«
    »Nie!« lachte Richard. »Das letzte Mal war ich dort, als Antony klein war.«
    »Dann müssen wir hineingehen«, erklärte Fleur. »Solange du noch in London bist.«
    »Heute nachmittag vielleicht?«
    »Heute nachmittag gehen wir in den Hyde Park. Es ist alles arrangiert.«
    »Na, wenn du das sagst.« Richard grinste. »Aber jetzt machen wir uns besser auf den Weg, damit wir nicht zu spät zu Philippa und Lambert kommen.«
    »Okay.« Fleur schenkte Richard ein charmantes Lächeln und ließ sich von ihm aus dem Zimmer führen. An der Tür blickte sie sich flüchtig um und überlegte, ob sie irgend etwas übersehen hatte. Aber das einzige geschäftsmäßige Möbelstück, das sie sehen konnte, war der Aktenschrank. Kein Schreibtisch, kein Sekretär. Sein ganzer Papierkram mußte woanders sein. In seinem Büro. Oder im Haus in Surrey.
    Auf der Fahrt zum Restaurant ließ Fleur ihre Hand unbefangen in Richards gleiten, und als sich ihre Finger verflochten, sah sie, wie sich auf seinem Hals ein winziger roter Fleck ausbreitete. Was für ein reservierter Engländer er doch ist, dachte sie und unterdrückte mühsam ein Lachen. Nach vier Wochen hatte er es gerade einmal dazu gebracht, sie mit trockenen, schüchternen Lippen, die aus der Übung waren, zu küssen. Nicht wie der rohe Sakis, der sie nach ihrer allerersten Verabredung zum Lunch in ein Hotelzimmer gezerrt hatte. Bei der Erinnerung an Sakis dicke, haarige Schenkel und seine gebellten Befehle zuckte Fleur zusammen. Viel besser so herum. Und überraschenderweise gefiel es ihr, als Highschool-Jungfrau behandelt zu werden. Lächelnd schritt sie neben Richard einher und fühlte sich gut aufgehoben und beschützt. Es kam ihr vor, als würde sie sich für diesen besonderen Augenblick aufbewahren.
    Ob sie so lange warten konnte, stand allerdings auf einem anderen Blatt. Vier Wochen der Lunches, Dinners, Filme und Kunstgalerien – und sie hatte noch immer keinen handfesten Beweis, daß bei Richard wirklich etwas zu holen war. Gut, er hatte ein paar schöne Anzüge; eine Wohnung in London; eine Villa in Surrey; er genoß den Ruf, reich zu sein. Doch das hieß alles noch lange nichts. Die Häuser konnten bis oben mit Hypotheken belastet sein. Er konnte kurz vor der Pleite stehen. Er könnte drauf und dran sein, sie um Geld zu bitten. Das war ihr schon einmal passiert – und seitdem war Fleur stets auf der Hut gewesen. Wenn sie nicht hieb- und stichfeste Beweise finden konnte, daß Geld vorhanden war, dann vergeudete sie ihre Zeit. Wirklich, sie hätte sich schon längst wieder abseilen sollen. Auf zum nächsten Begräbnis; auf zum nächsten Trottel. Aber …
    Fleur hielt in ihren Gedanken inne und drückte sich fester an Richard. Wenn sie ehrlich war, dann mußte sie zugeben, daß ihr Selbstbewußtsein seit Sakis etwas gelitten hatte. In den letzten paar Wochen hatte sie drei Beerdigungen und fünf Gedenkgottesdienste besucht – aber bislang war Richard Favour ihr einziger aussichtsreicher Kandidat. Dabei machte der Anblick ihres im Gästezimmer verstreuten Gepäcks Johnny und Felix, süß wie sie waren, inzwischen schon leicht nervös. Gewöhnlich verbrachte sie nicht so viel Zeit zwischen Männern (»ruhend«, wie Felix es ausdrückte), normalerweise ging es von einem Bett direkt ins nächste.
    Wenn sie Richard doch nur ein bißchen Beine machen könnte, dachte Fleur; sich einen Platz in seinem Bett sichern; sich einen Platz in seinem Haushalt erobern. Dann könnte sie sich einen Überblick über seine Finanzlage verschaffen, und das Wohnproblem wäre auch gelöst. Ansonsten wäre sie, wenn die Dinge nicht bald ins Lot kamen, gezwungen, jene

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