Reizende Gäste: Roman (German Edition)
sein.«
»Wieviel hast du denn inzwischen zur Seite gelegt?«
»Nicht genug.«
»Und wieviel ist genug?«
»O Johnny, hör auf, mich auszuhorchen!« versetzte Fleur gereizt. »Es ist alles deine Schuld. Du hast mir gesagt, daß Sakis ein Kinderspiel ist.«
»Nichts dergleichen! Ich habe dir lediglich erzählt, daß er gemäß meinen Quellen ein Multimillionär und in emotionaler Hinsicht labil sei. Und genauso war es auch.«
»Heute abend wird er sogar noch labiler sein, wenn ihm aufgeht, daß du abgehauen bist.« Felix steckte Fleurs Fünfzig-Pfundschein in eine große Dose, die mit rosa Engeln verziert war.
»Jetzt bekomm bloß nicht noch Mitleid mit ihm!« knurrte Fleur.
»Keine Bange! Jeder Mann, der auf dich hereinfällt, verdient alles, was er kriegt.« Fleur seufzte.
»Auf seiner Jacht hat’s mir auf jeden Fall Spaß gemacht.« Sie blies eine Rauchfahne aus. »Zu schade, wirklich.«
»Ja, wirklich, jammerschade.« Johnny ging einen Schritt zurück, um erneut seinen Tafelaufsatz zu bewundern. »Ich nehme an, jetzt muß Ersatz her.«
»Mit noch einem reichen Griechen brauchst du allerdings nicht zu rechnen«, warf Felix ein. »Bei orthodoxen Feiern werde ich nur selten engagiert.«
»Bist du zu Emily Favours Gedenkgottesdienst gegangen?«
»Bin ich.« Fleur drückte ihre Zigarette aus. »Aber beeindruckt war ich nicht. Steckt da wirklich Geld dahinter?«
»O ja.« Johnny sah auf. »Sollte es zumindest. Mein Kumpel bei de Rouchets hat mir erzählt, daß Richard Favour ein persönliches Vermögen in Millionenhöhe besitzt. Und dann ist da noch die Familienfirma. Die sollte einen Haufen Geld wert sein.«
»Na schön, morgen bin ich mit ihm zum Lunch verabredet. Da versuche ich das herauszufinden.« Fleur schlenderte zum Kamin und blätterte die an Johnny und Felix gerichteten gewichtigen Einladungen durch.
»Weißt du, vielleicht solltest du mal ein paar Abstriche machen«, schlug Felix vor, »und dich ab und zu mit einem schlichten, alten Millionär zufriedengeben.«
»Ach komm. Mit einer Million kommst du doch heutzutage nicht mehr weit«, entgegnete Fleur. »Überhaupt nicht. Das weißt du so gut wie ich. Und ich brauche Sicherheit.« Ihr Blick fiel auf die silbergerahmte Photographie eines kleinen, sonnenbeschienenen Mädchens mit blondem, duftigem Haar. » Zara braucht Sicherheit.«
»Die liebe Zara«, sagte Johnny. »Wir haben schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört. Wie geht’s ihr?«
»Gut«, meinte Fleur vage. »Sie ist in der Schule.«
»Das erinnert mich an was.« Johnny warf Felix einen Blick zu. »Hast du’s ihr gesagt?«
»Was? Oh, das. Nein.«
»Worum geht’s?« erkundigte Fleur sich argwöhnisch.
»Letzte Woche hat uns jemand angerufen.«
»Wer?«
»Hal Winters.« Kurze Zeit herrschte Stille.
»Was wollte er?« fragte Fleur schließlich.
»Dich. Er wollte mit dir in Verbindung treten.«
»Und ihr habt ihm gesagt …«
»Nichts. Wir sagten, wir wüßten nicht, wo du bist.«
»Gut.« Fleur atmete langsam aus. Sie begegnete Johnnys Blick und sah dann rasch fort.
»Fleur«, meinte Johnny ernst, »findest du nicht, du solltest ihn anrufen?«
»Nein«, sagte Fleur.
»Ich schon.«
»Tja, ich aber nicht. Johnny, ich hab’s dir schon mal gesagt. Ich rede nicht über ihn!«
»Aber …«
»Hast du mich verstanden?« rief Fleur wütend. »Ich rede nicht über ihn!«
Ehe er etwas darauf erwidern konnte, ergriff sie ihre Tasche, warf ihr Haar zurück und rauschte aus dem Raum.
3
Lambert legte den Telefonhörer auf und starrte einige Sekunden darauf. Dann wandte er sich an Philippa.
»Dein Vater ist ein Dummkopf«, rief er aus. »Ein verdammter Dummkopf!«
»Was hat er denn getan?« erkundigte sich Philippa nervös.
»Er hat was mit irgendeiner verdammten Frau angefangen, das ist alles. In seinem Alter!«
»Und so bald nach Mummys Tod«, warf Philippa ein.
»Genau«, erwiderte Lambert. »Genau.« Er sah Philippa beifällig an, und sie spürte, wie sie errötete. Oft sah Lambert sie nicht beifällig an.
»Er hat angerufen, um auszurichten, daß er diese Frau heute zum Lunch mitbringt. Er klang …« Lambert verzog das Gesicht nachdenklich, und Philippa sah rasch fort, ehe sie sich bei dem Gedanken ertappen konnte, daß sie mit einem extrem häßlichen Mann verheiratet war. »Er klang trunken«, schloß Lambert.
»Jetzt am Vormittag?«
»Nicht alkoholisiert«, wandte Lambert ungeduldig ein. »Trunken vor …« Er hielt inne, und eine Weile sahen er und
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