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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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sich hauptsächlich gegen Fleur zu richten schien, in die Luft gegangen. Philippa argwöhnte, daß ihr Vater vermutlich in der Firma ein Wörtchen mit Lambert gesprochen hatte, was die Dinge auch nicht besser machte. Und nun begrüßte Lambert jeden Morgen mit düsterer Stimmung, kehrte allabendlich mit finsterer Miene von der Arbeit heim und knurrte sie gereizt an, wenn sie ihn aufzuheitern versuchte.
    Anfangs hatte es ihr nichts ausgemacht. Fast hatte sie die Herausforderung begrüßt, »ihrem Mann durch eine schwierige Zeit zu helfen«. »In guten wie in schlechten Zeiten …«, hatte sie mehrmals täglich vor sich hingemurmelt, »… ihn zu lieben und zu ehren.« Bloß daß Lambert nicht besonders erpicht auf ihre Liebe und Verehrung zu sein schien. Er schien sie überhaupt nicht in seiner Nähe haben zu wollen.
    Sie hatte Zeitschriftenartikel über Beziehungen zu Rate gezogen und in der Bibliothek Bücher darüber durchgeblättert und dann versucht, einige der gemachten Vorschläge durchzuführen. Sie hatte neue Rezepte fürs Dinner ausprobiert, sie hatte vorgeschlagen, gemeinsam ein neues Hobby zu entdecken, sie hatte ihn gebeten, ihr doch sein Herz auszuschütten, sie hatte ihn durch Sex aufzurütteln versucht. Doch auf jeden ihrer Versuche hatte er mit dem gleichen mißmutigen Gesicht reagiert.
    Und es gab niemanden, mit dem sie darüber sprechen konnte. Ihre Arbeitskolleginnen sprachen zwar ungezwungen über ihre Ehemänner und Freunde, aber Philippa hatte sich dabei stets zurückgehalten. Zum einen besaß sie ein natürliches Schamgefühl, das sie davon abhielt, anderen an der Kaffeemaschine ihre Bettgeheimnisse anzuvertrauen. Und zum anderen – und wenn sie ehrlich war, war das der eigentliche Grund – schien sich Lambert so sehr von allen anderen Ehemännern zu unterscheiden, daß es ihr peinlich war, den anderen die Wahrheit zu verraten. Alle schienen sie mit fröhlichen Typen verheiratet zu sein, die Fußball, den Pub und Sex mochten; die bei Bürofeiern erschienen und sich, obwohl sie einander gar nicht kannten, auf Anhieb gut verstanden. Aber Lambert war da anders. Er verfolgte das Fußballgeschehen nicht und ging auch nicht ins Pub. Manchmal mochte er Sex; manchmal schien er ihn fast abzustoßen. Bei Bürofeiern saß er grundsätzlich abseits vom Rest, rauchte eine Zigarre und machte ein gelangweiltes Gesicht. Danach, im Auto, äffte er die Aussprache all ihrer Kollegen und Kolleginnen nach, und Philippa gab traurig ihren Plan auf, ein paar nette Paare zu sich nach Hause einzuladen.
    Seit dem Debakel auf dem Golfplatz waren sie nicht mehr nach »The Maples« gefahren. Jedesmal, wenn sie es vorschlug, verzog Lambert finster das Gesicht und behauptete, keine Zeit zu haben. Zwar hätte sie auch allein hinfahren können, aber dann hätten die anderen gemerkt, daß etwas nicht stimmte. So saß sie allabendlich mit Lambert zusammen und sah fern oder las einen Roman. An den Wochenenden schienen alle anderen Paare etwas vorzuhaben, bloß sie und Lambert nicht. Sie standen auf, und Lambert ging in sein Arbeitszimmer und las die Zeitung. Dann war Mittagszeit. Danach ging Philippa manchmal weg und schlenderte in den Läden herum. Und jeden Tag fühlte sie sich einsamer.
    Da rief völlig unverhofft Fleur bei Philippa an.
    »Philippa, hier ist Fleur. Am Freitag fahre ich zu einem Gedenkgottesdienst nach London. Wie wär’s, wenn wir uns zum Lunch träfen?«
    »Lunch? Wahnsinn!« Philippa spürte, wie sie rot wurde und ihr Herz zu hämmern begann, als würde sie um ein Rendezvous gebeten. »Liebend gern!«
    »Ich weiß, daß du arbeiten mußt«, meinte Fleur. »Sonst hätte ich vorgeschlagen, daß wir uns schon früher treffen und einen kleinen Bummel machen.«
    »Ich nehme mir den Tag frei«, sagte Philippa spontan. »Ich habe noch jede Menge Urlaubstage übrig.«
    »Du Glückspilz! Nun, warum holst du mich dann nicht vom Bahnhof ab! Ich lasse dich noch wissen, welchen Zug ich nehme. Von dort kann’s dann gleich losgehen.«
    Als Philippa auflegte, war sie in absoluter Hochstimmung. Fleur wollte ihre Freundin sein. Sofort sah sie sich beide vor sich, wie sie bei der Bestellung des Essens in einem teuren Restaurant zusammen kicherten; sich gegenseitig ermunterten, ausgefallene Kleider auszuprobieren. Ein weiteres Treffen miteinander ausmachten. Vor Aufregung umarmte Philippa sich. Fleur war ihre Freundin!
    »Am Freitag gehe ich mit Fleur zum Lunch«, rief sie Lambert zu, um einen beiläufigen Ton bemüht. »Da

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