Reizende Gäste: Roman (German Edition)
kommt sie nach London.«
»Na und?«
»Sie geht zu einem Gedenkgottesdienst«, erzählte Philippa, in ihrem Glück nicht fähig, ihren Redeschwall zu bremsen. »Ich frage mich, wessen Gedenkgottesdienst? Vermutlich jemand aus ihrer Familie. Oder vielleicht eine Freundin. Wahrscheinlich wird sie recht schick aussehen. Was ich wohl anziehen soll? Soll ich mir etwas Neues kaufen?«
Während Philippa weiterschwatzte, war Lambert mit seinen Gedanken anderswo. Vor ihm lag ein weiterer kurzangebundener Brief der Bank, in dem diese eine zuverlässige Garantie forderte, daß er imstande sei, seine beträchtliche, nicht genehmigte Kontoüberziehung zu begleichen. Er mußte Geld in die Finger kriegen, und zwar bald. Was hieß, daß er wieder nach »The Maples« fahren und in Richards Arbeitszimmer gelangen mußte. Doch das war riskant. Vor allem, da er momentan bei Richard nicht gut angeschrieben war. Lamberts Gesicht verdüsterte sich. Der alte Narr hatte ihn bei der Arbeit in sein Büro gerufen und ihn angerüffelt, weil er Fleur beleidigt hatte. Ihn angerüffelt! Es war ja egal, daß Fleur ihr Spiel völlig versaut hatte; daß sie keine Ahnung hatte, wie man sich auf dem Golfplatz benahm. Aber natürlich brachte es momentan gar nichts, mit Richard vernünftig zu reden. Er stand völlig in Fleurs Bann, und es blieb einem nichts anderes übrig als abzuwarten, bis sich das legte, und um »The Maples« besser einen Bogen zu machen, bis Richard sich wieder eingekriegt hatte.
»Was ich wirklich einmal brauche, sind Shorts«, sagte Philippa gerade im Zimmer nebenan, in der Meinung, daß er noch immer zuhörte. »Für die Wochenenden. Was Klassisches, allerdings nicht zu schick …«
Das Problem war, daß er nicht warten konnte, bis Richard sich wieder eingekriegt hatte. Er brauchte das Geld schnell. Lambert trank aus dem schweren Silberseidel auf seinem Schreibtisch einen Schluck Bier und starrte wieder auf den Brief. Fünfzigtausend, und die Bank würde Ruhe geben. Da war er sich sicher. Und die warteten in »The Maples« auf ihn. Wenn er sich gewiß sein könnte, daß er nicht alles vermasselte; daß er nicht entdeckt würde … Eine plötzliche, unerwünschte Erinnerung kam ihm, von Fleurs Stimme hinter ihm, die ihn dabei erschreckte, wie er Richards Akten durchstöberte. Er spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Natürlich hatte sie keinen Verdacht geschöpft, warum sollte sie auch? Aber wenn das Richard gewesen wäre …
Plötzlich drang Philippas Stimme in sein Bewußtsein durch.
»Offenbar ist Daddy an diesem Tag auf einer Sitzung«, sagte sie gerade, »und Gillian hat ihren Bridgeunterricht.« Lambert riß den Kopf hoch. »Ansonsten hätte Fleur vorgeschlagen, daß sie ebenfalls mitkommen. Aber ich finde es so ganz nett, du nicht auch? Nur wir beide? Da können wir uns einmal näherkommen.«
Lambert erhob sich und ging in den Raum nebenan.
»Was hast du gerade gesagt? Dein Vater ist am Freitag auf einer Sitzung?«
»Ja, offensichtlich muß er nach Newcastle.«
»Das höre ich zum erstenmal.«
»O je. Hat er dich denn nicht gebeten mitzukommen?« Philippa biß sich auf die Lippen. »Du könntest ja mit zu dem Lunch kommen«, meinte sie zweifelnd. »Wenn du möchtest.«
»Sei nicht dumm. Ich, bei einem Lunch mit einem Paar Kicherliesen wie euch?«
Philippa giggelte, erfreut über die Vorstellung von sich und Fleur als einem Paar Kicherliesen. Mit einem plötzlichen Gefühl der Großherzigkeit grinste Lambert zurück.
»Ihr zwei Damen nehmt euren Lunch alleine ein«, sagte er. »Ich habe an dem Tag Wichtigeres vor.«
Der Mittwoch brach strahlend, heiß und blau an. Als Zara nach unten kam, war im Garten bereits der Frühstückstisch gedeckt worden. An ihrem Platz stand ein riesiger Blumenstrauß, an ihrer Stuhllehne erhob sich schimmernd ein silberner Heliumluftballon, und ihr Teller war mit Karten und Geschenken bedeckt.
»Alles Gute zum Geburtstag!« rief Antony, sobald er sie aus dem Wintergarten kommen sah. »Gillian, Zara ist da! Hol den Sekt mit dem Orangensaft! Das war meine Idee«, erklärte er Zara. »Sekt mit Orangensaft zum Frühstück. Und Pfannkuchen.« Zara schwieg. Sie starrte auf den geschmückten Tisch, als hätte sie noch nie etwas Derartiges gesehen.
»Ist das alles für mich?« fragte sie schließlich mit rauher Stimme.
»Aber natürlich! Du hast Geburtstag! Setz dich doch«, fügte er im Ton des Gastgebers hinzu. »Probier einmal die Erdbeeren.«
Fleur erschien mit einer
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