Reizende Gäste: Roman (German Edition)
Transaktionen gewöhnt ist.«
»Nun, nicht jeden Tag.« Richard lachte. »Aber ich denke, das müßte schon gehen. Bist du dir sicher, daß du das Geld nicht an konventionellerer Stelle unterbringen kannst?«
»Es wäre ja nur für kurze Zeit«, beruhigte ihn Fleur. »Während ich mal ganz allgemein meine Bankangelegenheiten ins reine bringe. Es stört dich doch nicht?« Mit einem abschließenden Ruck zog sie die Videokamera aus der Schachtel. »Ach herrje, schau dir die vielen Knöpfe an! Dabei wurde mir versichert, sie sei einfach in der Handhabung!«
»Vielleicht ist es einfacher, als es aussieht. Wo ist die Anleitung?«
»Die muß hier irgendwo drin sein. Die Sache ist die«, fügte sie hinzu, während sie in der Packung herumstöberte, »daß dieses Geld ziemlich unerwartet kommt. Von einem Treuhandvermögen. Du weißt doch, wie das ist.«
»Ich lerne gerade dazu.«
»Und ich habe mich noch nicht entschieden, wofür ich es verwenden soll. Ich könnte im voraus einen Großteil von Zaras Schulgebühren bezahlen, dann käme ich gern jederzeit an das Geld heran. Oder ich könnte etwas anderes damit tun. Es investieren, vielleicht. So, da haben wir’s! Gebrauchsanweisung!« Beide betrachteten verdutzt das dicke Taschenbuch. »Und das ist der Ergänzungsband«, fügte Fleur hinzu und zog einen weiteren Band hervor. Sie begann zu kichern.
»Also ich hatte mir eigentlich eher ein kleines Informationsblatt vorgestellt«, schmunzelte Richard. »Eine dünne Broschüre.« Er griff nach dem Handbuch und blätterte darin herum. »Du zahlst Zaras Schulgebühren also selbst?«
»Aber natürlich«, entgegnete Fleur. »Was dachtest du denn?«
»Ich dachte, daß die Familie von Zaras Vater vielleicht angeboten hat …«
»Nein«, versetzte Fleur. »Da besteht kaum Kontakt.«
»O je! Das war mir nicht klar.«
»Aber ich besitze etwas eigenes Geld. Genug für Zara und mich.«
Sie blickte ihn mit glänzenden Augen an, und plötzlich kam es Richard so vor, als würde er widerrechtlich sehr privaten Boden betreten. Welches Recht hatte er, sie über Geldangelegenheiten auszufragen, wenn er ihr noch nicht einmal einen Heiratsantrag gemacht hatte? Was sollte sie von ihm denken?
»Verzeih mir meine Neugierde«, begann er hastig. »Mich geht das ja gar nichts an.«
»Schau!« Fleur strahlte ihn an. »Ich glaube, ich habe den Zoom gefunden!«
Als Antony und Zara vom Schwimmen zurückkehrten, entdeckten sie Fleur und Richard in der Diele, noch immer in das Handbuch vertieft.
»Ja super!« meinte Antony sofort. »So eine haben wir in der Schule. Soll ich sie mal ausprobieren?« Er nahm die Videokamera, trat ein paar Schritte zurück und richtete sie auf die anderen. »Jetzt lächelt. Lächle, Dad! Zara, lächeln!«
»Mir ist aber nicht danach zumute«, erwiderte sie und stapfte die Treppe hoch.
»Ich glaube, sie ist ein bißchen geknickt«, meinte Antony entschuldigend zu Fleur, »wegen ihres Vaters.«
»Aha«, meinte Fleur. »Da gehe ich wohl mal lieber hoch und rede mit ihr.«
»Okay.« Antony spähte bereits wieder durch den Bildsucher. »Dad, du mußt natürlich wirken!«
Zara war auf ihrem Zimmer und saß, die Arme um die Knie geschlungen, auf ihrem Bett.
»So, mein Vater ist also tot, ja?« sagte sie, als Fleur das Zimmer betrat. »Fleur, du bist ein Miststück!«
»Rede nicht in diesem Ton mit mir!«
»Oder es passiert was?«
Fleur starrte sie einen Moment lang an. Dann schenkte sie Zara unerwartet ein teilnahmsvolles Lächeln.
»Ich weiß, daß im Augenblick alles etwas schwierig ist, Schätzchen. Es ist völlig normal, wenn man in deinem Alter etwas launisch ist.«
»Ich bin nicht launisch! Und ich habe am Mittwoch auch nicht Geburtstag, verflixt noch mal!«
»Darüber wirst du dich doch wohl bestimmt nicht beschweren wollen? Extrageschenke, eine Party … Es ist ja nicht das erste Mal.« Fleur besah sich im Spiegel und glättete mit dem Daumen eine Augenbraue. »Du hast dich schließlich auch nicht beschwert, als du zweimal zehn wurdest.«
»Weil ich da zehn war«, erklärte Zara. »Ich war jung. Und dumm. Damals dachte ich, es wäre egal.«
»Das ist es doch auch!«
»O nein! Ich möchte einfach einen richtigen Geburtstag wie alle anderen auch.«
»Tja nun, ich fürchte, wir wollen alle Dinge, die wir nicht haben können.«
»Und was willst du?« fragte Zara feindselig. »Was willst du, Fleur? Ein großes Haus, ein großes Auto?«
»Schatz …«
»Ich will nämlich hierbleiben. Bei Richard,
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