Reizende Gäste: Roman (German Edition)
Gillian und Antony. Nirgends sonst.« Ihre Stimme versagte leicht. »Warum geht das denn nicht?«
»Es ist alles sehr kompliziert, Püppchen.« Fleur holte einen Lippenstift hervor und zog sorgfältig ihre Lippen nach.
»Das stimmt doch gar nicht! Wenn du wolltest, dann könnten wir hierbleiben. Richard liebt dich. Das weiß ich. Ihre beide könntet heiraten.«
»Du bist wirklich noch solch ein Kind!« Fleur legte den Lippenstift weg und lächelte Zara liebevoll an. »Ich weiß, du wolltest immer einmal Brautjungfer sein. Wann haben wir dir dieses süße rosa Kleid gekauft?«
»Da war ich neun, Herrgott noch mal!« Angewidert sprang Zara auf.
»Schatz, bitte werde nicht zu laut.«
»Verstehst du denn nicht?« Zwei dicke Tränen kullerten plötzlich über Zaras Wangen, und sie wischte sie ungeduldig fort. »Jetzt will ich einfach … will ich einfach ein Haus, in dem ich wohne. Du kennst das, wenn Leute einen fragen: ›Wo wohnst du denn?‹ Und ich muß dauernd sagen: ›Manchmal in London und manchmal anderswo.‹«
»Was stört dich daran? Klingt doch sehr glamourös!«
»Niemand sonst wohnt ›anderswo‹. Alle haben sie ein Zuhause!«
»Püppchen, ich weiß, daß es schwer für dich ist.«
»Es ist schwer für mich, weil du es mir so schwer machst!« weinte Zara. »Wenn du es wolltest, dann könnten wir irgendwo bleiben. Wir könnten ein Zuhause haben.«
»Eines Tages werden wir das auch, Schatz. Versprochen. Wenn wir wirklich gutsituiert sind, schaffen wir uns irgendwo ein Heim, nur wir beide.«
»Nein, das werden wir nicht«, erwiderte Zara bitter. »Du hast mir nämlich versprochen, daß wir das machen, bis ich zehn bin. Und schau, jetzt bin ich dreizehn – oh, Entschuldigung, vierzehn. Und wir wohnen nach wie vor ständig woanders, je nachdem, wen du gerade vögelst.«
»Das reicht!« zischte Fleur zornig. »Nun hör mir einmal zu! Mal ganz abgesehen von deiner abscheulichen Ausdrucksweise, über die wir jetzt ausnahmsweise hinweggehen, dürfte ich da mal darauf hinweisen, daß du immer noch ein sehr junges Mädchen bist, das nicht weiß, was das Beste für es ist? Daß ich deine Mutter bin? Daß das Leben auch für mich nicht einfach ist? Und daß du, wie ich finde, ein herrliches Leben hast, voller Möglichkeiten und Vergnügungen, für die die meisten Mädchen alles geben würden?«
»Ich scheiß auf deine Möglichkeiten!« schrie Zara. Noch mehr Tränen rannen ihre Wangen hinunter. »Ich möchte hierbleiben! Und ich möchte nicht, daß du herumerzählst, mein Vater sei tot!«
»Das war bedauerlich.« Fleur runzelte leicht die Stirn. »Es tut mir leid.«
»Aber der Rest tut dir nicht leid«, entsetzte sich Zara. »Der tut dir nicht leid.«
»Schätzchen!« Fleur ging zu Zara und wischte ihr zärtlich die Tränen fort. »Na komm, meine Kleine! Was hältst du davon, wenn wir beide morgen zum Lunch gehen? Und wir lassen uns maniküren? Nur wir beide? Das wird lustig!«
Schweigend zuckte Zara mit den Achseln. Inzwischen strömten die Tränen nur so und hinterließen auf Zaras T-Shirt nasse Flecken.
»Ich kann nicht glauben, daß du wirklich ein Teenager bist«, meinte Fleur liebevoll. »Manchmal schaust du gerade einmal wie zehn aus.« Sie zog Zara an sich und küßte sie auf die Stirn. »Keine Bange, Püppchen. Am Ende wird alles gut. Wir bringen unser Leben auf die Reihe.« Ein neuer Tränenstrom lief über Zaras Gesicht; sie versuchte, etwas zu sagen.
»Du bist müde«, meinte Fleur. »Vermutlich war alles ein bißchen zuviel. Ich denke, ich gehe jetzt am besten, damit du dich ein wenig ausruhen kannst. Nimm ein schönes heißes Bad, und dann sehen wir uns später unten.« Gedankenverloren nahm sie eine von Zaras langen blonden Locken in die Finger, hielt sie ans Licht und ließ sie wieder fallen. Dann nahm sie, ohne Zara noch einer weiteren Aufmerksamkeit zu würdigen, ihren Lippenstift, warf einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild und verließ das Zimmer.
12
Allmählich sorgte sich Philippa um Lambert. In den letzten Wochen hatte es den Eindruck gemacht, als sei er ständig gedrückter Stimmung; ständig verärgert über sie. Jetzt aber wandelte sich seine Laune von Verdrießlichkeit zu einer bissigen Wut. Nichts, was sie sagte, war richtig; nichts, was sie tat, paßte ihm.
Mit dem Briggs & Co. Fiasko hatte alles begonnen. Der Tag des Golfspiels war an sich schon schlimm genug gewesen. Dann hatte man Lamberts Freund in der Presse als Gauner entlarvt, und Lambert war vor Wut, die
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