Relaistation Venus
schwächer. Vielleicht bekommt es Hunger und jagt einer vorbeiziehenden kosmischen Strahlung nach. Wie dem auch sei, es kommt in jeder Minute mehrmals vor, daß unsere Signalaufbereitungsgeräte mit den Störungen nicht mehr fertig werden. Dann hilft die mehrfache Sendung. Unsere Empfänger benutzen automatisch den stärksten ankommenden Richtstrahl und unterdrücken die anderen.«
»Ist das kompliziert?«
»Das wurde schon in der Blütezeit des alten Dampfradios praktiziert – so gegen 1935. Die automatische Verstärkungsregelung von zwei Empfängern wird zusammengeschaltet; somit wird die Verstärkung immer von dem Signal bestimmt, das im Augenblick gerade am stärksten ist, und das andere wird in den Keller gedrückt.«
»Ich verstehe«, sagte Burbank, »und wurde etwas gegen dieses Fading unternommen?«
»Es ist wie mit dem Wetter.« Channing grinste. »Mark Twain sagte: ›Jeder spricht davon, aber niemand tut was dagegen.‹ Bis jetzt wissen wir nicht viel mehr, als daß wir darüber maulen können.«
»Ich finde, man sollte es trotzdem versuchen.«
»Es wurde versucht. Die erste Anlage der Relaisstation Venus war so gebaut. Es funktionierte nicht, obgleich wir mehr Saft dafür verbrauchten, als für alle unsere Mehrfachsender zusammen. Tut mir leid.«
»Haben Sie irgend etwas Neues?« fragte Burbank.
»Nichts. Ich hatte mehr als genug damit zu tun, die Schwierigkeiten mit der genauen Ausrichtung der Richtstrahlen zu beheben.«
Burbank schwieg. Er konnte nur hoffen, daß nicht allzu viele von dem Bock wußten, den er geschossen hatte, obwohl ihm natürlich klar war, daß unter dreihundert Beteiligten immer ein paar sind, die dafür sorgen, daß auch Außenstehende an der Schadenfreude teilhaben können. Sein Blick wanderte heimlich über die Gesichter der Anwesenden. Er bemerkte, daß keiner sein Grinsen völlig unterdrücken konnte. Vor Wut wäre er am liebsten aus der Haut gefahren, aber er war ein guter Pokerspieler und ließ sich nichts anmerken.
Er ging zu anderen Problemen über. Einige ließen sich gleich beheben, andere mußten eben warten. Burbank war ein ausgezeichneter Verwaltungsmann, aber wie so viele Geschäftsleute war er fest davon überzeugt, wenn er nur die nötige Zeit hätte und nicht mit all dem Papierkram seiner Stellung belastet wäre, könnte er es den Ingenieuren in ihren Labors schon zeigen, wie man etwas anpackte. Es brachte ihn jedesmal auf die Palme, wenn er einen der Techniker mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt in die Luft stieren sah. Natürlich konnte der Bursche leicht behaupten, über ein schwieriges Problem nachzudenken, aber Burbank war sicher, daß er bloß döste.
Aber in Geschäftsdingen kannte er sich aus, das mußte man ihm lassen. Er hatte sich auch von seinem Fehlschlag mit der Richtstrahlregelung nicht unterkriegen lassen und alles wieder ausgebügelt, was er damit angerichtet hatte, sowohl bei all den Privatpersonen, die sich beschwert hatten, als auch bei der Interplanetaren Fernmeldekommission, die ja im Grunde nur am Gewinn interessiert war.
Er schloß die Versammlung und dachte nach – dabei nahm er genau die gleiche Haltung ein, die ihn bei anderen so rasend machte: Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und legte die Beine auf den Schreibtisch.
Im Kino war es dunkel. Der Held griff verlangend nach der Heldin – und sie kamen einander entgegen. Aber der zündende Funke blieb aus, denn Schwärze vertuschte den Rest der Szene und breitete sich über den Zuschauerraum aus. In der fast völligen Dunkelheit waren einige Laute zu vernehmen, die sicher viel befriedigender waren als die zensierte Filmumarmung. Das Licht ging an, woraufhin diverse Männerköpfe hastig zurückzuckten, während Frauenlippen glücklich lächelten. Einige öffneten sich, um ihren Gefühlen Luft zu machen. Eine Frauenstimme sagte: »Aber Mr. Channing!«
»Pssst, Arden!« mahnte der Mann. »Die Leute werden denken, ich habe dich geküßt!«
»Na ja, wenn es ein anderer war, der die Situation genutzt hat, muß ich schon sagen, daß du um etwas betrogen wurdest. Ich hab’ jedenfalls gedacht, du küßt mich und hab’ mein ganzes Feuer in den Kuß gesteckt.«
»Hast du es früher schon mal probiert?« fragte Channing interessiert.
»Wieso?«
»Mir hat’s gefallen. Ich hab’ mich bloß gefragt, wieso du noch ledig bist, wenn du so küssen kannst.«
»Oh, alle anderen sind gleich nach der ersten Behandlung ins Land der Seligen gefleucht. Es ging über
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