Relaistation Venus
ihm was«, konstatierte Arden lächelnd. »Und jetzt los, begleite mich heim.«
Sie hoben die Füße kaum, als sie den langen Korridor entlangschlurften. Untergehakt schleppten sie sich schweigend zu Ardens Tür. Ihrem Gutenachtkuß fehlte es an jeglicher Leidenschaftlichkeit. »Bis morgen«, murmelte Don.
Don Channing schlief sehr unruhig. Ihm war warm, und er träumte immer wieder etwas Ähnliches. Jedesmal war er in einer feuchten stickigen Kammer eingesperrt und gezwungen, die gleiche abgestandene Luft zu atmen. Er erwachte schweißüberströmt, erschöpft und fühlte sich hundeelend.
Gleichgültig kleidete er sich an. Beim Rasieren gab er sich keine Mühe. Sein Morgenkaffee schmeckte fad. Schlechtgelaunt verließ er sein Apartment. Im Korridor stieß er fast mit Arden zusammen.
»Morgen«, grüßte sie. »Mir ist mies! Aber du scheinst dich ein wenig mehr anzustrengen, oder ist dein leidenschaftliches Keuchen lediglich ein Mangel an frischer Luft?«
»Himmel! Das ist es!« stieß er hervor.
Er nahm seine Uhr, die auch zum Stoppen benutzt werden konnte, vom Handgelenk und blickte sich um. Ein Mann saß auf einer Bank in der Nähe und wartete offenbar gleichgültig auf jemanden. Channing drückte auf den Stoppknopf und fing an, die Atemzüge des Mannes zu zählen.
»Was soll denn das?« fragte Arden. »Was meintest du mit: ›Das ist es!‹ Warum bist du so aufgeregt? Habe ich etwas von Bedeutung gesagt?«
»Allerdings«, versicherte ihr Channing nach fünfzehn Sekunden. »Der Bursche hat mehr als fünfzigmal Luft geholt! Wir stecken bis zum Hals in Kohlendioxyd! Schnell, Arden, komm mit!«
Er zog sie in den Lift und ließ ihn mit Höchstgeschwindigkeit aufwärtsfahren. Minuten vergingen, und sie spürten das berüchtigte Magensausen, das bei verringerter Schwerkraft kommt. Arden drückte die Hände auf den Bauch und kicherte.
»Du warst doch schon öfter oben an der Achse. Also atme mal ordentlich tief!« mahnte Channing.
Der Aufzug verringerte die Geschwindigkeit und kam erst allmählich zum Halt. Bei einem normalen Stoppen wären sie gegen die Decke katapultiert worden.
»Komm«, forderte Don Arden auf. »Hier geht’s schnell!« Er blickte die Treppe hoch, die zum innersten Stockwerk führte. Er blinzelte Arden zu und sprang. Ohne Schwierigkeiten gelangte er durch die obere Öffnung. »Hoch mit dir!« rief er Arden zu.
Arden sprang. Sie segelte hoch, und als sie die Öffnung erreichte, griff Channing nach ihrem Arm und hielt sie auf.
Sie blickte auf und sah etwa sechzehn Meter über sich die gegenüberliegende Wand.
Channing knipste Licht an. Sie befanden sich in einem Raum von etwa sechzig Meter im Durchmesser und einer Länge von ungefähr neunzig Meter. »Wir sind hier im Zentrum der Station«, erklärte er dem Mädchen. »Hinter dem Schott dort ist die Luftschleuse. Und hinter dem auf der anderen Seite befinden sich die Lufterneuerungsanlage und verschiedene Maschinenräume. Komm mit.«
Er nahm sie an der Hand und stieß sich ab, daß sie in einer langen Kurvenbahn die gegenüberliegende Seite des inneren Zylinders erreichten.
»Toll, diese Art von Fortbewegung«, freute sich Arden. »Aber es ist ein recht kribbeliges Gefühl im Magen, wenn wir über das Zentrum segeln.«
Channing öffnete eine schwere Metalltür. Sie kamen durch Räume voll Maschinen und danach durch die Vorratslager.
»Ich fühl’ mich wie beschwipst.« Arden kicherte.
»Das liegt am hohen Sauerstoffgehalt. Das CO 2 drückt hier auf den Boden, weil es schwerer ist. Außerdem ist die Luft hier oben dünner, da die Zentrifugalkraft alles nach außen drückt. Weiter außen sind wir so gewöhnt, ›unten‹ zu sagen, daß wir hier, eineinhalb Kilometer oberhalb – oder vielmehr der Mitte zu – Schwierigkeiten haben, uns richtig auszudrücken. Paß auf!«
Er ließ Arden stehen und ging schnellen Schrittes rund um die Zylinderinnenseite. Kurz darauf stand er auf den Stahlplatten unmittelbar über ihr. Sie schaute zu ihm hoch und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß ja, warum es so ist«, rief sie zu ihm hinauf. »Aber es macht mich trotzdem schwindelig. Komm bitte wieder herunter, oder mir wird schlecht.«
Channing tauchte wie ein Schwimmer zu ihr, oder viel mehr er sprang zu ihr hoch, denn für ihn war sie es ja, die von der Decke hing. Etwa auf halbem Weg machte er einen Salto und landete leichtfüßig neben ihr. Sofort waren für beide Decke und Boden wieder, wo sie sein sollten.
Grinsend öffnete Channing die
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