Relaistation Venus
ein wenig mehr von Massendetektoren verstehen.«
»Vergiß es«, brummte Chuck. »Sie taugen höchstens dazu, schillernde Seifenblasen herbeizugaukeln, die mit der kalten Spitze eisiger Logik zum Platzen gebracht werden.«
»Was würdest du denn tun?« fragte Channing.
»Wenn ich das wüßte! Möglicherweise könnten wir ihnen mit einem riesigen Spiegel Blinkzeichen geben – wenn wir einen hätten und sie nicht ausgerechnet in Richtung Sonne segelten.«
»Hm«, murmelte Franks und kritzelte Gleichungen auf die Tischdecke. »Sie sind ein paar hundert Millionen Kilometer von uns entfernt. Damit dein Spiegel eine erkennbare Scheibe abgäbe, müßte er etwa den doppelten Durchmesser der Venus haben, wie man sie von der Erde aussieht. Das sind hundertdreißigtausend Kilometer, wenn man sie gerade noch entdecken kann, sagen wir in einer Entfernung von hundertdreißig Millionen Kilometer, oder ein Verhältnis von zehntausend zu eins. Die Empress of Kolain kommt von etwa dreihundert Millionen Kilometer auf uns zu, also müßte bei einem Verhältnis von zehntausend zu eins der Spiegel einen Durchmesser von gut dreißigtausend Kilometer haben. Ganz ordentlicher Spiegel!«
Don kippte Walts Glas über den Tischrand. Während Franks fluchend das Bier mit Papierservietten aufwischte, wandte Don sich wieder an Thomas: »Wir sollten die Sache zumindest ernst nehmen, auch wenn uns niemand den Kopf abreißt, falls wir nicht helfen können. Ich jedenfalls bin dafür, daß wir die Nuß knacken, selbst wenn es uns die Zähne kostet.«
»Könnt ihr denn die Position nicht berechnen?«
»Doch, aber mit einer Toleranz von ein paar hundert Kilometer. Und das genügt nicht.«
»Allerdings nicht«, pflichtete Chuck ihm bei.
Eine Weile herrschte Schweigen. Arden brach es, als sie, ein Fernschreiben schwenkend, hereinstürmte. Atemlos ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und griff nach Channings noch unberührtem Glas.
Don nahm das Schreiben und las: ANTWORT ERHALTEN. TUT EUER BESTES OHNE RÜCKSICHT AUF KOSTEN. KEG JOHNSON, INTERPLANET. Er blickte die anderen an. »Wir sollten wirklich anfangen, was zu tun.«
»Ja, alles ist besser, als nur herumzusitzen, selbst wenn ihr das Bier als Spesen absetzen könnt.« Arden erhob sich und stolzierte zur Tür.
Channing blickte ihr nach. Plötzlich griff er nach Franks Schreibstift und zeichnete eine lange Kurve von einem Soßenfleck auf einer Tischseite zu einem Kaffeefleck auf der anderen. In der Nähe des ersten Fleckes ging die Kurve durch einen Marmeladetupfen.
»Unser Tischtuchstratege.« Franks grinste. »Was ist dir jetzt eingefallen?«
»Dieser Soßenfleck«, erklärte Don, »ist der Mars, die Marmelade die Empress of Kolain, der Kaffeefleck die Venus, und dieses eingebrannte Loch ist die Relaisstation. Kapito?«
»Wenn ich mein kluges Köpfchen anstrenge.«
»Siebzehn Astronomen brauchten neun Wochen, um die Bahn dieses Marmeladeflecks auf die übliche Weise auszurechnen. Aber, Jungs, wir kennen die Beschleunigung der Empress of Kolain und ihre relative Position zum Mars beim Start. Wir können die Bewegung des Mars auf seiner Umlaufbahn korrigieren. Wir können die Winkelabweichung der Empress vom Mars berechnen. Das ist eigentlich alles, was wir wissen müssen. Die Position ist uns so egal, wie nur was.«
Channing kritzelte Gleichungen auf das Tischtuch. »Seht ihr, sie bewegt sich uns gegenüber gar nicht so schnell. Ihr Kurs erscheint uns perspektivisch verkürzt, weil sie fast auf uns zuschießt, auf einer nach außen und von der Sonne wegführenden Bahn. Von hier aus gesehen, fliegt sie auf einer etwas parabolischen Bahn nach oben. Wie bei allen Fernflügen wird sich auch die Empress etwas über die Ekliptik erheben, um die Schwärme von Meteoren zu vermeiden, die in der Ebene der Ekliptik herumschwirren, und dabei am Punkt der höchsten Geschwindigkeit auch am höchsten stehen.«
»Ich verstehe«, murmelte Franks. »Wir nehmen unseren besten Kontrolltechniker, um den Planeten im Fadenkreuz zu behalten. Dann benutzen wir eine Spiralnocke, um den Richtstrahl der Bahnkurve nachzuführen. Richtig?«
»Richtig.« Don zeichnete einen Kegelschnitt auf die Tischdecke und schrieb Maße dazu. Dann prüfte er sie anhand der langen Kette von Gleichungen und nickte. »Wir drehen diese verrückt aussehende Nocke mit einem genauen Uhrwerk, und dann lassen wir den Richtstrahl sausen. Glücklicherweise arbeitet ja Radar auf ganz ähnlichen Frequenzen wie wir. Bis jetzt hat nur noch
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