Relaistation Venus
befand. Auf dem Weg konnte man die berühmte und für den Funkverkehr so wichtige Relaisstation Venus durch das Teleskop sehen.
Die Empress of Kolain würde auf der Tagesseite der Venus landen und schon ein paar Stunden später zur Erde aufbrechen, die dann ein paar Grad vor der Venus und etwa achtundvierzig Millionen Kilometer entfernt lag.
Fahrplanmäßig erhob das Schiff sich auf vier feinen Glutsäulen und stieß ein Loch in den Himmel. Das Glühen verlor sich bald im hellen Sonnenschein. Das Schiff wurde zur kleinen selbständigen Welt, bis sie mehr als dreihundert Millionen Kilometer entfernt auf der Venus aufsetzte.
Die Empress of Kolain konnte die dünne Marsatmosphäre noch nicht ganz verlassen haben, als im Fernmeldeamt des Raumhafens das Signal für höchste Dringlichkeit schrillte. Alle horchten auf, und das Mädchen am Fernschreiber wartete geduldig, bis Buchstabe um Buchstabe aufgezeichnet wurde. Endlich riß sie den Streifen aus der Maschine und las laut: Empress of Kolain aufhalten. Direkt zur Erde weiterleiten. Müßte sonst auf Venus in Quarantäne. Venusfieberepidemie auf gesamtem Planeten.
»Geben Sie durch: Zu spät. Empress of Kolain bereits gestartet. Was sollen wir tun? « befahl der Leiter der Fernschreiberin. Ihre Finger tippten eilig auf der Tastatur. Das Signal schoß durch die Leere zur Relaisstation und von dort zur Erde. Im Büro der Interplanetaren Verkehrsgesellschaft las der geschäftsführende Leiter das Schreiben und fluchte aus voller Kehle.
»Miß Deane!« brüllte er mit höchster Lautstärke. »Ein Fernschreiben an Channing auf Relaisstation Venus. Ich diktiere: Empress of Kolain unterwegs zur Venus. Sofort Verbindung aufnehmen! Muß zur Erde umgeleitet werden. Marsianisches Fadenmoos von Millionenwert an Bord. Würde bei Quarantäne verderben. Kosten Nebensache. Unterzeichnen Sie es mit Keg Johnson, Interplanet, Miß Deane.«
»Sofort, Mr. Johnson.«
Weitere Minuten für die Übermittlung mit Lichtgeschwindigkeit von der Erde zum Mond, von dort quer durch den Raum zur Relaisstation Venus. Die Maschinen klickten, und der Streifen wurde ordentlich auf Geschäftspapier geklebt, mit EILT gestempelt und in die Rohrpost geschoben.
Als Don Channing das Fernschreiben las, kaute Williams auf dem Mars gerade an seinem vierten Fingernagel, und Johnson auf der Erde an seinem zweiten. Sie selbst konnten in dieser Sache nichts mehr tun. Und wenn Channing es nicht schaffte, würde es ohnehin niemand fertigbringen.
Channing las zu Ende und fluchte. Heftig drückte er auf einen Knopf. Eine sehr hübsche junge Frau trat ein. Sie lächelte ihm mit etwas mehr Vertrautheit zu, als man sie üblicherweise bei einer Sekretärin erwartet, und setzte sich.
»Arden, sei so lieb und ruf Walt.«
»Das hättest du eigentlich auch selbst tun können«, meinte sie lachend. Sie drückte auf die Sprechtaste und spreizte dabei die Finger, daß man den blitzenden Brillanten ihres Verlobungsrings nicht übersehen konnte.
»Schon, aber dann wäre mir ja nicht die Freude deines Anblicks vergönnt gewesen.«
»Na warte nur bis Oktober, dann siehst du mich vielleicht mehr, als dir auf die Dauer lieb ist.«
»Bis dahin habe ich es mir möglicherweise anders überlegt«, erwiderte Don Channing grinsend. Doch dann wurde er ernst und schob ihr das Fernschreiben über den Schreibtisch zu. »Was sagst du dazu?«
Arden las. »Die verlangen ja allerhand. Glaubst du, du bringst es fertig?«
»Es wird eine Menge kosten, und ich weiß nicht, ob es mir gelingt, mit einem Schiff im Raum Verbindung aufzunehmen. Das wäre das erste Mal in der Geschichte, wenn man vom Kontakt mit Schiffen in geringer Entfernung absieht.«
Walt Franks trat ein, ohne zu klopfen. »Ah, turteln unsere Täubchen? Und dazu braucht ihr Zuschauer?«
»Wir turteln nicht«, wies ihn Channing zurecht. »Arden ist rein dienstlich hier.«
»Aus Mangel an Beweisen muß ich dir wohl glauben. Was gibt’s?«
»Walt, wie stehen die Chancen, mit der Empress of Kolain Verbindung aufzunehmen? Sie ist vom Mars zur Venus unterwegs.«
»Gleich einer Schneeballschlacht im Hochsommer in Florida!« Er kniff die Augen leicht zusammen. »He! Das war doch keine ernsthafte Frage, oder?«
»Leider, ja.« Don ließ auch den Ingenieur das Fernschreiben lesen.
»Na, das sieht ja heiter aus! Nur gut, daß es wenigstens nicht um Leben oder Tod geht. Erstens einmal können wir mit keinem Richtstrahl auf sie zielen, wenn wir sie nicht sehen. Und zweitens, wenn
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