Relaistation Venus
Stunde lang beschäftigte Barney sich mit den beiden Schrauben. Er fand eine Einstellung, bei der der Strom ganz extrem niedrig war. Die beiden Schrauben beeinflußten sich gegenseitig, und er mußte immer wieder abwechselnd an beiden drehen, bis die Einstellung richtig war. Lachend schaltete er auf volle Spannung, aber der Stromverbrauch hielt sich in vernünftigen Grenzen.
»Was jetzt?« erkundigte er sich.
»Keine Ahnung. Kommt was heraus?«
»Wärme.«
»Ja, und sie ist genauso tödlich wie eine Höhensonne. Glaubst du, die Marsianer haben ihrer Ernte mit künstlichem Sonnenschein nachgeholfen?«
Barney schaute in ein Spektroskop. Es war eines der neueren Modelle, das auch die Spektrallinien im kurzwelligen Ultraviolett und im langwelligen Infrarot auf Fluoreszenzschirmen sichtbar machte. Er sah sich das Spektrum an und schüttelte den Kopf.
»Ist vielleicht gut zur Bestrahlung bei Erkältungskrankheiten«, meinte er, »aber einen Sonnenbrand bekommt man davon sicher nicht. Es ist ganz im Infrarotbereich.« Er grinste. »Sie werden doch nicht gar an einer Grippeepidemie dahingesiecht sein und versuchten in ihren letzten Zügen noch, sich en masse zu bestrahlen?«
»Ich würde alles glauben, wenn das Ding in einer bevölkerten Gegend gefunden worden wäre«, sagte Jim. »Aber wir wissen, daß es die Wüste schon zur Zeit der alten Marsianer gab und sie damals genauso unfruchtbar war, wie sie es jetzt ist.«
Barney blätterte wieder im Buch und kratzte sich die Nase.
»Wie sieht’s mit dem 84-Hertz-Anschluß aus?« fragte Jim.
»Vierundachtzig stimmt schon. Nachdem die Marsianer zwölf als Basis nahmen, muß es ja stimmen.«
»Verstell es ebenfalls«, schlug Jim vor.
»Okay«, brummte Barney. »Dieser Generator läßt sich leicht von Null auf fünfzehntausend Hertz durchkurbeln. Ab geht die Post!« Er langte an den Hauptabstimmungsknopf des Schwebungssummers und drehte ihn von 84 bis zum Ende der Skala und zurück. Nichts änderte sich. Dann ging er mit der Frequenz unter 84.
Den Haupttreffer erzielte er bei genau 60.
Bei sechzig Hertz brannte eine Lampe in Wandnähe sichtlich schwächer, und an der Wand gegenüber versengte die Tapete und flammte auf. Hastig stellte Barney den Generator auf eine andere Frequenz, und Jim löschte den Zimmerbrand.
»Jetzt kommen wir endlich weiter.« Barney stöhnte erleichtert.
»Es ist zweifellos eine Art Waffe«, brummte Jim. »Sie ist zwar, wie wir sie jetzt haben, nicht übermäßig wirkungsvoll, aber wir brauchen nur herauszufinden, warum nicht, dann läßt sich was draus machen.«
»Und wozu?« fragte Barney.
»Was ist, wenn die Burschen zurückkommen, die dieses Ding erst erforderlich gemacht haben?« fragte Jim ernst. »Wir wissen, daß es nur eine marsianische Rasse gab, und die war von Grund auf gutmütig. Ich nehme an, daß ein Feind aus dem Raum …«
»Könnte sein. Unsere Jungs denken an eine Expedition zum Alpha Centauri. Genausogut könnte es hier in der Vergangenheit Besucher von fremden Sternen gegeben haben.«
»Sag mal, ist dir aufgefallen, daß die Mittelachse der Röhre soeben nicht ganz auf die dunkler gewordene Glühbirne zeigte?«
»Dreh sie nicht in diese Richtung. Ich würde sie überhaupt in eine andere halten, ehe wir sie wieder einschalten.«
»Ich hab’ sie ganz weggedreht. Versuchen wir es noch mal?« Als Jim nickte, drehte Barney vorsichtig den Schwebungssummer, und bei sechzig Hertz war das Ding völlig harmlos. Nichts tat sich. »Soll ich sie schwenken?« fragte er.
»Ich hab’ für Brände im allgemeinen nicht viel übrig, und schon gar nicht in meinem eigenen Heim«, brummte Jim. »Aber dreh sie behutsam und richte sie nicht direkt auf das elektrische Licht.«
Barney bewegte die Röhre ganz leicht. Plötzlich hörte die elektrische Uhr an der Wand zu ticken auf. Sofort schaltete er den Schwebungssummer aus, und die beiden Männer nahmen sich Zeit, sich die Köpfe zu kratzen.
»Wir wissen also jetzt, daß man damit Tapeten ansengen, elektrisches Licht dämpfen und Uhren anhalten kann«, sagte Barney. »Aber das ließe sich auch ohne komplizierte Geräte bewerkstelligen. Ich frage mich, ob es auch was Stärkeres als eine Uhr zum Stillstand bringen kann.«
»Ich habe einen Viertel-PS-Motor hier. Probieren wir es doch aus.«
Bei sechzig Hertz kam der Motor stöhnend zum Halten, die Wicklungen schwelten, aber auch die große Röhre zeigte Anzeichen von Überlastung. Die Zeiger der Meßinstrumente prallten hart auf die
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