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Relaistation Venus

Relaistation Venus

Titel: Relaistation Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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sein, der in einem für die Marsianer sichtbaren Bereich des Spektrums strahlte. Wenn sie Infrarot sahen, würden sie kein Neonlicht benutzt haben; wenn sie dagegen langwellige Wärmestrahlungen wahrnahmen, würden sie nicht einmal mit einer Wolframfadenlampe Energie verschwenden, sondern etwas erfunden haben, was die meiste Energie im für sie sichtbaren Teil des Spektrums abgibt, so wie wir es in den letzten paar hundert Jahren auch gemacht haben.«
    »Reine Mutmaßung, natürlich.«
    »Natürlich«, bestätigte Barney. »Ah, ich hab’ die Tür aufgekriegt. Komm, wir wollen die ersten Menschen seit sechstausend Erdjahren sein, die hier eintreten. Aber sei vorsichtig, der Boden liegt schief.«
    »Ich passe schon auf. Also los!«
    Sie betraten den kreisrunden Raum von einem Durchmesser von etwa zehn Meter. Von ein paar Metallstücken und einem marsianischen, mehrere Hundert Metallseiten dicken Buch abgesehen, war er leer.
    »Da finden wir so was, und dann ist nichts drin!« beschwerte sich Jim. »Was ist das für ein Buch, Barney?«
    »Ein Handbuch, offenbar, voll mit Diagrammen und Gleichungen, anscheinend. Schwer zu sagen, natürlich sind wir zu dem Schluß gekommen, daß Mathematik universell ist, aber die Zeichen müssen es deshalb noch lange nicht sein.«
    »Besteht die Hoffnung, daß wir es entziffern können?«
    »Setzen wir uns in den Flieger und probieren wir es. Ich bin in keiner übermäßigen Eile, nach Lincoln Head zurückzukehren.«
    »Ich auch nicht.«
    »Also, schauen wir uns das Buch mal an«, murmelte Barney, kaum daß sie wieder im Triebflügler saßen.
    Gemeinsam beugten sie sich darüber und schlugen die erste Seite auf. »Das allein schon wird uns berühmt machen«, meinte Barney. »Es ist das einzige vollständige marsianische Buch, das je gefunden wurde.«
    »Ja, ein einmaliger Fund«, bestätigte Jim. »Fang schon an, die Zeichen zu übertragen, du bist der Experte für marsianische Piktogramme.«
    Eine Stunde lang blätterte Barney den dicken Wälzer durch und machte sich ausführliche Notizen, die er zwischen die Metallseiten steckte. Er rief Jim Baler, der sich inzwischen mit dem suchscheinwerferähnlichen Ding auf dem Dach des kleinen Hauses beschäftigt hatte. Jim schleppte dieses Gerät auf seinen Schultern in den Triebflügler.
    »Ich habe es mitgebracht«, erklärte er unnötigerweise. »Sonst ist nichts in der Hütte, außer den kläglichen Überresten eines fast völlig korrodierten Kabels, das von diesem Ding bis dahin hinunterhing, wo der Turm gebrochen war.«
    Barney lächelte blinzelnd.
    Ein beiläufiger Betrachter mochte sich vielleicht darüber wundern, diesen großen kräftigen Mann so eifrig in das Studium eines Buches vertieft zu sehen. Seinem Äußeren nach hätte es zu Barney Carroll besser gepaßt, eine Gruppe venusischer Ingenieure durch das Palanortisland zu führen, statt sich in die Artefakte einer längst ausgestorbenen Zivilisation zu vertiefen.
    »Ich bin ziemlich sicher, daß es ein technisches Handbuch ist«, erklärte er. »Der erste Teil besteht aus mathematischen Tabellen. Logarithmentafeln, weißt du, aber mit der Basis zwölf, weil die Marsianer ja sechs Finger an jeder Hand hatten. Dann ist da eine Tafel mit bestimmten Integralen – jedenfalls halte ich sie dafür, denn wenn ich ein Handbuch verfassen würde, nähme ich sie auch als letztes im Mathematikteil. Geometrie und Trigonometrie sind natürlich gleich erkennbar, genau wie Raumgeometrie und analytische Geometrie. Der nächste Teil scheint sich mit Chemie zu befassen. Auch die Marsianer benutzten ein hexagonales Zeichen für einen Benzolring. Das liefert uns den Schlüssel, daß nun das periodische System der Elemente kommt. Die Aufzeichnung ist senkrecht statt waagrecht. Die Burschen waren verdammt gescheit. Sie scheinen erfaßt zu haben, daß Isotope separate Elemente sind, auch wenn sie so nahe aneinanderliegen, daß sie die gleichen Eigenschaften zeigen.«
    »Großartig«, freute sich Baler. »Mit einem solchen Buch läßt sich fast alles entziffern. Auch die fast unendlich vielen Symbole in der Tabelle der physikalischen Konstanten sollten uns weiterhelfen. Was benutzen sie für Pi?«
    »Einen Kreis mit einem Doppelpunkt in der Mitte.«
    »Und die Plancksche Konstante?«
    »Darauf bin ich noch nicht gestoßen. Aber um zur Hauptsache zuzurückzukommen, der dritte Teil beschäftigt sich mit etwas Merkwürdigem. Es scheint etwas mit dem Gerät auf der Spitze des Turmes zu tun zu haben. Ich

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