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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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herauf.
    Seine Gedanken kreisten um das Verhalten von Birgitta Högfors. Er hatte die Frau schließlich erreicht und ihr am Telefon die Situation geschildert.
    Sie war erschüttert gewesen, hatte aber trotzdem eher unfreundlich gewirkt. Sie hatte gefragt, warum Saara auf die irakische Seite »vorgedrungen« sei. Karris Frage nach Saaras Mail hatte sie unbeantwortet gelassen. »Solche Dinge kann ein Laie nicht verstehen«, hatte sie nur gesagt.
    Danach hatte Karri bei zwei ehemaligen Kollegen von Saara am Institut für Exegese in Helsinki angerufen, aber die wussten ebenfalls nichts über Saaras aktuelle Projekte. Dennoch war Karri durch die Gespräche auf die ein oder andere Idee gekommen. Außerdem hatte er den Grund für Birgittas abweisendes Verhalten entdeckt.
    Er drehte sich ein paarmal im Bett hin und her, dann knipste er die Leselampe an und stand auf. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, erst am nächsten Morgen Cornelia in Utrecht anzurufen, aber jetzt beschloss er, es auf der Stelle zu tun.
    Cornelia klang munter und angesichts der Umstände ruhig. Karri nahm seine Notizen vom Nachttisch und erzählte, ohne sich über die Telefonrechnung Gedanken zu machen, über seine Internetrecherchen, bis er schließlich zur Sache kam.
    »Diese Birgitta Högfors hält an der traditionellen Auffassung fest, dass die Qumran-Schriften von den Essenern, einer asketischen, jüdischen Sekte, die in dem Gebäudekomplex Qumran gelebt hatte, verfasst worden seien. Das ist die Ansicht, die bereits Roland de Vaux, der in den fünfziger Jahren als erster die Ruinen untersucht hat, vertrat. Derselbe Typ, den Saara in ihrer Mail an Birgitta erwähnt.«
    »Und du glaubst, in der Richtung könnte etwas von wesentlicher Bedeutung liegen?« In Cornelias Stimme klang Skepsis durch.
    »Ich glaube gar nichts. Aber die Publikationsgeschichte der Textrollen und der Ausgrabungen von Qumran beinhaltet sonderbare Züge. De Vaux hat zum Beispiel bis zu seinem Tod keinen endgültigen Grabungsbericht veröffentlicht, und noch immer ist der Wissenschaft nicht das ganze Material zugänglich.«
    Während er sprach, ging Karri zu dem Sessel in der Zimmerecke. Es ärgerte ihn, dass Cornelia die Bedeutung seiner Erkenntnisse nicht zu begreifen schien.
    »In den neunziger Jahren wurde immer stärker die Auffassung vertreten, dass die Schriftrollen, die in der Nähe der Ruinen von Qumran gefunden wurden, gar nicht von den Bewohnern Qumrans geschrieben worden seien. Diese Auffassung, die Birgittas These widerspricht, erhielt im Sommer 2004 wesentlichen Nachdruck, als die Archäologen Yuval Peleg und Itzhak Magen, die Saara in ihrer Mail ebenfalls erwähnt, ihre zehnjährige Forschungsarbeit beendeten.«
    »Was haben die beiden denn entdeckt?« Jetzt wurde Cornelia aufmerksam.
    »Sie meinen, in Qumran habe es unter anderem Schmuck mit Edelsteinen, Parfumflaschen, Kämme und weitere Gegenstände gegeben, die auf keinen Fall den bettelarmen Essäern gehört haben konnten. Diese Dinge bewiesen, dass die Ruinen keiner armen Sekte gehört hatten, sondern einer anderen Gemeinschaft. Laut Peleg und Magen konnte dies bei den ersten Ausgrabungen unter de Vaux nicht verborgen geblieben sein.«
    Karri sprach mit ruhiger Stimme und zeichnete dabei kleine Quadrate an den Rand seines Notizzettels.
    »De Vaux musste bewusst seine Augen vor Hinweisen verschlossen haben, die von seiner Auffassung abwichen. Es kann sein, dass hier einer der Gründe liegt, warum de Vaux keinen Grabungsbericht oder andere grundlegende Dokumente veröffentlicht hat, sondern sich darauf beschränkte, den Eindruck zu vermitteln, die Ruinen von Qumran und die in der Nähe gefundenen Schriftrollen gehörten zusammen. Insofern ist es kein Wunder, wenn Birgitta, die sich de Vaux verbunden fühlt, nicht will, dass in der Sache weiter herumgestochert wird.«
    »Und Luuk und Saara haben genau das getan?«
    »So sieht es jedenfalls aufgrund der E-Mails aus.«
    »Und weiter? Das kann doch nichts mit der Entführung zu tun haben?«
    »Bestimmt nicht. Aber es gibt Anhaltspunkte dafür, wie man dem israelischen Hilfsangebot gegenüberstehen sollte. Weil sie in Bezug auf Qumran so ein starkes Interesse haben, muss man mit ihnen sehr vorsichtig sein.«
    Nach dem Gespräch legte sich Karri wieder aufs Bett, aber in dem Moment klingelte sein Handy.
    Der Anruf kam von Baron aus Bagdad.
    »Wir haben den starken Verdacht, dass sich der Aufenthaltsort der Entführten im Dorf Al-Ghirbati befindet.«
    Karri streckte

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