Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Fund von Qumran war speziell für die Juden und für Israel wichtig, geradezu eine Sensation gewesen, denn die Rollen enthielten unter anderem das älteste Bibelmanuskript, das Buch Jesaja, das tausend Jahre älter war als die zuvor bekannten Handschriften.
Karri drehte sich erneut zum Fenster um. Nun stand dort niemand mehr. Aus irgendeinem Grund fand er das erst recht Besorgnis erregend.
Er ordnete Saaras E-Mail-Briefkasten nach dem Alphabet und prüfte, ob weitere Mails an oder von Birgitta da waren. Nichts. Das steigerte die Relevanz der einen Nachricht, vor allem weil sie erst vor gut einem Monat geschrieben worden war.
Karri machte sich Notizen dazu und unterstrich die erwähnten Namen. Dann verließ er Yahoo , um ein paar Suchen zu Qumran vorzunehmen. Gleich beim ersten Link erschien auch Birgittas Name:
Schatz aus Israel im finnischen Wissenschaftszentrum Heureka zu sehen
Unermesslich wertvolle, über 2 000 Jahre alte Pergamentschrift, die so genannte Qumran-Rolle, erstmals einem großen Publikum in Skandinavien zugänglich
Die Schriftrolle vom Ufer des Toten Meeres ist eine Leihgabe aus Jerusalem, wo sie in einem speziellen, für Schriftrollenfunde erbauten und streng bewachten Museum aufbewahrt wird. Mit der Rolle ist der Chefkurator des Museums, Hava Katzman, nach Finnland gekommen.
»Der hebräische Text auf dem Pergament ist Bestandteil des Regelwerks für die jüdische Gemeinschaft, also der Gesellschaftsregeln«, erklärt Dr. Birgitta Högfors, eine Finnin, die zu den führenden Qumran-Forschern zählt.
Von Freitag an wird die Rolle bis Ende November im Wissenschaftszentrum Heureka ausgestellt …
Nun nahm sich das Interesse der Israelis überhaupt nicht mehr sonderbar aus. Karri öffnete weitere Seiten, die mit Qumran zu tun hatten, es gab endlos viele davon.
Je mehr er der Sache auf den Grund ging, umso interessanter wurde es. Qumran stand für zweierlei: für die Ruinen einer alten Ansiedlung und für die Schriftrollen, die in einer Höhle in der Nähe jener Siedlung gefunden worden waren. Theologen, Archäologen und Historiker stritten sich nach wie vor über Qumran, darüber, wer dort gewohnt hatte, wie das Verhältnis der Bewohner zu den Rollen einzuschätzen sei und so weiter.
Die ersten Rollen hatte durch Zufall ein Beduinenjunge in der trockenen, heißen Wüste drei Kilometer südlich von Khirbet Qumran entdeckt, als er im Jahr 1947 seine verirrte Ziege suchte. Die Stelle lag auf einer schmalen Kalksteinuferböschung des Toten Meeres, etwa zehn Kilometer von Jericho entfernt. Der Junge hatte Steine in die Höhle geworfen und gehört, wie ein Stein beim Aufprall ein anderes Geräusch erzeugte als die anderen. In der Höhle fand sich dann ein Krug, der Lederrollen enthielt. Sie wurden an einen Antiquitätenhändler in Jerusalem verkauft, und der verkaufte sie an einen Professor für Hebräisch an der Universität Jerusalem weiter.
Karri sprang vor allem ins Auge, dass ein Antiquitätenhändler involviert gewesen war. Schließlich waren die Rollen beim Erzbischof von Syrien gelandet, der sie zur Erforschung nach Amerika geschickt hatte. 1950 war die Entstehungszeit der Rollen per C14-Methode auf das Jahr 30 nach Christus festgelegt worden. Bis 1956 fand man in dem Gebiet insgesamt elf Höhlen und hunderte von Handschriften. Die örtliche Bevölkerung hatte inzwischen den finanziellen Wert der Rollen begriffen und sie in kleinen Stücken an Wissenschaftler verkauft.
Als sich bestätigt hatte, dass die Rollen ungefähr aus der Lebenszeit Jesu stammten, hatte das für großen Aufruhr gesorgt. Es begann der Streit darüber, wer das Recht hatte, die Texte zu untersuchen und zu veröffentlichen. Die Qumran-Forschungen wurden von dem katholischen Geistlichen Roland de Vaux geleitet. Eine internationale Forschergruppe nahm die Arbeit auf und stellte bald fest, dass sie weit umfangreicher sein würde, als ursprünglich angenommen. Bald wurde ein Teil der Rollen in Form wissenschaftlicher Ausgaben publiziert, aber ein Teil blieb für Jahrzehnte in den Schränken der Forscher verschlossen.
Durch die Verzögerung entstanden Gerüchte. Unter anderem wurde behauptet, die katholische Kirche würde die Veröffentlichung der Texte zu verhindern versuchen, weil sie bewiesen, dass die kirchliche Auffassung des Christentums und dessen Entstehung falsch sei. Die Wahrheit war viel blasser als die Verschwörungstheorien. Die Gründe waren praktischer und menschlicher Natur und hatten mit dem
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