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Remote Island - Folge 1: Der Schwertfischer (German Edition)

Remote Island - Folge 1: Der Schwertfischer (German Edition)

Titel: Remote Island - Folge 1: Der Schwertfischer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Cullen
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Departement fahren“, sagte sie. „Unsere Kollegen haben bei ihrer gestrigen Durchsuchung nichts verwertbares finden können, genauso wenig in der Wohnung. Nortons Arbeitskollegen und seine Vorgesetzten haben scheinbar allesamt eine hohe Meinung von ihm und würden ihre Hände für ihn ins Feuer legen. Keiner scheint ihm etwas Böses gewollt zu haben. Und sein Arbeitsfeld war so spannend wie eine Schüssel Reis. Aber ich glaube, dass es da mit Sicherheit irgendetwas geben muss!“
    Jake sah sie erwartungsvoll an. „Und darf ich da vielleicht mitkommen?“, fragte er und griff damit Alicias Angebot vor.
    „ Wenn Sie mir versprechen, darüber erstmal nichts zu schreiben?“ Sie war froh, dass er Lust hatte. Da Jake aus einem anderen Umfeld kam, fiel ihm vielleicht etwas auf, was die Agents übersehen würden. Er hatte bisher ja auch schon ein ganz gutes Fingerspitzengefühl bewiesen.
    „ Versprochen.“ Jake grinste. Er freute sich, dass Alicia offenbar so viel von ihm hielt, dass sie ihn dabei haben wollte. Sie war ein toughes Mädchen, das sicherlich nicht jeden einfach so an sich heran ließ. Doch das störte Jake keineswegs. Im Gegenteil. Das machte sie in seinen Augen nur noch faszinierender.
    „ Also gut, dann treffen wir uns um Fünf dort“, sagte Alicia und beendete die Verbindung.

    *

    Das Real Estate Departement war ein großer brauner Klotz, mit modern gestalteter Fassade in die scheinbar willkürlich Fensterfronten und Balkone in verschiedensten Größen und Formen hineingebaut waren.
    Aus Sicherheitsgründen gab es hier wie bei allen Regierungsgebäuden keine Docks auf allen Etagen und so musste man unten zum Haupteingang hinein und ganz klassisch mit dem Aufzug zu den gewünschten Stockwerken fahren. Das moderne Design setzte sich im Innern fort und so gab es keinen Raum, der in Größe, Form und Farbe dem anderen ähnelte. Auch die Flure waren immer wieder etwas zur Seite oder nach oben oder unten versetzt und in verschiedenen Farbabstufungen gelb, ocker und grün gestrichen.
    „ Ein Hoch auf die moderne Kunst!“, spottete Jake, als er gemeinsam mit Alicia und Sonia wieder um eine unerwartete Ecke im 14. Stockwerk gingen. „Irgendwie hatte ich ja gehofft, dass sie es wenigstens hier auf Remote endlich nicht mehr zulassen würden, dass diese Scheußlichkeiten öffentliche Plätze und Gebäude verschandeln“.
    Sonia und Alicia lächelten. „Was ist los, Mr. Bennett?“, fragte Alicia provozierend. „Mangelt es Ihnen etwa an ästhetischem Empfinden?“
    „ Oh, seien Sie versichert, Miss Stone“, konterte Jake und sah Alicia von oben bis unten abschätzend an. „Mein Empfinden für Ästhetik ist gut ausgeprägt!“
    „ Hier ist es“, sagte Sonia und verhinderte damit, dass Alicia auf Jakes unerwartete Anzüglichkeit antworten konnte. Sonia zeigte auf die Tür, die die Nummer 1407 hatte. Darunter stand 'Robert Norton, Landschaftsschutzgebiete'.
    Sonia öffnete das elektronische Schloss mit der Chipkarte, die sie unten am Empfang erhalten hatte und die drei betraten das Büro.
    Es war überraschend geräumig, in einem hellen Moosgrün gestrichen und hatte ein großes Fenster mit Blick auf die Berge. Die Ausstattung war gehoben, der Schreibtisch vor dem Fenster aus bestem Holz, ein Holofon der aktuellen Generation und neueste Technik überall.
    „ Gar nicht schlecht für einen Beamten seiner Gehaltsklasse“, fand Sonia.
    „ Also, Leute, dann nehmen wir uns alles noch einmal vor“, befahl Alicia. „Hier finden wir vielleicht irgendwo den Grund, aus dem Robert Norton sterben musste“.
    Alicia ging um den Schreibtisch herum zu einem Wandregal, in dem einige Bücher standen. „Wer hat denn heute noch echte Bücher im Regal“, wunderte sie sich und zog eines heraus. „Ernest Hemingway, Der alte Mann und das Meer“, sagte sie. „Eine wunderschöne Ausgabe aus dem 20. Jahrhundert. Die muss inzwischen einiges wert sein“.
    Alicia blätterte darin. Sie wusste, dass es eine großartige Erzählung über den kubanischen Fischer Santiago war, der nach 84 Tagen auf dem Meer einen erbitterten Kampf mit einem Rudel Haie um einen harpunierten Schwertfisch führte. Es war das einzige Buch von Hemingway, das sie kannte. Sie hatte die Geschichte schon vor vielen Jahren gelesen, sie konnte sich gar nicht mehr genau erinnern, warum. Ihr fiel der Leitsatz des Fischers ein:
    „ Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben“, murmelte sie in sich versunken.
    Neben ihr war Jake erschienen.

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