Ren Dhark - Sternendschungel Galaxis 08
worden war, was Ae bestätigte, als der Cyborg nachfragte.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Ae betroffen und gleichzeitig verstört über das, was vorgefallen war. »Ich habe auch noch nie Berichte gelesen, die einen solchen Vorgang zum Inhalt hatten. Merkwürdig und über alle Maßen beunruhigend.«
Sie machte eine angewiderte Handbewegung und herrschte die Soldaten der Eskorte an: »Sammelt das da auf, aber laßt es nicht verschwinden! Die Wissenschaftler der Präsidentin wollen sich sicher damit befassen.«
Ae wandte sich mit düsterem Blick von den Überresten des Selbstmordattentäters ab, dessen Auftrag es gewesen sein mußte, das Flugzeug zum Absturz zu bringen, was unweigerlich den Tod aller Passagiere zur Folge gehabt hätte. Dann bemerkte sie die Wunde an Amys Bein, die sich bereits zu schließen begann, was sie erneut in einige Verwirrung stürzte, hatte sie doch keine Ahnung von dem sich selbst regenerierenden Metabolismus eines Cyborgs.
Dennoch fragte sie: »Brauchen Sie Hilfe? Wir haben eine Ärztin an Bord.«
»Nicht nötig«, winkte Amy ab, noch immer im Phant, was die Bull nicht wissen konnte und auch nicht wissen durfte. »Ich habe ein Enzym im Blut«, log sie, »das die Selbstheilungskräfte meines Körpers beschleunigt. Altes Familienerbe. Trotzdem danke für Ihr Angebot.«
»Aber das ist ja …« begann der weibliche Sicherheitsoffizier aus dem Stab der Präsidentin. Zum Glück drang in diesem Augenblick Dharks Hilferuf aus der offenen Cockpittür.
»Sie haben nicht zufällig jemanden mit einer Pilotenausbildung in Ihrem Team?« lenkte Amy Stewart, innerlich erleichtert über die Unterbrechung, Ae von weiteren bohrenden Nachfragen ab.
Unter den Offizieren fand sich eine Bull, die zwar niemals einen Schönheitspreis gewonnen hatte, aber dafür eine grundsolide Ausbildung als Pilotin vorweisen konnte.
Zusammen mit Ren Dhark brachte sie die Maschine sicher in die Hauptstadt, die über Funk bereits über die Vorfälle an Bord unterrichtet worden war.
*
Die Maschine der Präsidentin wurde von der Flughafenkontrolle auf ein weiträumig abgesperrtes Areal des Landefeldes gelotst, wo bereits mehrere motorisierte und bewaffnete Eskorten eine Art Schutzzone bildeten und auf ihr Eintreffen warteten, zusammengestellt ausschließlich aus weiblichen Elitekämpfern. Vermutlich wollte die Präsidentin nicht riskieren, ihre Gäste aus dem Weltraum noch einmal in allerletzter Sekunde irgendwelchen Gefahren auszusetzen. Sie selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich mit einer großen Delegation ihrer Würdenträgerinnen zu erscheinen, um die beiden Terraner willkommen zu heißen.
Präsidentin Ay (ihr tatsächlicher Name war natürlich wesentlich länger und für Menschen so gut wie unaussprechlich) war selbst für eine Bull eine imposante Erscheinung; ihre fast quadratische Gestalt war in kostbare golddurchwirkte Stoffe gehüllt und ihr Kopfschmuck ein turmartiges Kunstwerk bullscher Coiffeure, das sie schon rein äußerlich aus der Masse ihrer Untertanen hervorhob – was offenbar die Absicht dahinter war. Ihre Stimme allerdings entsprach so gar nicht ihrem Aussehen – schloß man die Augen, meinte man, ein Kind zu hören.
Umgeben von ihren Ratgeberinnen und bewacht von mißtrauisch blickenden Wächterinnen bedankte sie sich demonstrativ zunächst bei der inzwischen von ihrer Verwundung geheilten und zurückgeschalteten Amy für deren Hilfe bei der Überwältigung des Attentäters, ehe sie sich an Ren Dhark wandte, um auch ihm ihre Dankbarkeit zu versichern.
War er anfänglich verärgert über die eindeutige Bevorzugung allen Weiblichen gewesen, machte es ihm nun nichts mehr aus, in dem eindeutig matriarchalisch geprägten Weltbild der Bulls quasi an zweiter Stelle zu rangieren.
Und so zeigte er ungeteiltes Interesse, als Ay sagte: »Willkommen auch Ihnen im Namen meines Volkes. Gleichzeitig bedaure ich den unerfreulichen Vorfall, dem Sie und Ihre Begleiterin ausgesetzt waren, und versichere Ihnen, daß ich die Verantwortlichen dieser schändlichen Tat aufspüren und mit aller Strenge bestrafen werde. Als Wiedergutmachung für das wenig erfreuliche Ungemach möchte ich Sie beide zu einem Festbankett bitten, das ich im Vorgriff einer zu erwartenden fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Kulturen bereits in die Wege geleitet habe.«
»Danke, Frau Präsidentin«, erwiderte Dhark artig und schaute auf die Bull herab, während er sich fühlte, als lägen Zentnerlasten
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