Ren Dhark - Sternendschungel Galaxis 08
begrüßte sie förmlich, aber auf eine seltsam vertraute Weise, die sich vor allem daran erkennen ließ, daß er für einen Moment seine Hand auf ihren Arm legte. So kurz die Berührung auch war, sie zeugte von einer gewissen Intimität.
»Auf ein Wort, Präsidentin«, sagte er förmlich und verneigte sich leicht. Dhark konnte auf der linken Gesichtshälfte des Bulls eine dünne dunkelrote Narbe erkennen, die sich von der Schläfe über die Wange bis zum Kinn hinzog.
»Was gibt es, Minister Üuieay?«
»Es tut mir leid, aber ich kann der Eröffnung des Banketts nicht beiwohnen. Ein dringender Fall, der noch seiner Erledigung bedarf. Ich komme etwas später.«
Man sah der Präsidentin an, daß sie verstimmt war.
»Kommen Sie nicht zu spät, Üu!« Was wie ein Befehl an einem Untergebenen klingen sollte, wurde vom Translator, der inzwischen in der Lage war, auch Stimmungsschwankungen richtig zu interpretieren, dergestalt übersetzt, daß es in den Ohren der Terraner wie eine Bitte klang.
»Ich werde Ihren Wunsch beherzigen«, antwortete der Minister, verneigte sich erneut und ging.
Der Hofstaat setzte auf einen Wink der Präsidentin seinen Weg fort.
»Interessante Figur«, sagte Dhark zu Ae, die an seiner Seite schritt. »Ein Mann als Minister? Ich dachte …«
»Das war Üuieay, Minister für Kultur und fester Freund der Herrscherin«, klärte ihn die Bull auf.
»Gibt es so etwas also auch bei euch?« wunderte sich der Commander.
»Wie Sie sehen, Terraner. Die biologischen Notwendigkeiten zwingen mitunter zu derartigen Konstellationen.«
Dhark grinste leicht. »Schön gesagt. Das bedeutet also, Ihnen sind Männer durchaus genehm, wenn sie einem bestimmten Zweck dienen?«
Ae wurde einer Antwort enthoben, da die Musik anschwoll, als sich das innere Portal öffnete.
Die Gesellschaft, die sich bereits in der hohen Halle eingefunden hatte, schien überwiegend aus Würdenträgerinnen der Regierung zu bestehen.
Dharks Blicke verloren sich in dem riesigen quadratischen Raum, dessen goldene Wände sich nach oben hin leicht verjüngten.
Der Bankettsaal faßte gut und gerne tausend Bulls – jetzt waren es lediglich die Hälfte, wenn nicht noch weniger.
Dhark verspürte kein Verlangen, sie zu zählen. Für sein Bedürfnis waren es auf alle Fälle zu viele.
Dicke golddurchwirkte Teppiche bedeckten den gefliesten Boden und die Wände des hohen Raumes. Zwischen den schmalen, schräg vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern, deren leichte Innenneigung und Trapezform deutliche Rückschlüsse auf die Architektur des ganzen Bauwerks zuließen, hingen Bilder und Kunstgegenstände von eigenartigem Reiz. Erkennbar ästhetische Darstellungen, wirklichkeitsgetreue sowie stilisierte, aus Fauna und Flora des Planeten. Dazwischen Porträts überwiegend weiblicher Bulls, die auf die eine oder andere Weise von Wichtigkeit gewesen sein mußten, falls es sich um posthume Zurschaustellung handelte, was Ren stark annahm. Mit strengem Blick starrten sie von den Wänden auf das Treiben herab.
Von seinen Expeditionen und Reisen her wußte Dhark, daß es innerhalb des Universums der humanoiden Spezies Kulturen gab, die sehr großen Wert auf die künstlerische Ausgestaltung ihrer Behausungen legten. Die Bulls machten in dieser Hinsicht keine Ausnahme und glichen hierin durchaus den Menschen.
Yo wählte ihren Weg so geschickt, daß es kaum zu merken war, daß es sich in Wirklichkeit um eine Form von Defilee handelte, welches den anwesenden Bulls Gelegenheit bot, sich die beiden exotischen Vertreter aus dem Weltraum genauer anzusehen.
Dhark atmete auf, als sie endlich saßen. »Ich glaube, ich werde langsam alt«, ächzte er.
»Was bringt dich zu dieser epochalen Erkenntnis?« fragte Amy und lächelte schmelzend.
»Ich fühle mich halt so«, gab er zu verstehen.
»Papperlapapp. Das ist die Schwerkraft – hoffe ich jedenfalls für dich. Oder sollte ich sagen: für mich?« Jetzt grinste Amy Stewart eindeutig boshaft.
Dhark zog eine Grimasse, hütete sich aber, das Thema zu vertiefen oder sich gar zur Wehr zu setzen. Er hatte schon öfter die Erfahrung machen müssen, daß er gegen ihre Argumentationsweise nicht ankam. In Amys Nähe schien die Luft stets elektrisch aufgeladen zu sein, sie verbreitete ein energetisches Feld zugleich sexueller wie intellektueller Natur um sich. Verbale Angriffe konterte sie meist mit scharfem Frauenwitz oder femininem Verhalten, dem er sofort erlag.
»Darf ich einen Augenblick um Ihre
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