Ren Dhark - Sternendschungel Galaxis 08
mißtrauen. Es sind schon fürchterliche Kriege und Katastrophen dadurch entstanden, daß man einfach nicht über seinen Schatten springen konnte.«
Ay sagte, und das war ein Kompliment, das sie einem Mann gegenüber nur sehr selten über die Lippen brachte: »Sie müssen ein Diplomat sein auf Ihrer Heimatwelt … und verehrt von den Ihren.«
Er lachte, irgendwie befreit. »Das war ich tatsächlich … für eine gewisse Zeitspanne«, bekannte er. »Aber weniger verehrt, als ich ursprünglich glaubte. Und heute sehe ich meine Bestimmung in der Raumfahrt und in der Erforschung der Wunder des Universums und seiner Schöpfungen.«
»Auch das verstehe ich, Kommandant Dhark«, erwiderte die Präsidentin. Für einen winzigen Augenblick schienen sie so etwas wie verwandte Seelen zu sein.
Der Moment ging vorüber, wurde eingeholt von der Realität und zerstört, als sich ein Sekretär – trotz Ays deutlichen Mißfallens über die Störung – näherte.
Er flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Dicke Wülste erschienen über ihren Augen, während sie zuhörte. Als er geendet hatte, schickte sie ihn mit einer ungehaltenen Handbewegung fort. Sie überlegte einen Augenblick, dann wandte sie sich Dhark zu.
»Sie erwähnten vorhin, daß wir aufhören sollten, uns gegenseitig zu mißtrauen. Ich werde den ersten Schritt tun und Ihnen verraten, was man mir soeben mitteilte. Man hat bei der Durchsuchung der Wohnungen der acht Verschwörer in jeder dieser Behausungen ein unbekanntes Gerät entdeckt, das nicht aus Gold besteht, sondern blauviolett schimmert wie die Hülle Ihres erstaunlichen Raumbootes, Kommandant Dhark. Die Technologie ist uns völlig unbekannt, es gibt auf unserer Welt nichts Vergleichbares.«
»Hat man sie geborgen und untersucht?« wollte Dhark wissen. Plötzlich war er wie elektrisiert. Auf einer Welt, deren Metallvorkommen überwiegend aus Gold bestand, war blauviolettes Material – Unitall? – ein absoluter Fremdkörper. Nicht von dieser Welt sozusagen.
»Nein. Die Sicherheitsmänner wagen nicht, die Geräte zu transportieren, weil man fürchtet, sie könnten mit Bomben gekoppelt sein.«
»Eine weise Entscheidung. Würden Sie Ihr Mißtrauen noch weiter hinten anstellen und meiner Partnerin und mir erlauben, uns ein solches Gerät einmal aus der Nähe anzusehen?«
»Sie haben eine Vermutung, worum es sich handeln könnte?«
»Sagen wir, ich habe einen Verdacht«, schränkte er ein.
»Wenn Sie damit einverstanden sind, daß ich Ihnen eine meiner Wissenschaftlerinnen zur Seite stelle?«
Mit einem schnellen Blick forschte Dhark in Ays Gesicht; er konnte nur vorsichtiges Entgegenkommen erkennen. Sein Verdacht, lediglich eine Aufpasserin zu bekommen, schien unbegründet.
»Selbstverständlich, Präsidentin.«
Ay winkte nach hinten. Aus der Riege ihrer Beraterinnen löste sich eine bekannte Gestalt.
Dharks Miene zeigte zufriedene Überraschung, als er die ansprechenden Proportionen von Öüs überaus muskulösem Körper erkannte. Das Licht brach sich schimmernd in ihrem straff zurückgekämmten Haar, das den Schädel wie ein Helm bedeckte.
Erst als Amy ein leises, bissiges Räuspern hören ließ, merkte er, daß er sein Interesse wohl ein wenig zu offensichtlich gezeigt hatte.
Er nahm sich zurück.
»Präsidentin?« Öü neigte kurz den Kopf vor ihrem Staatsoberhaupt.
»Sie werden«, erklärte Ay und nickte in Richtung von Amy und Dhark, »unsere Retter mit einigen Sicherheitsmännern in die Wohnung meines ehemaligen Kultusministers bringen.«
6.
Ein offener goldener Wagen brachte Dhark, Amy und Öü durch die Stadt. Zwei Sicherheitsleute saßen hinter der Steuerkonsole, zehn weitere folgten in einem eigenen Einsatzfahrzeug.
»Regnet es hier eigentlich nie?« fragte Amy die Wissenschaftlerin, während sie das Gesicht mit geschlossenen Augen und wohligem Behagen in den warmen Fahrtwind hielt.
»Doch. Schon. Aber die Schlechtwetterperiode beginnt erst.«
»Und wie verhindert ihr, daß ihr beim Fahren naß werdet?«
»So«, sagte Öü und berührte einen Kontakt neben sich in der Bordwand. Ein neuer Summton entstand, der in der Lautstärke etwas über dem der Elektroaggregate lag, welche das Fahrzeug antrieben.
Aus dem rückwärtigen Teil, jenem, der bei terranischen Fahrzeugen als »Kofferraum« bezeichnet wurde, entfalteten sich sphärisch gekrümmte goldene Lamellen und schlössen sich über dem Fahrgastraum. Binnen kürzester Zeit wurde so aus dem offenen Wagen eine goldene
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