RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
bringst sje durch deine Verge ss lich keit beinahe um.“ Ich bemühe mich, leiser zu sprech en. „ Das ist ernst hier, Erna. Es ist nicht, wie zur Schule oder nach Krynica gehen. Wir können umkom men!“ Ich zeige auf die Wach türme und flüste re mit rauher Stimme: „ Schau da hinauf! Wenn sie es sagen, sind wir tot. Man bekommt keine zweite Chance. Du mu ss t deinen Kopf gebrauchen.“
„ Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich war so voller Angst und verga ss , da ss ich es dabeihatte. Es war dumm, es war ganz dumm von mir. Wird Danka mir verzeihen können? “ Sie holt das Kopftuch aus der Tasche und gibt es mir.
Ic h gebe es ihr zurück. „Morgen ist sie mit dir im Näh r aum. Du sorgst dafür - kapiert?“
„Ja, Rena. Ich versprech’s dir. Ich werde denselben F ehler nicht noch einmal machen.“
„ Damit ist dir dann auch vergeben, Erna. Denk dran, Feh ler haben hier fatale Folge n.“
Am nächsten Tag kommt Danka in den Nähraum. Jetzt marschiere ich mit Emma allein hinaus. Ich vermisse meine Schwester ganz entsetzlich, a ber als ich am Abend auf den An wesenheitsappell warte, entspanne ich mich ein wenig, weil ich wei ss , da ss sie nicht geschlagen worden ist. Sie ist nicht tot. Doch das mit der Nähgruppe funktioniert nicht lange; da die Arbeit leichter ist, fangen im Lager alle an, sich wei ss e Kopftücher zu besorgen und in die Gruppe zu mogeln. Wir werden ihnen zu gewitzt. Deshalb reduzieren sie die Gruppe auf die Arbeiterinnen, die sie brauchen, und Danka ist eine der ersten, die gehen mu ss . Diesmal passe ich jedoch genau auf, nehme ih re Hand und hole sie in Emmas Gruppe. Ich lasse sie nicht noch einmal für einen Arbeitstag im Freien aus den Augen; das würden meine Nerven nicht mitmachen.
Erna lernt schnell und schafft es, Fela und sich selbst in die Kanada-Gruppe zu bringen. „ Das ist eine gute Arbeit, Rena “ , erzählt sie mir eines Abends. „ Es ist ganz leicht. Wir müssen nur Kleider z usammenlegen, und wenn die SS nicht hersieht, können wir die Taschen untersuchen, und finden jede Menge zu essen darin. Heute haben wir den ganzen Tag gegessen. Kekse und Orangen - ich habe sogar ein Stück Schokolade ge funden! Das B este daran ist, da ss es überda cht ist.“
„Da gibt es ein Dach?“ Schokolade übersteigt mei ne Vor stellungsgabe, aber mit einem Dach kann ich etwas anfangen.
Endlich eine Gruppe, die uns vor den Elementen schützt. Es ist unsere einzige Überlebensm öglichkeit , das wei ss ich; die Arbeit im Freien ist hart, und neben der SS ist das Wetter unser ärgster Feind, und der Winter naht.
„I ch habe für dich und Danka zwei rote Kopftü cher organisiert.“ Erna sieht sich um, ehe sie meine Hand in ihre nimmt. „ Morgen marschiert ihr mit uns mit. Nur fünfundzwanz ig werden mit ge nommen, kommt also rechtzeitig.“
I ch drücke dankbar ihre Hand und nehme die Kopftücher flink in einem unbeobachteten Moment entgegen. Ich wei ss , da ss sie mir meine Gefälligkeit danken will und sie sich noch immer schuldig fühlt, weil Danka geschlagen wurde. Ein wenig erleichtert gehe ich in unseren Block. Morgen werden wir drinnen arbeiten.
Vier Uhr morgens.
„Raus! Raus!“
Wir marschieren hinaus nach Kanada. Hier liegen bergeweise Kleider; seit der Zeit in Onkel Jakobs Kleidergeschäft habe ich nie mehr so viele Kleidungsstücke gesehen, in der Mitte des Raums steht ein lan ger Tisch, auf dem wir die Kleider z usammenlegen, aufeinanderlegen und mit Stricken zu s ammenbinden.
„ Wohin werden denn diese Kleider geschickt? “, flüstere ich Erna zu.
„ Na ch Deutschland“ , antwortet sie.
„ Was tust du da? “, poltert ein SS-Mann.
„ Nichts “ , wimmert ein Mädchen am anderen Tischende.
Er rei ss t seine Peitsche hoch und lä ss t sie klatschend auf ihre Hände sausen.
„ Du hast gegessen! Ihr seid zum Arbeiten hier, nicht, um eure dreckigen Gesichter zu stopfen!“
Er schlägt sie wieder und wieder. Ein Mädchen neben mir nimmt sich verstohlen etwas zu essen, als er abgelenkt ist.
Danka faltet vor ihr die Kleidungsstücke und starrt i ns Leere. Sie ist weit weg.
Ich falte einen Persi anermante l Als ich den seidenweichen Pelz berühre, erinnere ich mich liebevoll an das letzte Mal, als ich einen Persianerpelz angefasst habe. Schani hatte mir versprochen, dass ich eines Tages auch so einen schönen Mantel wie meine Tante bekommen sollte. Ich falte di e Ärmel nach hinten und denke da ran, wie schö n Tante Regina in ihrem Pelzmantel
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