Rendezvous im Hyde Park
waren, ebenso die Damen Cosgrove und Wimbledon, die, wenn er sich richtig erinnerte, Schwestern des Duke of Fenniwick waren. Der nicht anwesend war, obwohl sein Name an der Loge stand.
Sebastian bemerkte, dass die Tanten links und rechts von Lady Louisa saßen. Miss Winslow hingegen saß ganz allein in der ersten Reihe. Zweifellos hatten die Damen diese Maßnahme ergriffen, um ihre Nichte vor seinen Ränken zu beschützen.
Er lächelte. Dann konnte er sich Miss Winslow umso besser widmen, die in ihrer apfelgrünen Robe, wie ihm sofort aufgefallen war, einfach entzückend aussah.
„Mr Grey!", rief Lady Louisa aus.
Er verneigte sich. „Lady Louisa, Lady Cosgrove, Lady Wimbledon." Dann drehte er sich ein Stückchen, lächelte anders. „Miss Winslow."
„Mr Grey", sagte sie. Ihre Wangen röteten sich ein wenig, was im Kerzenlicht kaum zu sehen war. Aber es reichte, um ihn innerlich lächeln zu lassen.
Sebastian betrachtete das Platzangebot und war froh, dass er sich entschieden hatte, ein wenig früher und allein zu kommen. Er konnte sich nach vorn zu Miss Winslow setzen, den letzten Platz in der mittleren Reihe nehmen, neben der finster blickenden Lady Wimbledon, oder sich ganz hinten hinsetzen und abwarten, wer noch kommen würde.
„Ich kann nicht erlauben, dass Miss Winslow ganz allein da sitzt", verkündete er und nahm prompt neben ihr Platz.
„Mr Grey", sagte sie noch einmal. „Ich dachte, Ihr Vetter und seine Frau wollten ebenfalls kommen."
„Ja, schon. Aber es kam ihnen nicht gelegen, mich unterwegs abzuholen." Er drehte sich auf seinem Platz um, um Lady Louisa ins Gespräch einzubeziehen. „Da meine Wohnung nicht direkt auf dem Weg liegt."
„Dann war es sehr freundlich von Ihnen, nicht darauf zu bestehen", erklärte Lady Louisa.
„Mit Freundlichkeit hatte das nichts zu tun", schwindelte er. „Sie hätten mich so zeitig abgeholt, dass ich eine ganze Stunde früher hätte fertig sein müssen."
Lady Louisa lachte. Dann sagte sie, als wäre ihr der Gedanke ganz plötzlich gekommen: „Oh! Ich muss Ihnen für das Buch danken."
„Es war mir ein Vergnügen", murmelte er.
„Was für ein Buch?", erkundigte sich eine der Tanten.
„Ich hätte Ihnen auch eines schicken lassen", sagte er zu Miss Winslow, während Lady Louisa mit ihrer Tante sprach, „aber ich wusste nicht, wo Sie wohnen."
Miss Winslow schluckte unbehaglich und meinte: „Ahm, schon gut. Bestimmt leiht mir Lady Louisa ihr Exemplar, wenn sie fertig ist."
„O nein", erklärte Lady Louisa und beugte sich vor. „Das hier werde ich niemals verleihen. Es ist von der Autorin signiert."
„Von der Autorin signiert?", rief Lady Cosgrove aus. „Wie sind Sie denn an ein signiertes Exemplar gekommen?"
Sebastian zuckte mit den Schultern. „Ich habe es letztes Jahr zufällig entdeckt. Ich dachte, Lady Louisa würde sich vielleicht darüber freuen."
„Oh, das tue ich", versicherte sie ihm ernsthaft. „Das ist eines der aufmerksamsten Geschenke, das ich je bekommen habe."
„Oh, bitte lass es mich einmal anschauen", sagte Lady Wimbledon zu Lady Louisa. „Mrs Gorely ist eine meiner Lieblingsautorinnen. Was für eine reiche Vorstellungskraft!"
Sebastian fragte sich, wie viele signierte Gorely-Bücher er wohl zufällig entdeckt haben könnte. Als Geschenk war es offenbar unschlagbar und viel besser als alles, was er sich leisten konnte. Er beschloss, gleich j etzt den Grundstein für seine Geschichte zu legen: „Ich habe letzten Herbst in einem Buchladen ein komplettes signiertes Set gefunden", sagte er, recht zufrieden mit seinem Einfallsreichtum. Nunhatte er drei weitere Möglichkeiten, ein signiertes Buch zu verschenken. Wer weiß, wann er das noch brauchen konnte!
„Ich kann wirklich nicht von Ihnen verlangen, dass Sie Ihr Set zerreißen", murmelte Lady Louisa, offensichtlich in der Hoffnung, dass er ihr sagen würde, es sei kein Problem.
„Das ist kein Problem", versicherte er ihr. „Das ist noch das Wenigste, was ich im Ausgleich für einen so wunderbaren Platz in der Oper tun kann." Er nutzte die Gelegenheit, Miss Winslow ins Gespräch zu ziehen. „Sie haben großes Glück, dass Sie in Ihrer ersten Oper gleich hier sitzen können."
„Ich freue mich schon darauf", sagte sie.
„So sehr, dass es Ihnen nichts ausmacht, neben mir zu sitzen?" , fragte er leise.
Er sah, dass sie ein Lächeln unterdrückte. „Allerdings."
„Man sagt mir immer wieder, ich sei recht charmant", meinte er.
„Wirklich wahr?"
„Dass ich
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