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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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deswegen ins Gebet nehmen möchtest, dann geh zu meinem Onkel."
    „Also schön, tut mir leid", sagte Olivia so zerknirscht, dass er ihr glaubte. „Mir ist klar, dass dein Onkel die Szene ganz allein heraufbeschworen hat, aber das Endergebnis ist dasselbe: Miss Winslow sitzt in einer schrecklichen Klemme, und du bist der Einzige, der sie retten kann."
    Sebastian nahm noch einen Bissen von seinem Frühstück und tupfte sich dann sorgfältig den Mund ab. An Olivias Aussage gab es mindestens zehn Dinge, an denen er Anstoß hätte nehmen können, wenn er die Sorte Gentleman gewesen wäre, die Anstoß nahm an Bemerkungen, die Frauenzimmer im Zorn äußerten. Als da wären:
    Erstens: Miss Winslows Klemme war gar nicht so schrecklich, da sie anscheinend zweitens kurz davor stand, die Countess of Newbury zu werden, was ihr drittens jede Menge Reichtum und Ansehen einbringen würde, selbst wenn Lord Newbury Teil des Geschäfts war, den nun wirklich keiner als Errungenschaft bezeichnen würde.
    Ganz zu schweigen von viertens: Sebastian war derjenige, der das blaue Auge mit sich herumtragen musste und fünftens den Inhalt von Lord Newburys Glas ins Gesicht geschüttet bekommen hatte, nur weil sie sechstens nicht daran gedacht hatte, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass sein Onkel ihr den Hof machte, obwohl sie doch siebtens ganz genau wusste, dass sie miteinander verwandt waren, da sie achtens vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen wäre, als er ihr an jenem Abend auf der Heide seinen Namen verraten hatte.
    Aber vielleicht sollte er sich mehr auf den zweiten Teil von Olivias Bemerkung konzentrieren, in dem sie sich dahin gehend geäußert hatte, dass er der Einzige sei, der Miss Winslow retten könne. Denn neuntens sah er keinen Grund, warum dies der Fall sein sollte, und zehntens verstand er auch nicht, wieso ihn das interessieren sollte.
    „Nun?", fragte Olivia. „Fällt dir zu dieser Sache irgendetwas ein?"
    „Sogar eine ganze Menge", sagte er gelassen und widmete sich wieder seinem Frühstück. Nach einigen Momen-ten blickte er auf. Olivia hielt die Tischplatte so fest um-klammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, und ihr Gesichtsausdruck ...
    „Pass bloß auf", murmelte er. „Wenn du so weitermachst, wird die Milch noch sauer ..."
    „Harry!", schrie sie.
    Harry senkte die Zeitimg. „Es freut mich zwar, dass du meine Meinung hören möchtest, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich zu dieser Unterhaltung nichts beizutragen habe. Ich glaube, ich würde Miss Winslow nicht mal erkennen, wenn ich auf der Straße über sie stolpern würde."
    „Du hast einen ganzen Abend mit ihr in der Loge verbracht", sagte Olivia ungläubig.
    Harry ließ sich das durch den Kopf gehen. „Vielleicht würde ich ihren Hinterkopf erkennen, wenn das der Anblick wäre, den sie mir böte."
    Sebastian lachte, verkniff es sich aber umgehend wieder.
    Olivia fand das nicht lustig. „Ach, von mir aus", sagte er und hob ergeben die Hände. „Sag mir, wieso das alles meine Schuld ist und wie ich es in Ordnung bringen kann."
    Olivia starrte ihn einen endlosen Moment lang an und sagte dann ziemlich geziert: „Ich bin froh, dass du fragst."
    Harry verschluckte sich an irgendetwas. Vermutlich seinem Gelächter. Sebastian hoffte, dass es seine Zunge war.
    „Hast du irgendeine Ahnung, was die Leute über Miss Winslow reden?", fragte Olivia.

    Da Sebastian sich die letzten zwei Tage in seiner Unterkunft vergraben und daran gearbeitet hatte, die fiktive Miss Spencer unter dem fiktiven Bett ihres fiktiven Schotten hervorzuholen, wusste er nicht, was die Leute über Miss Winslow redeten.
    „Nun?", fragte Olivia.
    „Nein", gab er zu.
    „Sie sagen ...", sie beugte sich vor, und ihre Miene war dergestalt, dass Sebastian dem dringenden Bedürfnis, vor ihr zurückzuzucken, nur knapp widerstehen konnte, „... dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis du sie verführst."
    „Sie wäre nicht die erste Dame, von der man das sagt", erklärte Sebastian.
    „Das ist etwas anderes", erklärte Olivia zähneknirschend,
    „und das weißt du auch ganz genau. Miss Winslow ist keine deiner lustigen Witwen."
    „Meine lustigen Witwen liegen mir sehr am Herzen", murmelte er, um sie zu ärgern.
    „Die Leute sagen", stieß sie hervor, „dass du sie ruinieren wirst, nur um deinem Onkel einen Strich durch die Rechnung zu machen."
    „Das habe ich ganz sicher nicht vor", erklärte Sebastian,
    „Und das wird sich der Rest der Gesellschaft wohl auch denken, wenn erst

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