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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wollte schon sagen, ja, natürlich wolle er ihr helfen. Er würde tun, was er konnte, um sie vor seinem Onkel zu beschützen, um ihre Familie zu retten und ihre Brüder weiter auf die Schule gehen zu lassen, aber dann sah er, dass sie auf die Bänder ihres Unterhemds deutete. Sie wollte nur, dass er ihr beim Anziehen half.
    Also half er ihr dabei. Er band die Bänder und knöpfte die Knöpfe, und er sagte kein Wort, als sie sich ans Fenster setzte und er sich an die Tür.
    Sie warteten. Und warteten. Und nach, wie es sich an-fühlte, stundenlangem Warten stand Annabel auf und sagte:
    „Sie ist zurück."
    Sebastian erhob sich, beobachtete Annabel, die aus dem Fenster sah und Olivia in der Kutsche beobachtete. Dann drehte sie sich um, und es entschlüpfte ihm einfach:
    „Willst du mich heiraten?"

    Annabel wäre beinahe umgekippt. „Was?"
    „Nicht gerade die Antwort, die ich erwartet habe", murmelte Sebastian.
    Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen. „Du willst mich heiraten?"
    Er legte den Kopf schief. „Ich glaube, danach hatte ich mich gerade erkundigt, ja."
    „Das brauchst du nicht", versicherte Annabel ihm, weil...
    weil sie ein Dummkopf war und Dummköpfe genau das taten, wenn ein Mann um ihre Hand anhielt. Sie sagten ihnen, sie brauchten das nicht zu tun.
    „Sagst du Nein?", fragte er.
    „Nein!"
    Er lächelte. „Dann sagst du also Ja!"
    „Nein." Lieber Himmel, ihr war ganz schwindelig.
    Er tat einen Schritt auf sie zu. „Du drückst dich nicht sehr klar aus, Annabel."
    „ Du hast mich mit Absicht überrumpelt", warf sie ihm vor.
    „Ich habe mich selbst überrumpelt", sagte er sanft.
    Sie packte die Lehne des Stuhls, auf dem sie vorhin gesessen hatte. Es war ein schrecklich imbequemes Möbelstück, aber es stand am Fenster, und sie hatte nach Lady Olivia Ausschau halten wollen - ach, zum Kuckuck, was dachte sie über den blöden Stuhl nach! Sebastian Grey hatte ihr soeben einen Heiratsantrag gemacht.
    Sie sah aus dem Fenster. Lady Olivia saß noch in der Kutsche. Ihr blieben zwei, maximal drei Minuten. „Warum?", fragte sie Sebastian.
    „Du fragst mich warum?"
    Sie nickte. „Ich bin keine Jungfrau in Nöten. Na ja, vielleicht schon, aber es ist nicht deine Sache, mich zu retten."
    „Nein", stimmte er zu.

    In Windeseile hatte sie sich dieses Argument zurechtgelegt. Kein sehr gutes, aber immerhin ein Argument. Seine Reaktion verblüffte sie. „Nein?"
    „Du hast recht. Es ist nicht meine Sache." Er kam zu ihr, schloss verführerisch den Abstand zwischen ihnen. „Ich würde es aber sehr gern tun."
    „Ach herrje."
    Er lächelte.
    „Ich bin wieder da!" Das war Lady Olivia aus der Eingangshalle.
    Annabel sah zu Sebastian auf. Er stand sehr nahe bei ihr.
    „Ich habe dich geküsst."
    Sie brachte keinen Ton heraus. Sie konnte kaum atmen.
    „Ich habe dich so geküsst, wie ein Ehemann seine Ehefrau küsst."
    Plötzlich war er ihr noch näher als davor. Nun bekam sie wirklich keine Luft mehr.
    „Ich glaube", murmelte er, und sein Atem war so nahe, dass er ihr die Haut wärmte, „dass es dir gefallen hat."
    „Sebastian?" Das war Lady Olivia. „Oh!"
    „Später, Olivia", sagte er und drehte sich nicht einmal um. „Und mach die Tür zu."
    Annabel hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. „Sebastian, ich bin mir nicht sicher ..."
    In diesem Augenblick ging die Tür wieder auf, und Lady Olivia kam hereingerauscht. „Tut mir leid, aber das geht nicht."
    „Doch, das geht, Olivia", stieß Sebastian hervor.
    „Nein, es geht nicht. Es ist mein Haus, sie ist unverheiratet, und ..."
    „Und ich bitte sie gerade, meine Frau zu werden."
    „Oh!" Die Tür schloss sich wieder.
    Annabel versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber es fiel ihr schwer. Sebastian lächelte auf sie herab, als hätte er sie am liebsten von Kopf bis Fuß angeknabbert, und sie empfand in Körperregionen, deren Existenz sie bisher nie viel Bedeutimg beigemessen hatte, plötzlich die merkwürdigsten Dinge. Aber sie konnte nicht vergessen, dass Lady Olivia mit ziemlicher Sicherheit draußen vor der Tür stand, und sie konnte auch nicht vergessen, dass ...
    „Moment mal!", rief sie aus und schob die Hände zwischen sich und ihn. Dann drückte sie, und als das nichts half, stieß sie ihn von sich weg.
    Er trat einen Schritt zurück, hörte aber nicht auf zu lächeln.
    „Gerade hast du zu ihr gesagt, du willst mich gar nicht heiraten", sagte sie.
    „Hmmm?"
    „Vor ein paar Stunden. Als ich geweint habe. Du hast gesagt, du

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