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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie, daß Devon auf einem schmalen Bett lag. Sein Hemd und seine Stiefel hatte er auf eine Bank geworfen. Seine dunkle Haut schimmerte im Mondlicht. Das schwarze Haar kräuselte sich üppig im Nacken. Er sah so jung aus — wie einer von Crazy Bears Kriegern. Sie dachte an die Kette, die er damals getragen hatte.
    Sie schlich auf Zehenspitzen zu einer Bank, die neben dem Bett stand. Ich sollte gehen, dachte sie. Ich sollte den Essenskorb abstellen und schnell wieder verschwinden. Seine Finger zuckten im Traum. Sie wollte ihn so gern berühren! Da öffneten sich seine Augen. Ihr strahlendes Blau schien so gar nicht zu seiner dunklen Haut zu passen.
    »Ich habe dir dein Abendessen gebracht«, sagte sie leise. »Ich wäre nicht hereingekommen. Aber Doll Stark hat mich hergeführt. Ich dachte, die Tür führte nach draußen«, gestand sie etwas zu hastig. Natürlich erklärte das nicht, warum sie nur einen halben Meter von ihm entfernt saß, und auch nicht, warum sie die Hand ausgestreckt hatte, um seine Finger zu streicheln!
    Er setzte sich auf und fuhr mit der Hand durch sein volles dunkles Haar. Sie fragte sich, ob es sich wohl weich oder rauh anfühlte. Er hatte keine Haare auf seiner muskulösen Brust...
    »Du brauchst mir nichts zu bringen.«
    Lächelnd musterte sie ihn. »Ich weiß, aber ich habe es gern getan. Schließlich war ich die Ursache dafür, daß du weder gegessen noch geschlafen hast.«
    Devon nahm ihr den Korb ab. »Das habe ich doch nicht so gemeint. Manchmal gerate ich so in Rage, daß ich Sachen sage, die ich gar nicht sagen will. O Mann! Ist das wirklich ein Brathuhn?«
    »Ein ganzes Huhn und ein Apfelkuchen!«
    »Das kann ich bestimmt nicht alles aufessen.«
    »Versuche es doch einmal.« Während Devon eine saftige Hühnerkeule verspeiste, sah sie sich in dem Zimmer um.
    An einer der Wände hing ein Bord. Sie ging hin, um sich die Schnitzereien, die darauf standen, anzuschauen. Sie konnte in der Dunkelheit nicht alles erkennen, aber es schienen noch mehr Kunstwerke von der Art zu sein, die sie schon im Laden bewundert hatte. Sanft fuhr sie mit den Fingern über die glatten, polierten Flächen der Schnitzarbeit. »Hast du das gemacht?«
    Er nickte kauend.
    »Devon, weißt du eigentlich, daß das Kunstwerke sind? Im Osten würden sie für so etwas eine Menge Geld bezahlen!«
    Er hielt einen Moment im Essen inne. »So ein bißchen Schnitzen! Mein Pa konnte das viel besser als ich.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Sie nahm eine Figur vom Bord. »Was war dein Vater eigentlich für ein Mensch?«
    Devon lächelte. »Er war ein guter Mensch. Jeder mochte ihn gern. Der beste Pa, den sich ein Junge wünschen kann. Er ließ mir ziemlich freie Hand. Versohlte mich auch, wenn es nötig war.«
    »Er war noch nicht sehr alt, als er starb, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Devon bedrückt.
    »Wie ist es denn passiert?« fragte sie leise.
    »Ein Bär.« Es schien so, als ob Devon seine ganze Trauer und den Schmerz, den er empfunden hatte, als er zusehen mußte, wie sein geliebter Pa von einem Bären zerrissen wurde, in diesen beiden Worten ausdrücken wollte. Gaylon hatte ihn damals mit aller Kraft festgehalten, sonst hätte sich Devon mit bloßen Händen auf das Untier gestürzt. Devon hatte sich später oft gefragt, woher der alte Mann die Kraft genommen hatte, denn er war damals immerhin ein gesunder, junger Mann von dreiundzwanzig gewesen.
    »Nimm dir ruhig ein paar davon mit.« Er deutete auf die Figuren. »Oder nimm sie alle, ist mir egal.«
    »Es sollte dir aber nicht egal sein, Devon. Die Schnitzereien sind wunderschön, und du darfst sie nicht einfach verschenken!«
    »Ich versteh’ nicht, was du meinst.«
    »Du darfst sie nicht jedem geben.«
    »Warum denn nicht?« fragte er herausfordernd. »Sie gehören mir, und da, wo sie herkommen, gibt es noch viel mehr!«
    »Devon Macalister, wage es nicht, noch einen Streit mit mir anzufangen! Ich habe genug für einen Abend.«
    Ihre Worte erinnerten ihn an Cord, und er aß schweigend weiter.
    »Ich würde gerne eine der Figuren haben, obwohl mir die Entscheidung ziemlich schwerfallen wird. Im Augenblick ist es sowieso zu dunkel.« Sie ging zu Devon. »Ich würde den Korb gern wieder mitnehmen. Natürlich nur, wenn du fertiggegessen hast.«
    »Das war gut — die beste Mahlzeit, die ich je hatte«, sagte er schläfrig und streckte sich auf dem Bett aus. »Danke.«
    »Gute Nacht, Devon«, sagte sie an der Tür.
    »Gute Nacht, Lynna.«
    Am nächsten

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