Rendezvous in Kentucky

anfangs angenommen hatte. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf. »Welche Farbe haben deine Augen eigentlich?«
    »Ich... ich weiß nicht«, stammelte Linnet mit versagender Stimme.
    Cord lachte leise und warf einen arroganten Blick zu Devon hinüber. »Mac, alter Freund, wäre es nicht am besten, ich würde die kleine Dame nach Sweetbriar bringen? Du willst doch nicht, daß dein Pferd vor Erschöpfung zusammenbricht, oder?«
    »Nein«, ließ sich Linnet bestimmt vernehmen. »Devon...«
    »Devon?« unterbrach Cord sie. »Ach ja, irgendwie erinnere ich mich daran, daß dein richtiger Name Devon ist. Aber ehrlich, ich kenne niemanden, der dich so nennt.«
    Devon starrte ihn wütend an. »Nimm sie ruhig mit. Ich hab’ sie nicht gepachtet.«
    Cord grinste. »Bin sehr froh, das zu hören, Junge.« Ehe Linnet widersprechen konnte, packte er sie, setzte sie in den Sattel seines Schimmels, saß hinter ihr auf und trieb das Pferd mit einem Zungenschnalzen an. »Nun, kleines Mädchen, jetzt erzähl’ mir mal, warum du nach Sweetbriar gekommen bist.«
    Sie schilderte kurz, wie Devon sie vor den Indianern gerettet hatte.
    Sein Lachen stieg in die klare Morgenluft. »Also, wenn das keine Art ist, eine Frau zu beeindrucken, dann weiß ich es nicht! Der alte Mac hat also Gefleckter Wolf getötet. Crazy Bear wird ihm das nie vergeben — Gefleckter Wolf war sein Bruder.«
    Als sie ein paar Stunden später in Sweetbriar ankamen, erwartete sie die ganze Stadt auf der Lichtung. Die Leute waren ein wenig überrascht, Linnet auf Cords Schimmel zu sehen. Nichtsdestotrotz waren sie erleichtert, sie unverletzt wiederzuhaben.
    Floyd Tucker hob Linnet vom Pferd. »Das, was geschehen ist, tut mir wirklich leid, Linnet.«
    »Und mir erst«, bekräftigte Wilma, deren Augen schon wieder feucht wurden. »Ich habe nur an mich und meine Probleme gedacht.«
    »Ist schon in Ordnung, Wilma.« Linnet klopfte ihr beschwichtigend auf den Arm.
    »Gar nichts ist in Ordnung!« Devon glitt von seinem Pferd. Er war auf einem anderen Weg zurückgeritten. »Linnet hätte umkommen können, als sie nach deinem Sohn gesucht hat!«
    Wilma schluchzte.
    »Devon! Jetzt ist wirklich alles gut. Mir ist nichts geschehen«, beharrte Linnet.
    »Nichts geschehen! Ich habe seit gestern mittag weder gegessen noch geschlafen, und du behauptest nun, es wäre nichts geschehen!«
    Sie funkelte ihn zornig an, ihr Mund war schmal wie ein Strich. »Es tut mir sehr leid, daß ich dir solche Unannehmlichkeiten bereitet habe. Ich kann dir ja jetzt etwas zu essen machen!«
    Seine Erwiderung stand der ihren in nichts nach. »Ich möchte dich nicht von deinen anderen Pflichten — oder Interessen abhalten. Wenn du mich entschuldigen würdest — ich hab’ noch zu tun!« Er ging in seinen Laden und knallte die Tür hinter sich zu.
    Gaylon stieß Doll an. »Warum benimmt er sich wie ein aufgescheuchtes Huhn?«
    Doll spuckte gemächlich seinen Tabaksaft aus und wies auf Cord. Der Trapper stand in einer Menschentraube, die nur aus Frauen bestand. Von den siebenjährigen Starkzwillingen bis zu Agnes Emerson. »Ich glaube, der da ist Macs Problem. Ist es immer gewesen...«
    Gaylon schaute verächtlich drein. »Warum den eine Frau will, werde ich nie begreifen. Das ist doch kein Mann — das ist ein Fleischberg, der sich mit ein paar Federn aufgeputzt hat.«
    »Anscheinend lieben Frauen solche Fleischberge.«
    Linnet saß in ihrem Blockhaus und genoß die behagliche Ruhe ihres Heims. Sie wusch sich Hände und Gesicht. Sie schaffte es gerade noch, ein paar Knöpfe ihres Kleides zu öffnen, bevor sie auf das Bett sank und sofort einschlief. Ein Klopfen an der Tür weckte sie. Verschlafen sah sie aus dem Fenster. Draußen wurde es bereits dämmrig. Devon war zum Abendessen und zum Unterricht gekommen. Schlaftrunken rief sie: »Herein!«, noch ehe sie sich daran er-innerte, daß Devon es nicht mochte, wenn sie nicht selbst die Tür öffnete.
    Im Türrahmen erschien Cord Macalister. »Na, wenn das kein Anblick für meine müden Augen ist.« Sein Blick glitt von ihrem vom Schlaf geröteten Gesicht über die herrlichen goldenen Haare, die über ihre Schultern flossen, bis hin zu dem Kleid, das die köstlich geschwungene Linie der Brüste betonte.
    »Cord, ich habe dich nicht erwartet...«
    »Hast wohl gedacht es ist Mac? Er ist ein Glückspilz.«
    Hastig ordnete Linnet ihr Kleid und schlang ihr Haar zu einem Knoten. »Was kann ich für dich tun?«
    Der Trapper setzte sich an den Tisch und streckte