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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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prophezeite er und schürte das Feuer. »Ich fürchte, der Altweibersommer hat sich soeben verabschiedet. Jetzt steht der Winter vor der Tür.«
    »Wie gut, daß du diese Höhle hier kanntest.« Ihre Augen wurden weit, als er schuldbewußt schwieg.
    Mit lachenden Augen wandte er sich ihr zu. »Das war sicher gut.« Er machte es sich auf dem sandigen Boden bequem, legte den Kopf auf seinen Arm und streckte die Hand nach ihr aus. »Warum kommst du nicht her? Wir könnten da weitermachen, wo wir vom Regen unterbrochen wurden.«
    Sie starrte ihn fassungslos an. Der kalte Regen war wie eine Mauer, die sie in der Höhle einschloß. Ihr Blick schweifte zu dem Stapel Feuerholz. Dann erhob sie sich, ging zum Eingang der Höhle und schaute in den Regen hinaus. Die Kälte ließ sie erschaudern. »Du hast das geplant, nicht wahr?« fragte sie ruhig.
    »Man kann ein solches Unwetter nicht vorausahnen.«
    »Du bist ein erfahrener Trapper und weißt, wie schnell das Wetter in Kentucky Umschlägen kann.«
    Sein Grinsen gefror, und seine Augen wanderten begehrlich über ihre Gestalt, an der das nasse Kleid klebte. »Sicher kann man behaupten, daß ich mir ein paar Gedanken darüber gemacht habe, was ich heute anfangen will. Ich dachte, daß ich mich möglichst gut vorbereiten sollte. Was ist denn schon dabei? Es wird nichts geschehen, was du nicht ebenso genießen wirst wie ich.«
    »Sag mir eines, Cord — was würde geschehen, wenn ich jetzt nein sagen würde?«
    Er sah sie überrascht an. »Nun, wenn ich so drüber nach-denke, dann weiß ich es nicht genau. Mich hat noch keine Frau zurückgewiesen.«
    Linnet sah ihn weiter fordernd an, und sein Gesichtsausdruck wurde härter.
    »Um die Wahrheit zu sagen, Linnet — ich würde es ganz und gar nicht mögen, wenn du jetzt nein sagen würdest.«
    Sie sah wieder in den Regen hinaus.
    »Du willst doch nicht etwa da rausgehen? Ich würde es dir nicht raten. Von Minute zu Minute wird es kälter, und ich bezweifle, daß du den Rückweg nach Sweetbriar findest. Warum hörst du nicht auf, die gekränkte Unschuld zu spielen und kommst zum Feuer zurück?« Er musterte sie eingehend, dann lachte er auf einmal. »Ich glaube fast, du bist noch Jungfrau. Du hast Angst! Aber ich kann dir versichern — es gibt nichts, wovor du dich fürchten müßtest. Ich werde sehr sanft mit dir umgehen, und es wird nur ein bißchen weh tun.«
    Entschlossen ging sie zum Feuer zurück und griff sich ihr Umschlagtuch. Cord versuchte sie am Rock zu packen, doch sie riß sich los. Er setzte sich auf, seine Augen schossen Blitze. »Du gehst nicht da hinaus!«
    »Ich fürchte, du läßt mir keine Wahl. Entweder bleibe ich hier und...« Sie seufzte. »Oder ich versuche draußen mein Glück. Ich ziehe den Regen vor.«
    Er stand auf, sein Gesicht war wutverzerrt. »Ich habe noch keiner Frau Gewalt angetan, und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen.«
    Sie hielt beim Verknoten ihres Schals inne. »Bedeutet das, du würdest mich in Ruhe lassen, wenn ich hierbliebe?« Das Glühen in seinen Augen sagte ihr mehr als tausend Worte. »Dann habe ich wirklich keine andere Wahl.«
    »Glaub bloß nicht, daß ich dich retten werde, wie Mac es getan hat! Wenn du da rausgehst, dann bist du allein. Ich sehe dich dann auf deinem Begräbnis!« Sein Blick wanderte über ihren Körper. »So eine Verschwendung!« knurrte er.
    Linnet sah noch ein letztes Mal das Feuer an, dann trat sie in den Eisregen hinaus.
    Cord schaute ihr einen Moment nach, dann drehte er sich um und ließ sich auf die Decke neben dem Feuer sinken. »Ist sie nicht toll?« fragte er laut und schüttelte den Kopf. Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. Er würde einige Minuten abwarten und dann hinter ihr hergehen. Sie würde so durchgefroren sein, daß sie ihm bestimmt willig folgen würde. Er streckte sich aus. Die Kleine hat Mut, dachte er. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau so begehrt wie dieses zierliche Mädchen.
    Linnet merkte ziemlich rasch, daß Cord recht gehabt hatte. Der kalte Regen ging in einen Hagelschauer über. Eine Eisschicht bedeckte ihre Haare und das Umschlagtuch. Ihre Füße waren bald gefühllos, aber sie kämpfte weiter mit gesenktem Kopf gegen das Unwetter an. In einem Punkt hatte sich Cord geirrt: Linnet besaß einen exzellenten Orientierungssinn. Sie hielt geradewegs auf Agnes Emersons Haus zu. Einmal sah sie Cords weiße Büffellederhosen durch das Laub schimmern. Sie versteckte sich hinter einem Baumstumpf und wartete, bis er

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