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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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diese schmalen Schultern laden? Verdammt! In den letzten Wochen hatten es alle in Sweetbriar so gemacht, weil sie wußten, daß Linnet ihnen zuhörte. Immer verhielt sich Linnet wie eine echte Freundin. Aber was sie ihr damit antaten, interessierte niemanden. »Möchtest du mir nicht erzählen, was geschehen ist, Linnet?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie wollte diese schrecklichen Szenen vergessen.
    Er streichelte sanft ihre Wange. »Ich verrate niemandem etwas davon. Komm, erzähl es mir.«
    Stockend zuerst, doch dann immer freier berichtete sie ihm die ganze Geschichte. Zuletzt sprudelten die Worte wie ein Sturzbach aus ihrem Mund: Wie sie der Schreck gelähmt hatte, ihre Mutter, die in ihrem Blut lag, daß sie nichts über das Schicksal ihres Vaters wußte, der kräfteraubende Marsch mit den Kindern, ihre Angst, allein zurückgelassen zu werden, als die Indianer sie geschlagen hatten. In Devons Armen fühlte sie sich herrlich sicher. »Ich hatte Angst, so furchtbare Angst, Devon.«
    Er strich zart über ihren Arm. »Du brauchst nie mehr Angst zu haben. Ich bin hier, und jetzt bist du in Sicherheit.«
    »In deiner Nähe fühle ich mich immer sicher und geborgen. Immer warst du in meiner Nähe, wenn ich dich brauchte.« Sie lehnte sich etwas zurück und sah zu ihm auf. Sanft strich er ihr einige tränennasse Haarsträhnen aus dem
    Gesicht. Der rotgoldene Schein der aufgehenden Sonne umhüllte sie.
    Ihre Brüste preßten sich weich an seinen Oberkörper. Ihr Mund war dem seinen verführerisch nahe. Er senkte seinen Kopf, um sie zu küssen.
    Aber Linnet drehte den Kopf weg. »Ich hatte solche Angst, daß Jessie auch von den Indianern entführt worden ist. Er hätte dann seine Familie nie mehr wiedergesehen — genau wie die anderen Kinder auch. Devon, du hättest den kleinen Ulysses kennen sollen! Er war ein hübscher Junge und so lieb! Jessie ist genau wie er.«
    Devon gab sie widerwillig frei. »Du läßt auch nie locker, was? Du treibst mich noch dazu, daß ich mich wegen dieser verdammten Kinder schuldig fühle! Dabei bedeuten sie mir nichts!«
    »Ach, ein Streit unter Liebenden?« fragte eine Stimme über ihnen.
    Die beiden schreckten hoch. Cord Macalister stand hoch wie ein Turm vor ihnen — er war eine wahrhaft blendende Erscheinung. Breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt, stand er in seinem reichverzierten, weißen Büffellederanzug da. Das frühe Sonnenlicht spiegelte sich in den vielen Glasperlen, mit denen seine Jacke besetzt war.
    Sein dickes, welliges Haar strahlte golden wie die Sonne. Seine Augen leuchteten in tiefem Blau. Er musterte Linnets Gesicht. Er war sich sicher, daß sie ebenso reagieren würde wie alle Frauen, die ihm zum ersten Mal begegneten. Als Linnets Züge sich verklärten, belohnte er sie mit einem Lächeln, von dem viele Frauen behaupteten, daß es die Sterne verblassen ließ.
    Auch Devon hatte bemerkt, wie dieser Mann auf Linnet wirkte. Er sah sie verächtlich an, schob sie von seinem Schoß und half ihr auf. Als sie ihn daraufhin fragend anblickte, schaute er weg. »Cord«, sagte Devon mit spröder Stimme, »ich hab’ dich nicht so früh erwartet.«
    »Was meinst du damit — so früh im Jahr oder so früh am Morgen?« Cord lächelte Linnet zu.
    Devon knirschte mit den Zähnen. Warum streckt Linnet nicht ihre Hand aus und stellt sich vor, wie sie das sonst immer getan hat? dachte er. »Das ist Linnet Tyler. Linnet, das ist Cord Macalister.«
    »Tyler, wirklich? So, wie ihr zwei euch angeschmachtet habt, habe ich doch angenommen, daß sie eine Macalister ist. Wie schön zu wissen, daß sie noch frei ist.« Sein Blick glitt über ihre Gestalt und blieb an ihrem zerzausten Haar haften. »Ich bin wirklich froh darüber.«
    Devon fühlte, wie der Haß gegen diesen Mann wieder in ihm aufstieg. Haß, der während vieler Jahre entstanden war. Die Reaktionen der Frauen auf Cords imponierende männliche Schönheit waren immer gleich. »Komm jetzt.« Devon ergriff Linnets Arm. »Laß uns nach Sweetbriar reiten. Du mußt ins Bett. Siehst furchtbar aus.«
    »Nun, da sind wir unterschiedlicher Meinung, kleiner Vetter. Ich finde, daß die kleine Lady sehr hübsch ist. Hast du nur das eine Pferd dabei?«
    »Ja, ich habe Linnet eben erst gefunden.« Devon erzählte kurz von Jessies Verschwinden, und daß Linnet nach ihm gesucht hatte.
    »Dein Pferd ist vermutlich sehr erschöpft.« Cords Blick schwenkte hinüber zu Linnet. Ihre Verbindung zu Mac schien nicht so eng zu sein, wie er

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