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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schallte das Geräusch einer Axt herein. Doyle spaltete Feuerholz. Der Schnee dämpfte alle Geräusche.
    »Warum haßt Devon Cord so sehr?« Linnet hielt den Kopf gesenkt. Sie mußte es einfach wissen, ganz gleich, was Agnes darüber dachte.
    Agnes schien nicht abgeneigt zu sein, über dieses Thema zu sprechen. »Mac traf Cord zum ersten Mal, als er gerade achtzehn war. Sie sahen sich an und... waren Feinde fürs Leben. Zuerst waren sie nur Rivalen. Weißt du, jeden Sommer kommen hier die Trecks mit neuen Siedlern durch. Cord und Mac trieben da immer so einen Wettbewerb — der Sieger war derjenige, in den sich im Lauf des Sommers die meisten Mädchen verliebten.«
    Ungläubig sah Linnet die ältere Frau an. Agnes schmunzelte. »Ja, ich weiß, es ist eine ziemlich blöde Sache gewesen. Ich habe mal mit Slade darüber gesprochen, aber der ließ nie was auf seinen Jungen kommen. Mac war sein ein und alles. Aber ich war es leid, dauernd die heulenden Mädchen zu trösten, während Mac und Cord sich amüsierten! Im letzten Sommer aber kam es anders. Ein kleines Mädchen namens Amy Trulock fuhr hier durch, und Mac verliebte sich zum ersten Mal richtig.«
    Agnes schien nicht zu bemerken, daß Linnet große Augen machte und gebannt lauschte. »Als Amy hier auftauchte, war Cord nicht da. Aber als er wiederkam, fing er an, seinen Charme bei Amy auszuspielen. Genau wie immer, nur daß diesmal bei Mac die Dinge anders lagen. Ich weiß ziemlich genau, was dann passierte, weil Lyttle und Mac zusammen auf der Jagd waren. Sie haben Amy und Cord beobachtet, wie sic nackt im Fluß schwammen. Seit diesem Tag dreht Mac halb durch, wenn er Cord nur sieht.«
    Sie schwiegen minutenlang, und Agnes betrachtete nachdenklich Linnets gesenkten Kopf. Sie fragte sich, was das Mädchen wohl über Macs Verhalten dachte. Sie, Agnes, wußte, daß Mac Linnet nicht besucht hatte, weil er den Verdacht hatte, daß sie etwas mit Cord angefangen hatte. Das Erlebnis mit Amy Trulock hatte ihn wohl mehr getroffen, als er selbst ahnte. Er war einfach noch nicht fähig, sich wieder richtig für eine Frau zu interessieren. Mac wollte nicht wieder verletzt werden.
    Früh am nächsten Morgen ging Linnet zurück in ihre Hütte. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, Agnes und ihre Familie davon zu überzeugen, daß sie wieder gesund und durchaus in der Lage war, für sich selbst zu sorgen. Schließlich hatte sie Agnes verzweifelt angeblickt, und die ältere Frau hatte begriffen, daß Linnet allein sein wollte.
    Der Boden, über den sie lief, war schlammig. Die kühle Luft war erfrischend nach der langen Zeit in der Hütte der Emersons. Es war nur noch hier und da Schnee zu sehen. Linnet schritt beherzt aus und versuchte die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. Seit Agnes ihr gestern über Devons Leben berichtet hatte, konnte sie an nichts anderes mehr denken. Sie sah ihn vor sich — der kleine Junge, der um seine Mutter weinte, der erwachsene Mann, der zusehen mußte, wie das Mädchen, das er liebte, nackt mit seinem Vetter im Fluß badete. Linnet begriff jetzt, warum er sie nicht besucht hatte. Devon hatte schon den Stab über sie gebro-chen und des gleichen Verbrechens für schuldig befunden wie Amy Trulock. Natürlich konnte sie jetzt zu ihm gehen und alles klarstellen und ihm über ihr Erlebnis mit Cord Bericht erstatten.
    Aber warum sollte sie das tun? Ja, warum? Wenn sie jetzt um sein Vertrauen bettelte, dann würde sie in einen Teufelskreis geraten. Immer wieder würde sie sich dann vor ihm für ihr Verhalten rechtfertigen müssen. Nein! Er mußte sie akzeptieren, so wie sie war. Wenn er dachte, sie würde ihre Nächte bei anderen Männern verbringen, dann konnte sie es auch nicht ändern. Er mußte erkennen, daß sie, Linnet Tyler, anders war als Amy Trulock. Panik überkam sie, als sie darüber nachdachte, was ihr Entschluß letztendlich bedeuten könnte — Devon könnte so wütend werden, daß er sie gar nicht mehr beachtete. Aber gut, wenn er so reagierte, dann wäre es sicher besser, ihn loszusein, sagte sie sich selbst. Gleich darauf mußte sie lächeln. Sie selbst würde ihm nämlich bis ans Ende der Welt nachlaufen!
    Die Lichtung kam in Sicht. Voller Verwunderung sah Linnet Rauch aus dem Schornstein ihrer Hütte aufsteigen. Sie raffte ihre Röcke und lief zur Tür. Außer Atem betrat sie den Innenraum. Sie lehnte sich gegen die Tür und überprüfte das Zimmer. Im Kamin flackerte ein Feuer, alles war sauber und aufgeräumt.
    Die vier Schnitzereien

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